Lieber Heiner,
ein paar Aspekte wurden schon genannt: gute Wartung und vor allem regelmäßige Bewegung. Dann halten die Autos wirklich lang. Ein Werk für die Ewigkeit sind jedoch im wahrsten Sinn des Wortes die Vorkriegswagen. Dazu eine kleine Anektote:
Als es darum ging, meinen ersten Wagen, einen 1934er Phantom II Continental, Chassis Nr. lt. deutschem Brief PY158 (sic!), von London nach Wuppertal zu überführen, fragte ich den Vorbesitzer, wie ich das machen sollte. Seine lapidare Antwort: "setzen Sie sich rein, starten den Motor und fahren nach Hause". Ich konnte das einfach nicht glauben, der Wagen war damals schon 58 Jahre alt, und dann gleich 650km fahren?. Also fuhr ich (zum Glück) zu zweit mit Hänger und Zugmaschine rüber, nur um dort festzustellen, dass der Wagen zu schwer für den Hänger war. Somit musste ich dann doch auf eigener Achse (mit Begleitzug) nach Hause fahren, was absolut problemlos funktionierte. In den 10 Jahren, die ich den Wagen bewegen durfte, hatte dieses famose Fahrzeug nie eine Panne und ich habe ganz Europa damit bereist, ganz im Sinne des alten Fred, wie ich annehmen darf. Für die längste Tour - 3.000km Norwegenurlaub - habe ich sogar extra das Werkzeug zuhause gelassen. Ich glaube, dass solche Autos eine Seele haben und es einem übel nehmen, wenn man ihnen nix mehr zutraut. Dafür einen Extrakanister Öl eingepackt und die Tour lief völlig problemlos. Nur ein einziges Mal hat er gemuckt: ausgerechnet am Tage meiner Hochzeit versagte er seinen Dienst. Die Hochzeitsnacht verbrachte ich mit meinem TZ (=Trauzeuge) in der Garage, um ihn wieder fit zu machen für die 800km Heimreise, während sich meine Angetraute mit der Schwigi im Hotelzimmer die Kante gab.

Wie schon erwähnt: ich glaube, diese Autos haben eine Seele. Und ich glaube fest daran, dass "er" mir damals etwas sagen wollte, was ich aber erst später verstehen konnte....
Ein paar nüchterne Zahlen noch: Chassis Nr. 60551, der unter AX201 registrierte originale Silver Ghost, inzwischen 100 Jahre alt, überschritt schon vor Jahren die Marke von 1 Million Meilen, wieviel es aktuell sind, ist mir nicht bekannt. Laufleistungen von 500.000km sind absolut kein Problem für jeden Typ, egal ob Vor- WKI, Vor- WKII oder Nachkriegswagen. Wichtig ist nur, dass die Autos fahren und halbwegs regelmäßig abgeschmiert und die Verschleißteile bei Zeiten gewechselt werden. Von daher auch meine Ansicht, dass wir uns eigentlich nicht als Besitzer, sondern eher als Bewahrer dieser Fahrzeuge für die nach uns kommende Generation verstehen sollten, denn sie werden uns mit hoher Wahrscheinlichkeit überleben.
Ein größeres Problem in Bezug auf das mögliche Lebensalter eines RR oder B ist in meinen Augen eher die ganze Elektronik, welche seit ca. 30 Jahren verbaut wird: wie alte Steuergeräte (Stichwort EPROM's) oder Solid State Leiterplatten zukünftig repariert werden sollen, ist derzeit noch ein ungelöstes Problem. Von dem ganzen Bus-Schnick-Schnack der neuesten Generation mit Software, die alle paar Jahre wechselt, ganz zu schweigen. Vielleicht kann jemand aus dem Forum hierzu was beitragen, würde mich wirklich sehr interessieren.
Also: keep 'em rolling und freundliche Grüße,
Christoph