Sorry für Abschweifung, aber diese Grundsatzdiskussion wird leider nie geführt. Und dabei wäre es Zeit...
Was vor Jahrzehnten ein Verkaufsargument war, überzeugt mich im Jahre 2006 in keiner Weise. Die Tatsache, dass unsere Ressourcen schwinden, hat bei den meisten Autobauern leider nicht dazu geführt, dass der Verbrauch gesenkt wurde, sondern dass die Leistung stieg. Vor allem desshalb, weil die Autos mit immer noch schwererer Technik vollgestopft werden und ergo stärker motorisiert sein müssen, um die Gewichtszunahme zu egalisieren.
Zudem erwarten die Kunden leider auch immer noch höhere, Leistung, die auch immer noch aberwitzigere Endgeschwindigkeiten erlauben soll. Als ob man ein Auto bräuchte, welches über 250 fahren kann... ( Abgesehen davon: Ich bin den Arnage MY2005 mal 270 km/h gefahren, aber kann abwinken: Es ist KEINE Freude!)
Der ganze Leistungswahnsinn wird hauptsächlich durch das hohe Gewicht der Kaleschen verursacht. Hier gilt einfach: Je weniger ich mit mir rumschleppen muss, um so geringer kann der Verbrauch ausfallen. Dass ein Arnage so viel wiegt, wie ein deutlich größerer Rolls-Royce Phantom, ist eine Tatsache. Dass er zudem deutlich mehr säuft, ebenfalls. Why?
Ich habe den neuen Azure mit dem Arnage T-Motor (ca. 460 Rösser) eine Woche lang in allen Fahrsituationen bewegt. Durchschnittsverbrauch: Rund 30 Liter, in den Bergen + x. Ich habe nicht mehr nachrechnen wollen...

Was soll das? Kann mir das jemand erklären? Ein Phantom benötigt 8-10 Liter weniger auf 100 - auch, weil er deutlich leichter ist. Ich für meinen Teil denke nicht daran, den Lastwagenkult von Bentley zu verklären. Und es interessiert es mich nicht, dass ein Cabrio i.d.R. schwerer ist, als eine Limo. Das ist nicht mein Problem, das ist das Problem der Entwickler.
Solche Verbrauchswerte sind zu hoch. Das ist Vergeudung von Rohstoffen, und wer das heutzutage verteidigt, weil Marketingfuzzis und Kunden in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts daraus einen Kult ableiteten, denkt scheinbar, dass die Erdölvorkommen unerschöpflich sind. Wer aus seinem eingenen Reichtum die Überzeugung dreist ableitet, dass Diskussionen über Verbräuche ihn nichts angingen, ist für mich ein armer Wicht, ein Prolet.
Nur weil es für Herrn Reich und Frau Schön schöne Produkte aus dem Hause Bentley gibt, heisst das noch lang nicht, dass man pauschal alles wohlwollend verteidigen sollte, was aus dem Hause Bentley (und von anderen begehrenswerten Marken) kommt. Gerade, wer sich Luxus leisten kann, sollte sich auch den Luxus leisten, die Umwelt besonders zu schonen. Bentley will eine feine Marke sein? Dann sollte die Firma die Arroganz abstreifen und die Autos so konstruieren, dass man nicht mit 3 Tonnen unterwegs ist und nach 350-400 Kilometern wieder zur Tränke muss. Leider redet man mit solchen Überlegungn im autovernarrten Deutschland oft gegen eine Wand...
PS: Der V8, den unser Freund Erbrecht bei sich zu stehen hat, dürfte der aus dem alten Red Label sein. Der hatte doch noch einen einzelnen, großen Garrett-Turbolader. Die feinere, schnellerer Leistungsentfaltung bieten jene mit einem Lader je Zylinderbank. Bin davon überzeugt, dass man dieses Urviech sogar auf 600 PS brächte, wenn man nur wollte. Aber ist das denn wirklich nötig?