Autor Thema: Wie lange dauert der Druckaufbau nachdem ein Druckspeicher entleert wurde?  (Gelesen 2665 mal)

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Offline SRH4422

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Als ich meinen Wagen gekauft habe, habe ich kontrolliert, wieviele "Bremstritte" ich machen kann, bis eine der Kontrollleuchten angeht.

Ich konnte das Pedal jeweils mehr als 50x treten bis immer die rechte Leuchte anging. Das fand ich in Ordnung.
Worauf ich nicht geachtet habe war die Zeit die es dauert, bis die Lampe nach Start des Motors wieder ausgeht.

Was sind da vernünftige Werte?

Bei mir dauert es bei einem im Leerlauf laufenden Motor geschätzt mehr als eine Minute, bis die Lampe ausgeht. Erhöhe ich die Drehzahl geht es wie zu erwarten schneller, dauert aber immer noch ca. 30 sec oder mehr.

Zum Hintergrund:
Mein Stellplatz benötigt einiges an Rangierei. Da ich den Wagen noch nicht gut in seinen Abmessungen kenne, stehe ich quasi beim Rangieren immer auf der Bremse und lass den Wagen dabei nur bei Standgas kriechen.
Dabei scheine ich den Druckspeicher durchs Bremsen schneller entleert zu haben als ihn die Pumpe bei Leerlaufdrehzahl wieder füllen konnte. Dies kann doch nicht ok sein, oder?

Gruß

M. Keimes
SRH4422 von 10/1968

Offline Udinho

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Also, ich denke mal, wenn es sehr lange dauert, bis die Druckkontrollampen ausgehen, und das auch noch verschieden lange jedes Mal, dann ist der Druckschalter am Akku verschmutzt. Dieser feine Gummiabrieb oder -schmutz, der überall in der Anlage sitzt und wegen dem die Anlage ja gelegentlich gespült werden sollte, setzt sich auch im Druckschalter ab und behindert die freie Bewegung des winzigen Kolbens und der winzigen Feder da drin. Das Ding kann zerlegt, gereinigt und wieder zusammengesetzt werden ohne Probleme. Dazu pumpt man einfach, bis der Druck weg ist, dann macht man (beim Shadow I) links das Rad ab und sieht unterhalb des Auspuffkrümmers die beiden Akkus, darüber die Ventile, und da dran je ein Kabel, das zu je der entsprechenden Kontrollampe führt. Kabel ab, Schalter abschrauben und laut Handbuch zerlegen und reinigen - oder die ausgebauten Schalter jemandem bringen für die Arbeit, wenn man sich das selbst nicht zutraut.

Wenn also bei stehendem Motor weiterhin rund 50 Pedaltritte erforderlich sind, um die Lampen zum Aufleuchten zu bringen, dann werden beim Rangieren und Leuchten der Lampen die Akkus eher nicht leer sein. Das Auto scheint ja trotz leuchtener Lampen auf dem Hof noch zu bremsen, oder? Wären die Akkus wirklich leer, wäre die Bremswirkung auch bei langsamem Rollen so armselig (nur der Kreis über den Bremszylinder würde noch arbeiten), daß man erschrecken würde! Das ist, wie wenn man mit der Handbremse das Auto anhalten wollte!

Ich jedenfalls würde die Schalter erst mal reinigen und die Kolben und Federn gängig machen. Man wird staunen, wie versifft diese Schalter innen sein können! Wenn das nichts bringt, sehen wir weiter.

Gruß  und guten Rutsch - Udinho
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Offline SRH4422

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Die zweimal, bei denen beim Rangieren die Lampe anging, war wirklich fast keine Bremswirkung mehr da. Daher gehe ich schon davon aus, dass die Akkus leer waren. Jedenfalls hatte ich den beschriebenen Schreck und musste deutlich fester und tiefer ins Pedal treten.

Das Überprüfen der Schalter scheint ja kein so grosses Hexenwerk zu sein.
Der Wagen wird die Tage eh zum Austauschen der Bremsschläuche in die Werkstatt. Da die um die Ecke ist, werde ich mir da eventuell die Schalter mal ausbauen gehen und reinigen.

Schon mal vielen Dank für den Tipp.

Gibt es denn sonst einen Test aus dessen Ergebnis man auf die Leistungsfähigkeit der Pumpe schliessen kann?
Einen Pumpe mit nachgelassener Förderleistung sollte doch auch ein solches Fehlerbild erzeugen, oder?

Gruß

Michael
SRH4422 von 10/1968

Offline Udinho

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Hallo Michael!

Wenn also wirklich fast keine Bremswirkung da war, dann hat das auch ganz bestimmt nichts mit den Druckschaltern zu tun. Denn diese Schalter steuern nur das Aufleuchten der Warnlampen, sonst nichts.

Wenn wirklich kein Druck da ist, dann muß man richtig suchen. Um zu unterscheiden, ob der Fehler bei den Pumpen oder bei den Akkueinheiten liegt, müßte man messen, ob Druck in die Akkus gelangt. Ich selbst habe nie so etwas gemessen. Ich habe bei meinem Auto in diesem Fall einfach die Pumpen verdächtigt und überholt, dann war es wieder gut. Der Grund war, daß in dem Bereich niedrigen Drucks der Pumpe, also im wesentlichen zwischen Gehäuse und Pumpenkörper, alles verschlammt war und gar nicht richtig Flüssigkeit zugeführt werden konnte. Im Hochdruckteil der Pumpe verschmutzt nichts, weil da die Flüssigkeit durchgepreßt wird und sich praktisch keine Ablagerungen bilden können. Es könnte sein, daß im Rückschlagventil oben im Pumpenkörper die Feder aufgegeben hat, aber das habe ich noch nie gehört. Immerhin denke ich, daß dann nicht richtig Druck aufgebaut werden kann, weil die raufgepumpte Flüssigkeit gar nicht oben bleiben und weitergedrückt werden kann, weil sie mit jeder Abwärtsbewegung des Kolbens wieder zurücklaufen würde. Aber wie gesagt, ich habe noch nicht gehört, daß dort ein Fehler aufgetreten wäre, aber denkbar ist das.

Die Pumpen auszubauen, zu säubern, zu zerlegen und wieder zusammenzubauen unter Zuhilfenahme des Handbuchs ist für einen halbwegs interessierten Bastler kein Problem. Angeblich braucht man zum Ausbau der Pumpe so einen speziellen Kronensteckschlüssel, den habe und benutze ich auch, aber sie läßt sich auch mit einem ordentlichen Schlag auf einen richtig angesetzten Meißel lösen. Ein Blick ins Werkstatthandbuch macht deutlich, wie und warum.

Der andere Bereich sind die Akkus und das je darüber sitzende Steuerventil. Die Akkus brauchen dichte Membrane und genügend Stickstoff. Stickstoff kann nachgefüllt werden, Membrane sind nach fünf Jahren oder früher hinüber. Wenn Du Membranfehler und fehlenden Stickstoff ausschließen kannst - und die Pumpen, s.o., überholt sind -, dann müssen die Steuerventile überholt werden. So eine Einheit zu überholen, ist auch nicht so rätselhaft, wie man vielleicht meinen mag. Aber es ist eine zeitraubende Drecksarbeit, vor allem ohne Grube/Bühne, diese Einheiten auszubauen, auch deshalb weil die hintere nur erreicht werden kann, wenn die vordere ausgebaut ist (Shadow I). Aber das hier zu erzählen führt zu weit, das steht im Werkstatthandbuch ordentlich beschrieben, und es gibt ausführliche praktische Anleitung in den T1-Topics, die mehr oder weniger monatlich vom australischen Forum rausgegeben werden und von jedem Interessierten runtergeladen werden können. Die dortigen Anleitungen sind in der Regel viel praxisnäher als das Werkstatthandbuch.

Ich denke, konkreter kann man Dir nur antworten, wenn Du auch konkret bestimmte Fehlerquellen ausschließen kannst. Ansonsten stochern wir wild herum.

Beste Grüße - Udinho
« Letzte Änderung: Fr.02.Jan 2009/ 10:58:48 von Udinho »
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Offline cferbrecht

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Bei 50 Pedalbetätigungen bis zum Aufleuchten der Kontrolllampen können es m.E. weder die Druckspeicher noch die Ventile sein – es scheint die geförderte Menge je Pumpenhub zu gering zu sein, was an Dreck im Einlassbereich der Pumpe liegen könnten, an verstopften Filtern und Schlamm im Behälter, an weichgewordenen und zugequollenen/abgeknickten Zulaufschläuchen, an einem zu geringen Hub (abgenutzte Nocken, abgenutzte/verbogene Stößel) oder an defekten Pumpeninnereien (es gibt dort ein paar gehärtete Teile, die manchmal ganz skurril aussehen).

Grüße aus dem Norden
Claus F.Erbrecht
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Offline SRH4422

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Ok... hatte auch die Pumpe im Verdacht.

Da in nächster Zeit eh der Wechsel der Bremsschläuche und das Austauschen der Bremsflüssigkeit einschliesslich Reinigung ansteht (warte da auf einen Termin in meiner Werkstatt) werde ich darüber nachdenken, die Pumpe mal ausbauen zu lassen bzw. auszubauen.

Wenn die rechte Leuchte angeht, ist es doch die hintere Pumpe oder war es genau umgekehrt?
SRH4422 von 10/1968

Offline cferbrecht

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Wenn die rechte Leuchte angeht, ist es doch die hintere Pumpe?

Genau. Und die hintere Pumpe versorgt auch die Niveauregulierung, weshalb bei schlaffen Federn der Druckaufbau lange dauert – das wäre dann normal. Bei einwandfreien Federn und bei der vorderen Pumpe sollte es aber schnell gehen, sonst stimmt etwas nicht.

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Claus F.Erbrecht
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Offline SRH4422

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Ich möchte dieses Thema noch mal aufgreifen, da es vielleicht wieder akut wird.

Wie ich in einen anderen Thread geschrieben habe, wurden die Bremszangen überholt. Dabei stellt sich heraus, dass ein überwiegender Teil festsass. Dies waren vor allem die Kolben, die durch den vorderen Kreis versorgt wurden.

Damit erklärt sich für mich auch das Verhalten, welches ich erlebt habe.

Die zweimal, bei denen beim Rangieren die Lampe anging, war wirklich fast keine Bremswirkung mehr da. Daher gehe ich schon davon aus, dass die Akkus leer waren.

Es scheint mir, dass ich nur mit den Bremsen des hinteren Akkus gefahren bin. Wurde dieser Kreis leer, war die komplette Bremswirkung weg, da der verbliebene Bremskreis durch die festsitzenden Kolben nicht funktionierte und der dritte Bremskreis eh nur minimal was bringt.
SRH4422 von 10/1968