Autor Thema: Turbo RT - Kopfdichtung?  (Gelesen 2965 mal)

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Offline ESNA

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Turbo RT - Kopfdichtung?
« am: Mo.04.Jun 2012/ 23:05:41 »
Guten Abend, liebe Foristen,

Ich bin hier im Forum eher lesend als schreibend unterwegs wollte aber einmal sehen ob meine Analyse des jüngsten Problems  meines RT richtig sein sollte:
Letzte Woche lief der Motor plötzlich unrund und gab nur noch widerwillig Leistung ab (losrollen an der Ampel mit 5 Personen). Ich rechne eigentlich schon die ganze Zeit damit, dass sich die Kopfdichtungen verabschieden (Zytek mgmt) und habe ihn am nächsten Tag nochmal angemacht aber als meine Tochter auf das wackeln des Wagens hinwies haben wir dann lieber ein anderes genommen.
Am Samstag (eine Woche später) habe ich ihn dann nochmal Strafsenat und alles lief gut - jetzt aber waren die Abgase wieset Rauch, auch nach mehreren Minuten. Motorlauf wunderbar rund, öl schwarz und ohne merklichem Kühlwasser. Kann das eine kaputte Kopfdichtung sein oder etwas ganz anderes? Mein üblicher Schrauber berechnet dafür ca. GBP 3.5k - ist auch in D ungefähr üblich (EUR 4k). Das steht nicht wirklich im Verhältnis zum Wagenwert und so überlege ich ob dies unter umständen das Ende sein kann. Und für mich der Startschuss eine Corniche zu finden.

Vielen Dank für Antworten.

Eike
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Offline Udinho

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Re: Turbo RT - Kopfdichtung?
« Antwort #1 am: Di.05.Jun 2012/ 10:44:13 »
Weißer Rauch aus dem Auspuff bei warmem Motor im Sommer? Nach meiner Einschätzung ist da wirklich eine Zylinderkopfdichtung hin. Wo sonst als von eingedrungenem Wasser sollte der weiße Rauch bei warmem Motor herkommen?

Wenn sich bei einem RT eine Investition von 4.000 Euro nicht lohnt, muß das aber doch schon ein ziemlich übler Geselle von Auto sein bzw. noch erheblicher weiterer Reparaturbedarf bestehen, oder? Und wer sollte denn ein Auto mit defekter Zylinderkopfdichtung kaufen? Der zahlt doch von vornherein entsprechend weniger. Von daher ist es doch grundsätzlich eher vernünftig, die Repatur machen zu lassen. Ist das wirklich so teuer? Ich jedenfalls hätte keine Hemmungen, den Betrag ggf. in meinen TurboR zu investieren, weil ich weiß, daß das ein sehr gutes Auto ist, trotz bald 270.000 km auf der Uhr.

Gruß - Udo
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Offline ESNA

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Re: Turbo RT - Kopfdichtung?
« Antwort #2 am: Di.05.Jun 2012/ 14:08:27 »
Vielen Dank für die Antwort, Udo. Der Wagen ist technisch so dass er eigentlich Top ist. Ausserdem rostfrei (bis auf ein Radlauf) aber mit 90k mls eben hier in UK auch nicht mehr als ca. 12k GBP wert. Der Wagen ist ein sehr guter Gebrauchs SZ aber deshalb muss man eben auch immer uebrlegen ob umfangreiche Reparaturen Sinn machen bzw wie sie Sinn machen. Und eigentlich ist er mir zu hart und zu gross da ich fast immer alleine Fahre. Ich habe neulich einen Conti GT Probe gefahren aber das Ding ist zu schnell und innen auch zu sehr deutscher Kompromiss, sonst wäre der RT schon weg.

Motor beim RT war kalt beim Start lief ein paar Minuten und ich kann eben auch an nix einfacheres als die Kopfdichtung denken. Also Suche ich nochmal den Thread im englischen Forum wg Anleitung, denn zumindest diese Dichtungen sollten von der eigentlichen Arbeit her nicht so speziell sein sodass man das auch von anderen machen lassen kann. versuche heraus zu bekommen wie hoch der Zeitaufwand dafür denn sein mag.
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Offline cferbrecht

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Re: Turbo RT - Kopfdichtung?
« Antwort #3 am: Di.05.Jun 2012/ 15:10:39 »
Das Werkstatthandbuch gibt 24 Arbeitsstunden für eine Kopfdichtung an und 26 für beide - wegen des ganzen Gedöns um den Motor herum ist das bei diesen modernen Autos erheblich mehr als bei einem Shadow (etwa 10 bzw. 14 Stunden beim 6 1/4 Liter-Motor, 12 bzw. 16 Stunden beim 6 3/4 Liter).

Um bei diesen Zeiten auf 4000€ zu kommen, müssen aber die Stundensätze ganz schön hoch sein, denn so viele Dichtungen braucht man denn doch nicht...

Grüße aus dem Norden
Claus F. Erbrecht
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Offline Udinho

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Re: Turbo RT - Kopfdichtung?
« Antwort #4 am: Di.05.Jun 2012/ 16:54:51 »
Na bitte, Nigel Sandell nimmt - glaube ich - 45 GBP pro Stunde, um mal einen rauszugreifen, der mir vertrauenswürdig erscheint. Macht 1.200 GBP an Arbeitslohn. Und ein sog. Dekarbonisierungssatz kostet 650 GBP plus Steuern. Mit rund 2.000 GBP bist Du also dabei.

Du schreibst, Dein RT sei eigentlich ein gutes Auto, an dem vielleicht noch ein Radlauf zu erneuern sei. Dann bleibt also als einziges Argument gegen das Auto übrig, daß es zu hart ist. Das ist wirklich Dein Ernst?

Wenn einem so ein Auto zu hart ist, dann tauscht man zuerst mal den vorderen Stabilisator gegen den eines Spirit. Nächster Schritt ist der Tausch des Eproms im ARC-ECU gegen ein weicher programmiertes, also eins, daß erst bei höheren Geschwindigkeiten in die jeweils nächst härtere Stufe schaltet. Die Tatsache, daß bei späteren Bentley-Fahrzeugen die weiche Einstellung ganz eliminiert wurde, heißt ja nicht, daß man das so lassen muß.

Und schließlich mußt Du Dich fragen, ob die Steuerung durch das ECU nicht längst defekt ist. Dafür gibt es ein Testgerät. Dieses Testgerät kann man im übrigen permanent angeschlossen lassen und dann mit der Einstellung fahren, die einem am besten gefällt. Ganz weich ist mir persönlich zu weich, allenfalls bei gemütlichem Dahinzuckeln auf der Autobahn oder der Landstraße steht das Gerät bei mir auf "weich", meistens auf "normal", gelegentlich auf "automatic", z.B. wenn ich flott durch die Kurven der Berge hier fahren will, das Auto fühlt sich dann, wenn es in Kurven sofort auf "hart" schaltet, irgendwie direkter, knackiger an. Aber brauchen brauche ich das eigentlich nicht wirklich.

Und schließlich kannst Du Dir auch das Steuergerät des Arnage einbauen. Dazu gibt es von Bentley/RR eine Anleitung. Das Auto fühlt sich dann in Sachen Federung eben wie ein Arnage an - wenn's denn was bringt. Vorteil ist nebenbei, daß statt zweier Steuergeräte wie bei TurboR/RT nur noch ein Gerät benötigt wird, beide Teile sind ineinander integriert. Allerdings ist das eine teure Lösung.

Damit wäre Dir jetzt also auch noch Dein einziges Argument gegen das Auto genommen - und gegen die Reparatur. Es sei denn, da sind doch noch andere beträchtliche Macken vorhanden. Aber wenn man so ein Auto, das man als gut, solide und im wesentlichen mängelfrei kennt, ist es ökonomisch jedenfalls aus meiner Sicht unklug, das Auto für einen Apfel und ein Ei wegzugeben. Wer weiß, was Du Dir danach einhandelst.

Gruß - Udo
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Offline ESNA

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Re: Turbo RT - Kopfdichtung?
« Antwort #5 am: Di.05.Jun 2012/ 20:30:32 »
Yep vielen Dank, Udo, das habe ich vorhin dann auch gedacht. Nigel ist in der Tat absolut vertrauenswürdig (und sein Angestellter Ben kennt den Wagen auch zur Genüge). der Stundensatz ist inzwischen allerdings bei 65/h +20%VAT. Also ca. GBP 2k all in, wenn dafür schn der gesamte Dichtungssatz unter gebracht ist dann bin ich bei 2.8k (wiederum wg. 20% VAT) und dann ist es das hoffentlich. Werde ich also mal Nigel anrufen müssen. Auch ob des nächsten Punktes.

Denn das mit dem Fahrwerk interessiert mich sehr da ich darueber bisher nicht so richtig etwas im Netz finden konnte. Und Nigels Ersatzauto ist ein 88er Einspritzer und da warnte er mich halt dass man den RT so weich nie bekommt. Das als Ausgangslage ist halt wie es ist. Die Bentley AR Steuerung benutzt ja nur die zwei "härteren" Stufen und bei geringstem Lenkrdaeinschlag wird schon in die härteste geschaltet. So wurde es mir erklärt. Ben sagte aber auch, dass man die RR Box montieren kann (kostet ca 450 GBP) und dass es die Möglichkeit eines Override Schalters gäbe. Da war ich erstmal hellhörig, habe aber eben der Antirollbar (Querstabi?!?) nicht getraut. Muss ich danach also nochmal schauen. Das wird ja hinten wahrscheinlich ebenso sein, dass es haerter ist. Also mal ein bisschen mehr nachdenken - wie gesagt, ich war bisher davon ausgegangen, dass es einfacher wäre ein anderes Auto zu nehmen...

Insofern also ganz recht irgendwie muss das repariert werden wenn ich am Fahrwerk etwas drehen kann. Denn die Idee eines aktiven Fahrwerks ist natuerlich eigentlich sehr nett da es ausserhalb der Stadt gerne etwas zuegiger sein kann.

Zum Arnage - naja. Den habe ich ausgiebig als Red Label gefahren und so was hartes wollte ich nicht...sonst hätte ich das.

Vielen Dank,

Eike 
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Offline ESNA

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Re: Turbo RT - Kopfdichtung?
« Antwort #6 am: Di.05.Jun 2012/ 20:33:11 »
Nachtrach - AR ECU ist in Ordnung - das haben wir neulich schon geprüft. Aber die erste stufe ist damit natuerlich trotzdem nicht frei geschaltet.
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Offline ESNA

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Re: Turbo RT - Kopfdichtung?
« Antwort #7 am: Di.05.Jun 2012/ 21:07:19 »
Und nochn Nachtrach (ist mir ja jetzt fast peinlich) - vielen Dank Herr Erbrecht, für die Stundenangaben. Das gibt dem ganzen etwas mehr Berechenbarkeit, was ich ganz hilfreich finde. Das mit dem "Gedöns" hatte ich nämlich auch in Erinnerung und beim Haubenoeffnen vor Augen. Werde also morgen mal ein Ring adlige machen und berichten. Falls es interessiert.
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Offline Udinho

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Re: Turbo RT - Kopfdichtung?
« Antwort #8 am: Mi.06.Jun 2012/ 11:28:58 »
Wenn das ARC-ECU in Ordnung ist, dann brauchst Du ein anderes Eprom. Vielleicht hat Nigel eins von einem Spirit? Oder einem frühen TurboR? Einfacher geht es doch nicht. Man muß nicht die ganze Box tauschen, nur das Eprom. Die Box ist leicht aufzuschrauben, das Eprom mit einem Schraubenzieher auszuhebeln. Das neue Eprom einzusetzen, die etwas fummeliger, weil man ihm ja seine zierlichen Beinchen nicht brechen darf und der Steckplatz etwas umständlich zu erreichen ist.

In England sitzt im übrigen auch derjenige, der die Eproms umprogrammiert nach den Bedürfnissen des Kunden. Über Introcar habe ich solche umprogrammierten Eproms erhalten. Da müßte Nigel doch auch drankommen!? Ich konnte zwar das Eprom auslesen und mit einer interessanten Software in Assembler strukturiert darstellen. Aber davon versteht man noch lange nicht, welche Variable für welche Daten verwendet wird und was wann wo passiert. Hat mir jedenfalls nicht weitergeholfen, dafür sind meine Kenntnise dann doch zu rudimentär.

Den Stabilisator habe ich bei meinem TurboRL nur vorne getauscht. Mir genügt das. Zusammen mit dem anderen Eprom und außerdem dem angeschlossenen Testgerät habe ich nichts mehr zu meckern.

Das Testgerät schaltet im übrigen alle Stufen, unabhängig davon, was für ein Eprom im ECU sitzt. Hat Nigel das Testgerät nicht? Kann man selbst relativ leicht nachbauen - wenn man ein bißchen Ahnung hat in Elektronik-Bastelei.

Mal sehen, was Du von der Dichtung noch zu vermelden haben wirst.

Gruß - Udo
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Re: Turbo RT - Kopfdichtung.
« Antwort #9 am: Do.04.Okt 2012/ 15:46:40 »
So, und nun melde ich mich nach vollbrachter Tat mal wieder. Vielen Dank nochmal fuer die Hilfe, Kommentare und Vorschlaege sowie Herrn Erbrechts Anruf. Ich habe mich am Ende entschlossen als Versuchsballon den Wagen in Ungarn umfangreich ueberholen zu lassen. Die Reparatur wurde bei einer Werkstatt durchgefuehrt, die mir auf Umwegen vom Jaguarclub HU empfohlen wurde. Ein Ungarischer Freund hat mir dann beim Ueberwinden der Sprachbarriere geholfen. Die Kosten waren dadurch marginal hoeher als mich eine Reparatur nur des Kopfschadens bei Sandell gekostet haette.

Mein Motor hatte also die Kopfdichtung im hinteren Bereich eines Kopfes zerstoert. Da ich den Wagen danach nicht mehr benutzt habe war ausser neuen Dichtungen fuer dieses Problem keine weitere Arbeit benoetigt. Als Ursache wurde ein nicht vollstaendig befestigtes Massekabel indentifiziert, aber ich bin nicht sicher ob dies tatsaechlich korrekt ist - die Zytek Motoren haben ja einen Tendenz ihre Dichtungen irgendwann zu verbrennen und bei 90k mls war die Laufleistung bisher ja schon beachtlich vor diesem Hintergrund.
In HU wurde zusaetzlich die gesamte Karosserie von Rostschaeden befreit und der Wagen neu lackiert. Bilder habe ich gerade hochgeladen - zumindest hier in England duerfte der Zustand fuer einen viertuerer jetzt einmalig sein. Ansonsten sind die alle in verschiedenem Umfang rostig.
Jetzt faehrt der Wagen wieder so wie er soll, das einzige was nun quietscht und knarrt auf den schlechten Strassen hier ist das Interieur.

Im Moment macht es also einen Riesenspass den Wagen zu fahren, allerdings habe ich mich entschlossen ihn jetzt trotzdem zu verkaufen, weil ausser meinem Sohn und mir niemand in der Familie gefallen an dem Wagen findet und berufliche Veraenderungen wahrscheinlich einen Weggang aus London bedeuten.

Also nochmals vielen Dank fuer die Hilfe!

Eike
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