Autor Thema: Einfache Frage zu Zündspulen  (Gelesen 1835 mal)

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Offline Udinho

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Einfache Frage zu Zündspulen
« am: So.21.Nov 2010/ 22:56:55 »
Eine ganz einfache Frage habe ich:

Die Zündspulen beim TurboR ab VIN 30.000 sollen laut Werkstatthandbuch einen Primärwiderstand von 0,55 Ohm bis 0,65 Ohm. Bei Abweichungen davon wird der Austausch der Zündspule(n) empfohlen. Meine Zündspulen haben beide 0,8 Ohm. Sind sie damit fällig für einen Austausch? Oder sind diese gut 20% Abweichung zulässig und akzeptabel?

Auf diese Frage habe ich nirgendwo im Internet eine brauchbare Antwort gefunden, aber vielleicht war ich ja auch nur zu einfältig in meiner Suche. Hat jemand eindeutige Informationen? Eine eindeutige Klärung der Frage ist wichtig, weil davon die weitere Richtung einer Fehlersuche abhängt.

Gruß - Udo
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Offline cferbrecht

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Re: Einfache Frage zu Zündspulen
« Antwort #1 am: Mo.22.Nov 2010/ 13:17:13 »
Ich kann mir schlecht vorstellen, wie der Widerstand größer werden kann – wenn er kleiner ist, liegt ein (Teil-)Kurzschluss vor, und die Spule muss ersetzt werden. Aber wie soll der ohmsche Widerstand einer Drahtwicklung größer werden? Ich kann mir gut vorstellen, dass der größere Messwert an den Übergangswiderständen zu den Anschlüssen liegt – so kleine Widerstände sind sehr schlecht zu messen, weil die Übergangswiderstände im Verhältnis recht groß sind: 0,1Ω sind da schon leicht üblich, und das mal 2 für zwei Anschlüsse erklärt die Abweichung.

Grüße aus dem Norden
Claus F. Erbrecht
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Offline Udinho

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Re: Einfache Frage zu Zündspulen
« Antwort #2 am: Di.23.Nov 2010/ 09:56:06 »
Heißt das denn, daß ich jedenfalls wegen des Widerstands die Zündspulen als in Ordnung betrachten soll?

Ich bin kein Techniker, ich dachte halt, daß theoretisch ein höherer Widerstand durchaus sein könnte. Der Widerstand eines Leiters ist umgekehrt proportional zu seinem Querschnitt. Wenn ein Leiter oxidiert, verringert sich im Laufe der Jahre auch der Querschnitt des leitenden Materials, er verliert an Substanz, der Widerstand sollte also zunehmen!? Oder? Der Widerstand eines Leiters ist auch direkt proportional zu seiner Temperatur. Wenn die Isolierung im Laufe der Jahre schlechter wird, sollte der Widerstand vielleicht zunehmen!? Außerdem verändert ein Leiter im Laufe der Zeit unter ständiger Temperaturbelastung seine Materialeigenschaften, soweit hier von Bedeutung also die Art und Weise, in der sich Elektronen frei in dem Leiter bewegen können, aber doch wohl eher in Richtung Zunahme als Abnahme des Widerstands!?

Also ich weiß nicht, mir leuchtet theoretisch jedenfalls ein, daß ein Leiter mit zunehmendem Alter seinen Widerstand erhöht. Warum nicht auch eine Zündspule?

Daß Kontaktprobleme beim Messen so geringer Widerstände schnell einen Wert verfälschen können, ist schon klar. Aber ich kann mit dem Voltmeter hunderstel Volt messen und danach z.B. ein Potentiometer justieren. Und bei sauberen Kontakten und nach einigem Rumreiben und -wackeln an den Kontaktstellen hat sich der gemessene Wert überhaupt nicht verändert, auch nicht im Bereich von Hundertsteln.

Ist denn meine theoretische Annahme/Erklärung für einen möglicherweise erhöhten Widerstand der Primärspule technisch irrelevant oder Unfug? Schließen Sie, Herr Erbrecht, die Erhöhung des Widerstands der Zündspule auf 0,8 Ohm statt der erlaubten 0,6 +/- 0,05 Ohm aus? Was ich da gemessen habe, kann also nicht an einem Mangel der Zündspule liegen? Ausgeschlossen? Oder sagen wir mal so: So eine Zündspule mit um 25 % erhöhtem Primärwiderstand ist Ihnen noch nicht untergekommen? - Dann spare ich Geld und suche woanders weiter.

Auf jeden Fall schon mal Danke für Ihre Überlegungen.

Gruß - Udo
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Offline cferbrecht

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Re: Einfache Frage zu Zündspulen
« Antwort #3 am: Di.23.Nov 2010/ 10:39:33 »
Ich muss gestehen, dass ich den Widerstand einer Zündspule noch nie gemessen habe – einerseits, weil ich wegen der schlechteren Übersichtlichkeit ungern mit digital anzeigenden Instrumenten arbeite und die analogen im Ohmbereich so genau nicht messen können, andererseits, weil ich bei Zündspulen bisher nur drei Zustände kannte: einwandfrei funktionierend, definitiv defekt (Kurzschluss) und im warmen Zustand Fehlfunktionen zeigend (Teilschluss durch schlechte Isolierung).

Da Zündspulen nicht teuer sind und wir sie auf Lager haben, bietet sich bei uns die Methode Trial-and-Error an – bei Ihnen zugegebenermaßen nicht so einfach...

Nochmal zu den Messwerten: Die Wicklung der Spule oxidiert im Inneren nicht, verliert also kein Material und kann auf diesem Wege nicht an Widerstand zunehmen. Durch eine schlechter werdende Isolierung nimmt der Widerstand ab, denn es ergeben sich ja Teilschlüsse. Der einzige Weg, der in Ihrer Auflistung für eine Zunahme bliebe, wäre die Änderung der Materialeigenschaften – hierzu kann ich aber wirklich nichts sagen.

Wenn aber tatsächlich eine Erhöhung des Primärwiderstandes um 25% vorläge, müsste der Strom durch die Primärwicklung sich entsprechend verringern, und entsprechend auch der Strom durch die (sekundäre) Hochspannungswicklung – das Resultat wäre ein Funke, der nicht kürzer, aber dünner wäre... Ein Funke mit insgesamt weniger Energieinhalt hätte sicher eine schlechtere Verbrennung zur Folge – zumindest ist das meine Vorstellung davon, was passieren würde.

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Claus F. Erbrecht
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Re: Einfache Frage zu Zündspulen
« Antwort #4 am: Di.23.Nov 2010/ 22:22:04 »
Im Ergebnis müßte das also heißen: Zwei neue Zündspulen kaufen und hoffen, daß es danach besser ist.

Aber ganz ernsthaft betrachtet, ist nach fast 260.000 km ein Satz Zündspulen vielleicht eh nicht die verkehrteste Entscheidung. Denn eines Tages gibt eine den Geist auf, und Glückspilz, der ich bin, passiert das wieder - siehe Lichtmaschine voriges Jahr - in der Einöde der pyrenäischen Bergwelt oder der endlosen Wälder Castiliens oder den nicht enden wollenden Olivenwäldern Andalusiens, wo ich froh sein kann, wenn dann irgendwann einmal ein Polizeiauto vorbeikommt, falls überhaupt jemand kommt - denn mein Handy wird mit Sicherheit keinen Saft mehr haben.

Gruß - Udo

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