So viel lobende Erwähnung... ich werde ja ganz rot, wenn ich das lese... Danke jedenfalls an alle, die mit meiner Arbeit zufrieden sind und das auch äußern.
Der Herr Fanderl kauft seine Teile inzwischen auch bei mir, ich darf daher eigentlich nichts schlechtes über ihn sagen

. Ich habe bisher nur ein Fahrzeug gesehen, das er verkauft hat; an dem hätte man viel machen müssen – zu viel, wie ich fand, und riet dem Kunden, das Auto zurückzugeben, was er ohne Probleme machen konnte. Sehr dumm von mir, denn es wäre ein Riesenauftrag für mich gewesen – so werde ich nicht reich...
Dass es sich nicht auszahlt, einen billigen Shadow zu kaufen, ist hier und anderswo schon oft gesagt worden – es ist aber doch zu verlockend, und vielleicht ist ja gerade das Fahrzeug das seltene Schnäppchen...
Kaufen Sie jedenfalls kein Fahrzeug, das lange (mehrere Jahre) gestanden hat. Ich habe gerade wieder so einen Fall in der Werkstatt: ein seltener T1, LHD, deutsche Auslieferung, ohne Rost (soweit erkennbar), neuer Lack, vierzehn Jahre gestanden, nur 75.000 km Gesamtlaufleistung – mit 5.500 Euro sehr günstig eingekauft.
Inzwischen ist es nicht mehr so günstig: Alle Brems- und Hydraulikleitungen waren rostig und mußten ersetzt werden, ebenso alle Schläuche. Alle Bremssättel mußten überholt werden, ebenso die anderen Teile der Hydraulik. Zum Ersetzen der Hydraulikleitungen, von den viele oben auf dem hinteren Hilfsrahmen sitzen, mußten dieser und auch das Differential samt Träger ausgebaut werden. Bei dieser Gelegenheit bot es sich an, den losen Unterbodenschutz und den Oberflächenrost darunter zu entfernen – nicht einfach und schnell, aber mit Drahtbürsten und Sandstrahlen (mit einer Art von Zeltkonstruktion unter dem Auto) ging es. Das war die erste große Rechnung... und das Fahrzeug war noch keinen Meter gefahren.
Der Motor lief nicht wirklich – es waren ein paar Kolbenringe gebrochen, die Laufbuchsen hatten alle etwas abbekommen – also acht neue Buchsen, ein Dichtungssatz, neue Lager (die alten waren zwar nicht wirklich schlecht, aber wenn man schon mal dabei ist...), ein gebrauchter Kolben, alle Kolben neu beringt... Dann die Vergaser überholen, alle Vakuumschläuche und ein paar Ventile neu... die zweite große Rechnung – und wir sind noch nicht fertig!
Der Kunde ist inzwischen mehr als unglücklich – ich habe ihm auch gesagt, dass er damit rechnen muß, dass sich in den ersten Wochen bei jeder Ausfahrt noch irgendetwas zeigen wird, was ihn nicht glücklicher gemacht hat...
Ich schreibe das nicht, um Leute von Rolls-Royce- oder Bentley-Fahrzeugen abzuschrecken – bewahre! Mein dringender Rat: Kaufen Sie keine modernen RR/B-Fahrzeuge (also aus der Shadow- oder Spirit-Familie), die nicht regelmäßig bewegt und – noch besser – gewartet worden sind. Alles, was bei diesen Autos nicht bewegt wird, geht kaputt – so unlogisch das auf den ersten Blick scheint. Fette verharzen; Gummis, die nicht ihrem angestammten Medium benetzt werden, werden hart; Ölfilme verdunsten und legen blankes Metall frei: Wellen und Laufbuchsen werden rostig; Luftfeuchtigkeit kondensiert auf Metallteilen und frißt Schutzüberzeuge auf.
Sollten Sie es doch tun, weil solche Fahrzeuge natürlich durchaus ihren Reiz haben, dann bringen Sie einen langen Atem mit – finanziell und in Bezug auf Ihre Leidenfähigkeit. Ertragen Sie das Genörgel der Ehefrau und den Spott der Freunde mit stoischer Gelassenheit, freuen Sie sich auf die Zeit, wo alles durchrepariert ist und denken Sie an den Ausspruch von Henry Royce: The quality will remain, long after the price is forgotten.
Schön, das es das Forum wieder gibt!
Viele Grüße aus dem Norden
Claus F. Erbrecht
Heaven's Gate Garage
www.bentleyteile.de