In dieses Thema mische ich mich nur sehr ungern ein, weil hier offenbar wirklich Welten verschiedener Ansichten aufeinander prallen und sehr schnell endlose Diskussionen entstehen können, die eigentlich keiner will. Aber trotzdem gebe ich mal meine Meinung wieder:
Ein Auto, egal welcher Marke, nur nach dem Preis zu beurteilen, erscheint mir überhaupt nicht sinnvoll. Ich denke, dass es in allen Bereichen immer wieder Schnäppchen wie auch überzogene Angebote gibt. Und es gibt auch Dinge, die einfach gar nicht mehr zu kaufen oder äußerst schwer zu finden sind. Dazu gehören wahrscheinlich auch sehr gute, originale Silver Shadows. Nach dem, was ich so mitbekommen habe, findet man entweder restaurierungsbedürftige oder restaurierte Objekte, nicht selten auch völlig verbastelte Fahrzeuge (was für mich das Schlimmste ist). Alle drei Varianten stellen für
mich persönlich keinen Idealzustand dar.
Ein originales Fahrzeug, das gepflegt und von Fachleuten gewartet wurde (Scheckheft wäre ideal) und möglichst wenig Vorbesitzer hat, ist die beste Wahl, zumindest in meinen Augen. Diesen Zustand muss man wohl bei Silver Shadows länger suchen als bei Silver Spirits, weil die Shadows einfach deutlich älter sind und somit mehr Zeit hatten, durch verschiedene, mehr oder weniger solvente Hände zu gehen und dabei mehr oder weniger verbastelt und geflickt zu werden.
Daher würde ich eher einen Silver Spirit oder Spur empfehlen, insbesondere dann, wenn das Fahrzeug im Alltag genutzt werden soll. SZ-Modelle findet man immer noch regelmäßig in Erstbesitz und mit prall gefülltem Scheckheft, nicht selten gibt es einen kompletten Ordner mit Rechnungen dazu. Diese Ausgangslage ist zwar keine Garantie für ein unproblematisches Auto, stellt aber eine erstklassige Sicherheit dar. Und wenn es ums Geld geht, sind SZ-Modelle meiner Meinung nach im Preis deutlich günstiger als Shadows vergleichbaren Zustands. Dafür sind sie noch keine Oldtimer. Nicht zuletzt spielt natürlich auch der persönliche Geschmack eine ganz entscheidende Rolle, denn die Erscheinung der beiden Fahrzeuge ist ja doch ziemlich verschieden. Ich halte es da eher mit der sachlichen und weniger auffälligen Form der SZ-Modelle, aber das ist eben nur
mein Geschmack.
Und noch was zu den Leuten, bei denen alles über den Preis zu gehen scheint. Unabhängig von der Marke, kommen gelegentlich Fahrzeuge erstklassigen Zustands auf den Markt, die einfach nur weg sollen. Zum Beispiel eine Witwe, die den Wagen ihres Mannes loswerden möchte. Solche Angebote sind meist qualitativ oder/und preislich auf einem völlig anderen Niveau als das, was man bei Händlern findet. Das Problem: man muss diese Angebote suchen, was natürlich schwerer fällt als ein Gang zum renommierten Händler. Das heißt aber nicht, dass es diese Angebote nicht gibt.
Zu den anfallenden Arbeiten und den Preisen gibt es (neben anderen) zwei grundsätzliche Fragen: 1) Will man ein perfektes Fahrzeug im Zustand 1, oder kann man mit kleinen optischen Mängeln leben? 2) Kann man gewisse Arbeiten selber ausführen?
Für
mich persönlich habe ich diese Fragen folgendermaßen beantwortet: Beruflich fahre ich fast ausschließlich Kurzstrecken und das nicht mit meinem Rolls-Royce. Mein Silver Spirit ist mein privates Reiseauto. Das heißt, er wird nicht täglich genutzt, aber wenn, dann eher im Langstreckenverkehr. Der Zweck des Autos ist das Reisen. Vielleicht fahre ich auch mal zu einem Treffen, aber eine Auszeichnung für perfekten Zustand interessiert mich nicht. Das Auto muss technisch zuverlässig sein und optisch einen guten Eindruck machen. Es ist ein Gebrauchtwagen, 27 Jahre alt. Ich finde es nicht schlimm, dass der Wagen am Kotflügel hinten eine winzige Delle hat und dass vorne einige Steinschläge (ausgebessert) im Lack sind, denn es ist trotzdem immer noch ein schönes Auto. Wenn man diese Mängel beseitigen will, wird es sehr teuer, aber das spare ich mir, weil bei meiner Nutzung sowieso neue optische Mängel hinzukommen.
Das Leder im Innenraum habe ich selber aufgefrischt mit den Produkten von Colourlock/Lederzentrum und mit einem kleinen Riss im Lack des Armaturenbretts kann ich gut leben. Der Innenraum ist nicht neuwertig, aber durchaus gepflegt und "bewohnbar". Das Holz an den Türen habe ich selber ausgebaut und mit einem Heißluftföhn entlackt. Ein Tischler hat es mir dann neu lackiert, dafür habe ich ihm 200 Euro gegeben (er wollte weniger, aber mir war es das wert). Den Einbau des Holzes habe ich wieder selber vorgenommen und nebenbei, da die Türverkleidungen grad alle ab waren, die Fensterheber wieder gängiger gemacht. Das alles hat außer meiner Zeit nicht viel gekostet. Ölwechsel u.ä. mache ich selbst, für kompliziertere Arbeiten bringe ich den Wagen in eine freie Werkstatt. Bis jetzt waren die Kosten sehr überschaubar.
Noch abschließend eine Erfahrung mit Lackierern: Auch hier gibt es eine ungeheure preisliche Bandbreite. Ich habe letztes Jahr zwei alte Bestattungswagen (beides Mercedes mit verlängerten Fahrgestellen, je um 5,5 Meter lang) komplett (inkl. Türholme, aber ohne Motorraum) lackieren lassen. Einschließlich der Montage hat ein Fahrzeug 3500 Euro (Uni-Lack, inkl. einiger Karosseriearbeiten, brutto) und das andere 4500 Euro (Metallic-Lack, inkl. einiger Karosseriearbeiten, brutto) gekostet. Im Meisterbetrieb und mit Rechnung. Vor ein paar Jahren habe ich ein anderes Auto lackieren lassen, bei dem ich sämtliche Montagearbeiten selbst übernommen habe und somit der Lackierer nur die reine Lackierung machen musste. Hat etwa 2000 Euro gekostet. Im Meisterbetrieb und mit Rechnung.
Das war jetzt alles, was ich zu diesem Thema beisteuern konnte. Reicht ja auch.

David