Autor Thema: (FIVA) Charta von Turin  (Gelesen 3242 mal)

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(FIVA) Charta von Turin
« am: Mi.15.Mai 2013/ 13:06:51 »
Charta von Turin ein Sieg für die Oldtimer? oder ein Albtrauma?

Was haben unsere englischen Autos mit Turin zutun? Turin die Stadt in der 2011 während 150 Jahr Staatsgründung Feier das Automuseum neu eröffnet wurde. Englische Autos sind Mangelware. Man findet bei dem Besuch im Museo Nazionale dell'Automobile di Torino folgende englische Autos nur:
Austin 7
Jaguar E-Type 4.2
Rolls-Royce 40-50 HP
Also ein Mekka für englische Autofreunde ist das nicht, aber trotzdem wird Turin eine wichtige Stadt für englische Autobesitzer, weil das neueste Regelwerk der Oldtimerszene nach der norditalienischen Stadt benannt wurde. Die FIVA schreibt ihre Gedanken in dieser Charta so zusammen.

„Charta von Turin"

Der Grundgedanke ist, dass alte Autos und Motorräder als Kulturgut betrachtet werden und ähnlichen Regeln unterworfen werden sollen, wie der Denkmalschutz für alte Gebäude es vorsieht. Für Oldtimer wären dann vielleicht irgendwann nicht mehr der TÜV, sondern der Denkmalpfleger oder Oldtimerpfleger zuständig. Hintergrund dürfte sein, wenn Autosdenkmäler darstllen, wird es wohl schwerer sein für den Staat, sie mit Fahrverboten zu belegen oder aus den Innenstädten zu verbannen. Man vielleicht sogar den Sprit fördern kann, damit die Fahrzeuge am Leben gehalten werden usw. Bisher ist die Charta von Turin nur eine Leitlinie für die FIVA und ihre Mitgliedsverbände, aber ob der Gesetzgeber Teile oder Auszüge übernimmt könnte in Zukunft sich ergeben.

Was die Fahrer der Oldtimer in Deutschland denken unterscheidet sich sehr von der Meinung in anderen Ländern. So genau ist es auch nicht klar was wer wieso denkt. Der Begriff Patina ist in Deutschland bei Oldtimern eher ein Makel als ein Qualitätszeichen.
Wenn ein Restaurierer also die Sitzbank eines Vorkriegs-Mercedes nicht mehr erhaltenkann, sondern nachbaut oder nach- bildet, dann müsste er nach der Idee der Charta die Buchstaben in die Unterseite der Bank einprägen.
NB = für „newly built (so exakt wie möglich in Art und Material kopiert & direkt nach einer nachgewiesen originalen Vorlage neu angefertigt)
FR = für „free reconstruction“ (frei rekonstruiert, ohne direkte historische Vorlage in Form, Material und Herstellungstechnik. Dieses Teil erfüllt jedoch technisch die Funktion eines ehemals vorhandenen historischen Bauteiles)
CS = für „conservationalstabilization  (eine spätere zur Erhaltung eingefügte Verstärkung der historischen Substanz)Wenn möglich wird empfohlen, einem solchen Kürzel folgend, die Jahreszahl der Nachfertigung anzufügen.
Für viele Restaurierer würde dieser Stempel wie ein Makel wirken, waren sie doch bisher stolz darauf, Teile so perfekt nachzubauen. Problem der Handwerker die das auführen war immer ihr Weitblick und ihre fachübergreifende Kenntnis. 1930 war das Leder nicht wie heute in der Beschaffenheit, viele Materialien sind verboten worden. Verfahren haben sich geändert und die Alterung wird nie so sein wie ein Original es durchlebt.
Bauteile und Materialien, welche durch neue ersetzt wurden, sollten durch einfache und
dauerhafte Markierungen leicht erkennbar gemacht und von der historischen Substanz
unterschieden werden.

Zumal der Ehrgeiz vieler Restaurationsbetriebe und Kunden die Patina als Makel betrachtet haben in den letzten zwei Jahrzehnten dahin ging, Oldtimer so herzurichten, dass diese besser dastanden als einst im Neuzustand, aber völlig vergasen, dass die Fahrzeuge nie so werden können und so alter werden wie ein originales Fahrzeug.

Das soll nun falsch sein

Patina ist das Maß der Dinge? Sind es die Kratzer auf der Tür, an denen man die Geschichte des Autos ablesen kann? Oder das vernarbte Leder der Sitze, das die Jahre schön dokumentiert?

Veränderungen, aus der normalen Gebrauchszeit, eines historischen Fahrzeuges gegenüber dem Auslieferungszustand sind Zeugnisse der Fahrzeuggeschichte. Diese sollten daher erhalten bleiben.

Fahrzeuge mit Patina erzielen heute oft höhere Preise als total totrestaurierte Exemplare. Viele in der deutschen Oldtimerbranche tun sich schwer damit; und die Vorschläge der Charta zur Konservierung des Originalzustandes sind noch so weit von den Realitäten entfernt, dass sie in den Werkstätten kaum besprochen werden.Doch geht die Entwicklung klar weg von der Besser-als-neu-Philosophie bei der Restaurierung.


Die Charta von Turin ermutigt auch die Oldtimerbesitzer die Fahrzeuge zu fahren, dass die Oldtimer nur dann die Geschichte der Mobilität erzählen können, wenn sie auf öffentlichen Straßen unterwegs sind und auch davon den Leute erzählen durch ihre Erscheinung und Wirkung auf die Menschen.

Oldtimer die Versteckt in der Garage sind bringen der Allgemeinheit nichts.

Quelle:
http://brit-tec.blogspot.de/2013/05/charta-von-turin.html

Offline JimKnopf

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Re: (FIVA) Charta von Turin
« Antwort #1 am: Mi.15.Mai 2013/ 23:32:03 »
Na, perfekt - genau das mach ich: Fahren und benutzen!

Vielleicht sollte ich mal ein neues Wertgutachten im Ausland machen lassen?


Gruß
JimKnopf
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Offline seppdemba

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Re: (FIVA) Charta von Turin
« Antwort #2 am: Fr.05.Jul 2013/ 18:24:26 »
Na toll,

und ich Depp hab letztes Jahr eine kleine Delle in der Fahrertür meines Turbo R beseitigen lassen. Nun ist er weniger wert.

Ich finde es doch recht merkwürdig, dass sich ein Verband hinstellt und festlegt, was der bessere Oldtimer ist. Auch neuwertig restaurierte Fahrzeuge erzählen einen Teil der Geschichte. Oder könnte sich sonst jemand vorstellen, wie ein 1918er Ford Model T eben im Jahre 1918 ausgesehen hat, wenn ihn keiner restauriert?

Beste Grüße


Matze
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