Rolls-Royce & Bentley-Forum

Rolls-Royce+Bentley-Technik => Silver Shadow, Bentley T-Modelle => Thema gestartet von: YorkshireShadow am Mo.08.Sep 2025/ 19:27:37

Titel: temperaturabhängiger unruhiger Motorlauf bei 76er Silver Shadow
Beitrag von: YorkshireShadow am Mo.08.Sep 2025/ 19:27:37
Guten Abend in die Runde,

seit einiger Zeit bin ich stiller Leser des Forums. Zunächst als Kaufinteressent und seit 2 Monaten als stolzer Eigentümer eines Rolls-Royce Silver Shadow I aus 1976. Heute verfasse ich meinen ersten Beitrag im Forum. Da ich von Haus aus Betriebswirt bin, seht es mir bitte nach, wenn ich Begriffe falsch verwende oder wenn ich zu euren Rückmeldungen u.U. mehrere Rückfragen haben sollte oder eure Erklärungen nicht auf Anhieb verstehe.

Zur Vorgeschichte meines Silver Shadow (ihr Name ist „Freya“) lässt sich folgendes sagen: Der Wagen befindet sich seit 2006 in Deutschland und hatte seitdem einen Besitzer. In England ist mir 1 Vorbesitzer namentlich bekannt. Darüber hinaus erwarte ich aber mindestens 3 weitere Vorbesitzer, abgeleitet von 2 Badges von Autohäusern, die an der Einstiegsleiste und der Heckscheibe zu sehen sind. Im Jahr 2006 wurde eine LPG-Anlage verbaut. Der deutsche Vorbesitzer ist vorwiegend mit Gas gefahren. Ein Umschalten zwischen Gas und Benzin ist möglich und diese Möglichkeit wurde vom Vorbesitzer auch genutzt. Anstelle des Ersatzrades ist ein Gastank verbaut worden.

Soweit erstmal zur Fahrzeughistorie und zum Grund meines Beitrags kommend: Seitdem ich den Wagen besitze, läuft der Motor auf Benzin im Standgas unrund, während der Motor auf LPG so läuft, wie er laufen soll, d.h. ruhig und ohne Vibrationen. Ich empfinde den unrunden Lauf im Benzinbetrieb als äußerst unbefriedigend und möchte dieses Problem schnellstmöglich lösen, um Schaden am Auto zu vermeiden. Ein ausschließlicher Gasbetrieb kommt für mich aus diversen Gründen nicht in Frage.

Die Symptome sind wie folgt: Ich starte den Wagen (mit kaltem Motor), wie im Fahrerhandbuch beschrieben (Ch. 4; „Driving Instructions-Starting the Engine“). Zunächst läuft der Motor „rund“, d.h. ohne Vibrationen oder Stottern. Nach einigen Sekunden - sobald der Motor sich aufgewärmt hat - beginnen die nachfolgenden Probleme im Leerlauf/Stand. Der Motor fängt zunächst an leicht zu vibrieren. Mit fortschreitender Betriebsdauer werden diese Vibrationen stärker und sie übertragen sich auf die Karosserie, sodass spätestens dann jedem Mitfahrer klar ist, dass das so nicht sein soll. Wiederum nach ein paar Minuten fängt der Motor an sich unregelmäßig zu schütteln und droht teilweise auszugehen bzw. geht an der Ampel/am Stoppschild manchmal auch aus. Zu Beginn einer Fahrt kann ich das Problem dadurch lösen, dass ich den Gangwahlhebel auf N schalte, die Bremse betätige und das Gaspedal minimal drücke (Pedalweg vielleicht 5mm). Je wärmer die Umgebungstemperatur/der Motor ist, desto deutlicher treten die Symptome auf und je niedriger die Umgebungstemperatur, desto geringer sind die Symptome. Ich bin letztens bei ca. 10 Grad Umgebungstemperatur und leichtem Regen heimgefahren und konnte feststellen, dass der Motor, auch nach längerer Fahrt, wunderbar lief.

Ich habe das Forum nach ähnlichen Problemen durchsucht, meine Werkstatt konsultiert und mich dazu privat mit Andreas (Blessington) ausgetauscht. U.a. habe ich Udos Beschreibung zum Weakener-Device gelesen (https://www.bentley-forum.de/index.php?topic=115.0). In meiner Werkstatt habe ich zuletzt ein 24.000 Meilen-Service-Kit inkl. neuer Zündkerzen installieren lassen (ich meine es waren NGK BPR5ES). In diesem Zug wurden auch die beiden Filter in den 2 SU-Vergasern und der Benzinfilter gewechselt. Der Luftfilter ist neu. Den Weakener habe ich gestern Abend getestet. Ich habe den noch lauwarmen Motor gestartet und hatte dieses Mal, vermutlich weil der Motor noch warm war, sofort den beschriebenen, unrunden Lauf. Direkt nach dem Start bin ich rüber zum Weakener und hielt die Öffnung zu. Der Motor schüttelte sich daraufhin unregelmäßig, ging aber nicht aus. 5 Sekunden später nochmal probiert, jedoch gleiches Ergebnis. 20 Sekunden später nochmal probiert und der Motor ging sofort aus. In der Werkstatt habe ich letzte Woche die Zündspule (Lucas/0,8ohm) testen lassen. Die Aussage vom Meister war, dass die Zündspule nicht mehr die Beste ist, sie aber auch noch nicht dringend getauscht werden müsste.

Aufgrund der Tatsache, dass der Motor auf Gas sauber läuft und die Symptome temperaturabhängig sind, schließe ich auf ein Problem in der Gemischbildung (Vergaser?) oder in der Zündung (Lucas Opus Electronic nach VIN 22118), wobei ich bei Problemen mit der Zündung nicht verstehen würde, warum die Symptome im Gasbetrieb nicht auftauchen. Müsste eine verschlissene Zündung nicht auch bei Gasbetrieb zu Problemen führen? Der Vorbesitzer hat bei Start im Gasbetrieb stets den Hebel auf Höhe der Drosselklappe „nach oben gezogen“ und an einem Schlauch der Gasanlage festgehängt, weil, so mein Verständnis, die Kaltstartautomatik bei Gasbetrieb sonst zu einem zu fetten Gemisch geführt hätte, was bei LPG generell nicht notwendig sei. Ich hoffe an dieser Stelle, dass ich die Erklärung des Vorbesitzers korrekt verstanden und wiedergegeben habe. Vielleicht hat die Kaltstartautomatik dadurch einen Macken und ich fahre de-facto permanent mit „gezogener Choke“? Dagegen würde jedoch sprechen, dass der Motor während der Fahrt sauber dreht und ich keinen Leistungsverlust oder unrunden Lauf bemerke. Ansonsten wird mir auch immer wieder empfohlen die LPG-Anlage zu entfernen, wobei mir nicht klar ist welche Auswirkung die inaktive LPG-Anlage (Schalter steht auf Benzinbetrieb) auf die oben beschriebene Symptomatik haben könnte. Klar ist, dass die zusätzlichen Komponenten, wie die beiden Verdampfer und dazugehörigen Schläuche, den ohnehin schon vollgepackten Motorraum zusätzlich ausfüllen und die Fehleranalyse somit erschweren.

Könnt ihr mir helfen das Problem einzugrenzen oder die Ursachensuche zu systematisieren? Bestimmte Dinge kann ich evtl. selbst überprüfen, während ich für andere Prüfungen auf eine Werkstatt angewiesen bin. Im letzteren Fall bräuchte ich eine kleine Anleitung, die ich meiner Werkstatt an die Hand geben könnte. Das Werkstatthandbuch und Werkzeug sind vorhanden. Was mir fehlt sind Diagnosegeräte, Hebebühne/Grube, Zeit, Know-How.

Herzlichen Dank an alle, die bis hier hin gelesen haben und für eure Zeit! Ich freue mich auf den Austausch mit euch!

Viele Grüße aus der Vorderpfalz
Georg
Titel: Re: temperaturabhängiger unruhiger Motorlauf bei 76er Silver Shadow
Beitrag von: damichi am Mo.08.Sep 2025/ 21:07:40
Grüß dich Georg,

Alles für mein dafürhalten halb so wild.
Den Fehler würde ich direkt in der Gemischbildung der Vergaser suchen - da ist vermutlich einer der beiden zu mager, wenn EU-Modell wird er ja noch keinen Weakener haben, der dir einen Streich spielen könnte.

Die komplette Gemischbildung ist im Gasbetrieb außer Kraft gesetzt und wenn die gut eingestellt ist, spricht da vieles für so eine Gasanlage, die ich in jedem Fall verbaut lassen würde.

Im Kaltstart hat der Motor seinen Choke, der über eine Bimetallfeder aktuiert wird. Der Hebel am Rohr zwischen Luftfilter und T-stück vor den Vergasern fällt runter. Bei warmem Motor ist der oben .
Wenn er im Kaltstart ruhig läuft spricht vieles dafür, dass das System was macht und sobald er dann wieder magerer wird, weil sich der Choke langsam ausschaltet bekommt er dann zu wenig Sprit.

Also: Kontrolle ob die Dämpferkolben und Nadeln in den Vergasern gleich sind. Gemischeinstellung nach Anleitung, dann sieht man schon mal deutlich mehr.

Auf einem gut eingestellten Shadow kann man eine Münze balancieren - auch unter Benzin.

Viele Grüße,
Michael
Titel: Re: temperaturabhängiger unruhiger Motorlauf bei 76er Silver Shadow
Beitrag von: Woolfi am Di.09.Sep 2025/ 12:04:23
Ich sehe aus genau so wie Michael unbd vermute, dass der Motor nachdem der Choke sich ausgeschaltet hat, auf mindestens einem Vergaser zu mager läuft.
Überprüfen kann man das , indem man eine 'Colortune' Diagnose-Zündkerze mit Glasboden einschraubt und beobachtet, mit welcher Flammfarbe der Motor im Standgas läuft. Man darf damit nicht unter Last fahren, weil sonst die dicke Glasscheibe der Zündkerze zerstört werden kann.  Dummerweise sind 6 der 8 Kerzen schwer zu erreichen. Eventuell werden 3 und 4 auf der Beifahrerseite, von unterschiedlichen Vergasern 'gefüttert'. An die kommt man gut heran.
Ich vermute, dass einer der Vergaser ein zu mageres Standgasgemisch produziert. Auch eine winzige Nebenluftöffnung zwischen Vergaser und Zylinderkopf könnte dafür verantwortlich sein.
Es gibt am Ansaugsystem diverse ausgesteckte Gummischläuche. Die müssen alle aufgesteckt und dürfen auch nicht porös sein.  Da der Motor mit Gas aber einwandfrei läuft, halte ich die Vermutung 'Nebenluft' für nicht sehr wahrscheinlich.
Man könnte auch mal probieren, den Düsenstock der Hauptdüse abzusenken, um das Standgasgemisch fetter zu stellen. Oder an einer anderen Einstellschraube des Vergasers, das Standgasgemisch leicht anfetten. Falls diese Fehlstellung aber nicht die eigentlichen Ursache ist, korrigiert man nur Symtome und nicht den Fehler.
Waidmannsheil wünscht Wolfgang Gatza 
Titel: Re: temperaturabhängiger unruhiger Motorlauf bei 76er Silver Shadow
Beitrag von: Woolfi am Di.09.Sep 2025/ 12:26:38
"Direkt nach dem Start bin ich rüber zum Weakener und hielt die Öffnung zu. Der Motor schüttelte sich daraufhin unregelmäßig, ging aber nicht aus."
WENN (???) ich mich nicht täusche, dann verstärkt das Zuhalten der Weakener-Belüftungsöffnung den Unterdruck in der Schwimmerkammer und magert so das Gemisch mit maximaler Weakerwirkung ab.
Wenn eine Leitung vom Vergaser zum Weakener verschlossen worden wäre, müsste die Wirkung des Weakeners auf die Gemischzusammensetzung verhindert worden sein.
Man kann innerhalb einer Minute die Einstellschraube des Weakeners nach Lösen Ihrer Kontermutter zwei volle Umdrehungen noch oben drehen, um zu beobachten, ob das eine Auswirkung auf den unrunden Standgaslauf hat.  Aber wie ich in einem vorhergehenden Beitrag schon geschrieben hatte, sollte man die Ursache kurieren und nicht das Symtome.  Wenn es den Motorlauf nicht einwandfrei macht, kann man die Einstellschraube wieder 2 volle Umdrehungen nach unten drehen. Mankann die richtige Einstellung des Weakeners mit einer Unterdruckuhr messen. Wie steht im Werkstatthandbuch.
Die 'Steuerbohrung' im Vergaser für den Weakener ist so knapp hinter der Drosselklappenkante, dass der Weakener schon bei Standgas Auswirkungen auf das Gemisch hat.
Hat der Wagen von 1976 schon einen Weakener ?
Das alles zu untersuchen ist eine schöne Aufgabe für das nächste Weakend    meint Wolfgang Gatza
Titel: Re: temperaturabhängiger unruhiger Motorlauf bei 76er Silver Shadow
Beitrag von: PY158 am Di.09.Sep 2025/ 15:46:31
Toller Fred!

Als engagierter und langjähriger LPG-Fahrer und generell Freund von alternativen Kraftstoffen freut es mich zu hören, dass tatsächlich auch Röllser mit Gasanlage unterwegs sind. Jetzt kenne ich mich mit den alten Vergaser-Gasanlagen nicht so aus, weil ich natürlich mit viel neueren Einspritzmodellen unterwegs bin, aber ich dachte immer, dass die Gasanlage erst bei einer bestimmten Wassertemperatur (von meistens 45-55°C) aktiviert wird, nach dem Start ist man immer erst einmal eine Zeitlang mit Startbenzin unterwegs. Ich könnte mir denken, dass es so ist, wie von einigen Foristen schon vermutet, dass nämlich immer nur auf den störungsfreien Gasbetrieb geachtet wurde (und der läuft ja problemlos, wenn ich dich richtig verstanden habe) und die korrekte Einstellung der Vergaser schlich und einfach ignoriert, nach hinten verschoben oder sonst wie verdrängt wurde. Nach dem Motto: "mir doch egal, wenn es am Anfang etwas ruckelt, Hauptsache ich kann möglichst lange und billig durch die Gegend gasen". Also Vergaser einstellen, danach kann man weitersehen.

Und nein, selbstverständlich solltest du deine LPG-Anlage im Auto lassen, auch wenn es sich für euer Lordschaft vielleicht nicht geziemen mag sich an der Gaszapfsäule anzustellen... ;)
Titel: Re: temperaturabhängiger unruhiger Motorlauf bei 76er Silver Shadow
Beitrag von: YorkshireShadow am Mi.10.Sep 2025/ 10:33:33
Herzlichen Dank für eure Antworten!

Es ist eine gute Idee sich zunächst auf die Gemischbildung zu konzentrieren, da das eine reine Einstellungssache ist und keine teuren Ersatzteile erfordert. Wie PY158 schreibt war die Einstellung des Benzingemischs zuletzt vielleicht nicht mehr im Fokus. Leider habe ich kein Werkzeug zum Einstellen/Synchronisieren der Vergaser. Ich werde die Dame daher nächste Woche zu einem Freund bringen und an dieser Stelle erneut berichten.

@Wolfgang: Mein Wissen um die Versorgung der Zylinder durch meine 2 SU HD8-Vergaser basiert auf einem Youtube Video von Workshop_Deluxe. Lt. Video versorgt jeder Vergaser Zylinder in beiden Bänken, sodass die Gemischbildung beider Vergaser und auch die Zündung in der leichter zu erreichenden Bank kontrolliert werden kann. Beim ersten Anblick des Motors war ich naiv davon ausgegangen, dass jeweils 1 Vergaser eine komplette Zylinderbank versorgt.

@Michael und Wolfgang: in euren Antworten schreibt ihr zum Weakener "Hat der Wagen von 1976 schon einen Weakener" bzw. "wenn EU-Modell wird er ja noch keinen Weakener haben, der dir einen Streich spielen könnte.". Dahingehend möchte ich präzisieren, dass ich unter "dem Weakener" die kleine schwarze Dose im Motorraum meine, die in Fahrtrichtung links in der Nähe vom Klimatrockner sitzt (ich habe einen Rechtslenker, d.h. gebaut für den "Heimatmarkt"; SRH23618). Das Bauteil hat die Teilenummer UE36426. Diese Dose ist nach meinem Kenntnisstand schon bei den ersten Shadows verbaut worden. Lt. FlyingSpares ab VIN 1001. Diese Dose hat bei mir eine Ansaugöffnung, die, wenn sie zugehalten wird, dazu führt, dass der Motor ausgehen muss. Reden wir vielleicht von unterschiedlichen Bauteilen?

Vielen Dank und viele Grüße aus der Vorderpfalz
Georg
Titel: Re: temperaturabhängiger unruhiger Motorlauf bei 76er Silver Shadow
Beitrag von: damichi am Mi.10.Sep 2025/ 11:43:36
Hallo Georg,

der Herr von Workshop Deluxe hatte einen Shadow II - wie ich. Die haben einen leicht anderen Vergaser, einen HIF7 im Gegensatz zu deinem HD8.
Der Weakener selber ist ein Venturiaufbau mit vielen Schläuchen dran - die schwarze Dose die du meinst ist vermutlich der Luftfilter des Weakener, über den er ansaugt.

Wenn du diese Dose hast, dann hast du vermutlich auch einen Weakener. Ich bin nicht so fit ab welcher Fahrgestellnummer die eingeführt worden sind.

Einstellen ist sicher eine gute Idee. - bin gespannt was herauskommt.

Viele Grüße,
Michael
Titel: Re: temperaturabhängiger unruhiger Motorlauf bei 76er Silver Shadow
Beitrag von: cferbrecht am Mi.10.Sep 2025/ 12:36:05
Den Weakener haben alle Shadows spätestens ab 1970 (vorher in rudimentärer Form). Ich kann mir zwei Ursachen für das beschriebene Problem vorstellen:
a) Die Chokeklappe öffnet nicht – man kann den dünnen, senkrechten Hebel am Anfang des dicken Ansaugrohres probeweise von Hand bewegen: Im kalten Zustand lässt er sich hochziehen und fällt durch Federkraft wieder nach unten und schließt die daran hängende Klappe, im warmen Zustand des Motors ist es umgekehrt – man kann den Hebel herunterdrücken, aber die Federkraft bewegt ihn nach oben. Falls das nicht so ist, hilft meistens schon ein Tropfen Öl an der Welle.
b) Eine zweite Möglichkeit wäre, dass einer der beiden Vergaser nicht mitläuft – unter dem Vergaserdom gibt es einen kleinen Stift, mit dem man den Kolben im Vergaserdom anhebt und den Vergaser damit außer Betrieb nimmt. Wenn alles in Ordnung ist, läuft der Motor auch mit einem Vergaser weiter – geht er aus, arbeitet zumindest der Vergaser, den man gerade manipuliert hat. Die Gegenprobe findet dann möglicherweise das Corpus Delicti; die tiefere Ursache ist oft ein defektes Schwimmernadelventil (https://shop.heavensgategarage.de/1966-1980/Kraftstoffsystem/Vergaser-Einspritzung/Schwimmerkammer/Schwimmernadelventil.html) oder ein abgesoffener Schwimmer (https://shop.heavensgategarage.de/1966-1980/Kraftstoffsystem/Vergaser-Einspritzung/Schwimmerkammer/Schwimmer-klein.html).

Grüße aus dem Norden
Claus F. Erbrecht
now retired from Heaven's Gate Garage GmbH & Co. KG
www.bentleyteile.de
Titel: Re: temperaturabhängiger unruhiger Motorlauf bei 76er Silver Shadow
Beitrag von: YorkshireShadow am Mi.10.Sep 2025/ 15:39:45
Hallo Herr Erbrecht,

besten Dank für die Beschreibung einer korrekt arbeitenden Choke-Klappe!

Das Gestänge bleibt ab und zu auf halben Weg hängen, d.h. fällt nicht ganz nach unten bzw. bleibt auf halben Weg stecken. Im warmen Zustand kann ich den Hebel nach unten drücken, die Federkraft drückt ihn aber manchmal nur halb hoch. Ich werde das am Wochenende nochmal genau prüfen und der Klappe mit WD40 auf die Sprünge helfen. Mir war nicht klar welcher Hebelweg eine ordnungsgemäß funktionierende Choke haben sollte.

Angenommen die Chokeklappe würde vom Magneten nach unten gezogen und dann, bei wärmer werdendem Motor, nach oben gedrückt werden und dabei auf halben Weg hängen bleiben: ich hätte dann ein zu fettes Gemisch bei warmem Motor. Es müsste eigentlich dünner sein, kann es aber nicht, weil die Choke-Klappe das Ansaugrohr noch nicht voll freimacht. Im Gasbetrieb wurde der Hebel der Choke-Klappe an einem Haken nach oben gezogen, sodass die Klappe immer voll geöffnet war, auch, wenn der Motor noch kalt war. Das wäre eine Erklärung, warum ich die Symptome im Gasbetrieb nicht auftraten. Wenn der Motor anfängt zu ruckeln (er warm wird), dann könnte ich die Stellung des Hebels an der Choke-Klappe kontrollieren, diesen ggf. nach oben ziehen und sollte dann direkt eine Verbesserung bemerken. Ist mein Verständnis korrekt?

Sollte es das nicht gewesen sein, dann werden wir uns nächste Woche in jedem Fall auch nochmal die Vergaser von innen ansehen.

Vielen Dank und viele Grüße
Georg
Titel: Re: temperaturabhängiger unruhiger Motorlauf bei 76er Silver Shadow
Beitrag von: Woolfi am Do.11.Sep 2025/ 10:16:57
Ich würde auf die Schnelle mal den Motor starten und 15 Minuten im Standgas laufen lassen. Danach die Kerze 3 und 4 der besser erreichbaren Bank kontrollieren. An meinem Linkslenker kommt man auf der rechten Bank gut dran. Eventuell sieht man einen seht deutlichen Unterschied in der Farbe der Elektroden. Schwarz ist zu fett, weiß ist zu mager. Grau bis rehbraun ist okay, auch wenn die Bewertung nach Kerzenfarbe nicht so sicher ist.
Mit freundlichen Grüßen Wolfgang Gatza
Titel: Re: temperaturabhängiger unruhiger Motorlauf bei 76er Silver Shadow
Beitrag von: YorkshireShadow am Fr.12.Sep 2025/ 13:15:02
Hallo zusammen,

ich habe heute den Motor eine halbe Stunde laufen lassen und dabei die Choke beobachtet. Ich kann festhalten, dass das gesamte Gestänge frei beweglich ist. Entgegen meiner Darstellung vom Mittwoch bleibt es nicht "einfach so" auf halber Höhe stecken, etwa weil die Welle hängt, sondern das Gestänge wird nur bis auf diese bestimmte Höhe hochgedrückt. Ich denke daher, dass meine Choke so arbeitet wie von Herrn Erbrecht geschrieben, d.h.:


Bis zum Erreichen des Endanschlags hat der Motor immer wieder kurze, unruhige Phasen, droht aber nicht auszugehen. Er läuft mal kurz unrund (z.B. wenn der Klimakompressor anfängt zu arbeiten), fängt sich aber gleich wieder. Nach ca. 15 Minuten war der Motor im Stand auf Betriebstemperatur und lief vibrationsfrei.

Nun habe ich im Stand das Gaspedal betätigt (Automatik N + Handbremse), um eine Beschleunigungsphase zu simulieren. Nach dem Loslassen des Gaspedals sackte die Drehzahl deutlich ab, merklich unter die vorherige Leerlaufdrehzahl und der Motor hatte sofort wieder den eingangs beschriebenen extrem unrunden Lauf. Ich habe leider noch keine Zündpistole mit digitalem Drehzahlmesser, sodass ich keine Werte nennen kann. Die Motordrehzahl nach der Beschleunigungssimulation war deutlich zu niedrig.

Die Zündkerzen sind in meinem Shadow leider von keiner Seite gut erreichbar, da die sonst freien Stellen im Motorraum für die Gasanlage genutzt werden. Ich besitze auch noch keinen Zündkerzenschlüssel und Verlängerungen für die Rätsche. Ich werde dann als nächstes die Vergaser kontrollieren lassen und das Ergebnis hier teilen.

Viele Grüße aus der Vorderpfalz
Georg
Titel: Re: temperaturabhängiger unruhiger Motorlauf bei 76er Silver Shadow
Beitrag von: YorkshireShadow am So.14.Sep 2025/ 23:17:12
Hallo zusammen,

Eine kurze Info in die Runde, nachdem ich heute eine kleine Probefahrt unternahm und diese leider nach 20 Meilen abbrechen musste: ich kann den unrunden Lauf nun auch während der Fahrt beobachten. Im Stand lies sich der Motor nunmehr nur noch auf N+Handbremse und Druck aufs Gaspedal am Laufen halten. Mit eingelegtem Gang, egal ob D oder R, wäre er sofort ausgegangen. Auch die Beschleunigungswerte waren ungewöhnlich schlecht. Auch bei konstant mittleren oder höheren Drehzahlen (160kmh) merkte ich einen unrunden Lauf.

Aus Verzweiflung und in der Hoffnung nur noch sicher nach Hause zu kommen habe ich die Klimaanlage abgeschaltet. Ich wollte den Motor nicht noch zusätzlich durch den Klimakompressor belasten. 1 Minute später lief der Motor zunehmend ruhiger. Saubere Beschleunigung. Leichte Vibration im Stand aber alles ok. Auch an der Ampel war dann alles in Ordnung. Vor dem Haus konnte ich problemlos rangieren. Hier ging mir der Motor beim Rückwärtseinparken sonst auch gerne mal aus.

Ich schreibe euch diesen Zwischenbericht in der Hoffnung, dass ihr vielleicht einen Zusammenhang herstellen könnt. Es könnte ja sein, dass der Kompressor hinüber ist (Lagerschaden o.ä.). Der Vorbesitzer ist zuletzt lange Zeit ohne Klima gefahren, da sie nie ganz dicht war (umgerüstet und befüllt mit r134a). Ich bin am Anfang auf Gas gefahren, als die Klimaanlage noch nicht befüllt war. Seitdem ich auf Benzin fahre ist aber auch die Klima befüllt und ich nutze sie seitdem permanent. Das wäre jetzt ein ziemlich blöder Zufall, dass die Nutzung der Klima mit Umstellung auf Benzinbetrieb zusammenfiel. Ich bin seitdem auch nicht mehr mit LPG gefahren. Der Kompressor macht keine komischen Geräusche und die Kühlung ist sehr gut. Ich bin daher nicht davon ausgegangen, dass die Nutzung der Klimaanlage mit dem unrunden Motorlauf zu tun haben könnte. Genausogut wäre es aber auch möglich, wenn auch wenig warscheinlich, dass es damit gar nichts zu tun hat und sich irgendwas im Vergaser oder sonstwo gelöst hat, kurz nachdem ich die Klima abgeschaltet habe.. ich werde morgen früh eine Probefahrt mit ausgeschalteter Klima und mittags nochmal mit eingeschalteter Klima machen.

Gibt es etwas, was euch besonders interessiert? Ich werde versuchen ein Video vom Motorraum zu machen und dann den Link teilen.

Viele Grüße aus der Vorderpfalz
Georg
(auf dem Mobiltelefon verfasst)
Titel: Re: temperaturabhängiger unruhiger Motorlauf bei 76er Silver Shadow
Beitrag von: YorkshireShadow am So.05.Okt 2025/ 10:21:33
Hallo zusammen,

nachfolgend ein Zwischenbericht was seit meinem letzten Beitrag geschah.

In meinem letzten Beitrag vermutete ich einen Effekt durch das Ein- und Ausschalten des Klimakompressors/der Klimaanlage. Das konnte ich nach mehrmaligem Prüfen nicht mehr beobachten. Es war also doch reiner Zufall, dass der Motor plötzlich wieder einwandfrei lief.

Ich habe mich daraufhin wieder den Vergasern zugewandt. Meine Vermutung war, dass der Motor zu fett läuft, da die Abgase stark nach Benzin rochen. In der Werkstatt eines Kollegen wollte ich nun die Vergaser einstellen lassen. Dort wurde festgestellt, dass der CO-Gehalt im Abgas im Leerlauf plötzlich stark abfällt oder sich erhöht. Die Schraube der Grundeinstellung der Vergaser schien dabei überhaupt keine Auswirkung auf den Motor zu haben. Die Werkstatt brach dann die weitere Arbeit ab, mit Verweis auf folgende Punkte:
Die Werkstatt wollte die Arbeiten aber nicht übernehmen, da in dem Auto noch eine Autogasanlage verbaut sei, sie sich damit nicht auskennen und, aus ihrer Sicht, nicht auszuschließen ist, dass die Autogaskomponenten die Symptomatik verursachen. Nach Rücksprache mit 2 Autogasspezialisten wurde mir jedes Mal gesagt, dass das Unsinn sei und der Fehler eher im Bereich der Zündung und Gemischbildung zu suchen sei. Einer der Autogasspezialisten meinte, dass die Symptome aus seiner Sicht ganz klar auf die Vergaser hinweisen.

Fakt ist, dass ich bei der aktuellen Problemsuche und Lösung von 3 Werkstätten de-facto nicht angenommen wurde, jeweils mit Verweis auf die Autogasanlage. Ich bin dann zur 4. Werkstatt gefahren, die seit Jahrzehnten Autogasanlagen verbaut und lies mich dort beraten. Auf der Fahrt dorthin hatte ich 2-3 Fehlzündungen und der Motor lief definitiv zu fett. Die Symptome hatten sich also verschlimmert.

Die Werkstatt (Autogasspezialist) riet mir zu folgendem Vorgehen:

Ich bin dieser Empfehlung gefolgt. Punkt 1 wurde mir von praktisch allen Werkstätten dringend ans Herz gelegt. Punkte 2 und 3 sind sowieso sinnvoll und mit ein wenig Hirn hätte ich das auch schon bei der letzten Inspektion im Juli erledigen lassen können. Hier das Ergebnis:

Die Zündkerzen waren allesamt schwarz und ölig (890km alt). Die Endoskopierung zeigte Rußablagerungen auf allen 8 Kolben und etwas weniger Ablagerungen an den Zylinderköpfen. Die Ventile sahen ok aus. Bei den Laufbuchsen sind die Honschliffe noch deutlich erkennbar aber einige Laufbuchsen haben in Hubrichtung Kratzer (Schadhafte Ölabstreifringe?). Ok, also der Motor läuft aktuell zu fett und die Ablagerungen auf den Kolben zeigen, lt. Werkstatt, dass der Motor viele Jahre über zu fett lief. Ich habe noch nie zuvor Bilder von einem Brennraum gesehen und musste erstmal tief durchatmen, als ich die Bilder von meinem Motor sah. :-(

Die Kompressionsmessung (bar) ergab folgendes Bild (@Herr Erbrecht: ich telefonierte dazu bereits kurz mit Ihrem Sohn am 26.9.):
A1A2A3A4
9109,510,5
B1B2B3B4
10,2101010,2
Die Werte scheinen ok zu sein. Ölverbrauch seit letztem Ölwechsel (Fahrtstrecke ~550 meilen/~890 km): 5mm unter Max.

Zu diesem Zeitpunkt wussten wir, dass der Motor auf Gas sauber lief, sodass die Ablagerungen vermutlich nichts mit der aktuellen Symptomatik zu tun haben. Kompression passt scheinbar auch, also habe ich mich dazu entschlossen zunächst mal einige Zündkomponenten zu tauschen, da alles bis aufs Zündmodul (gewechselt 2014; CD5904) in die Jahre gekommen war. Meine Freya ist nach 22118 gebaut worden, d.h. nach meinen Unterlagen ist eine Lucas Opus 35DE8 ohne Unterbrecherkontakt verbaut):

Die Probleme bestanden weiterhin. Viel zu fetter Motorlauf. Beim Gasgeben ist mittlerweile sporadisch eine Fehlzündung dabei. Fehlzündungen kamen erst seit 2-3 Wochen hinzu. Wenn der Motor gestartet wird (Choke gem. Handbuch aktiviert), dann läuft das Gestänge sukzessive nach oben bis die Choke ganz raus ist. In dieser Leerlaufphase läuft der Motor nicht rund, es ist aber auch noch alles ok. Mit dem Moment wo ich das erste Mal das Gaspedal betätige (Getriebe auf N + Handbremse) bockt der Motor dann richtig und wirft hinten auch mal Ruß raus.

Vorgestern wurde dann die Zündung kontrolliert und es wurde festgestellt, dass der Zündzeitpunkt nicht mehr im vorgeschriebenen Fenster ist ("weit weg"). Der Zündverteiler lies sich aber nicht verstellen. Die Feststellschraube wurde natürlich gelöst, jedoch saß der Zündverteiler im Gehäuse fest. Was mich wundert ist, dass der Motor auf LPG sauber lief.

Freya ist aktuell noch beim Autogasspezialisten, der auch die Gasanlage entfernt hat. Für nächste Woche steht das Lösen des Zündverteilers und die Einstellung der Zündung an. Danach werden wir den Motorlauf erneut kontrollieren und die Vergaser prüfen, so wie ihr das bisher auch mehrheitlich gesagt habt. Leider habe ich seitdem auf Teile oder auf die Rückmeldung von Leuten gewartet, die sich mit Vergasern auskennen. Insofern konnte ich diesbezüglich noch nichts unternehmen. Die LPG-Anlage war direkt an die Ansaugbrücke vor den Vergasern angeschlossen ("air intake ductings"; UE33053 und UE38314). Ich konnte günstig welche erwerben und werde meine beiden verborten ductings gleich mit ersetzen.

Der Bericht wurde jetzt doch länger als zunächst geplant. Ich bin dankbar für jeden Foristen, der meinen Beitrag bis hierhin gelesen hat. Meine Fragen folgen in einem weiteren Beitrag.

Viele Grüße aus der Vorderpfalz
Georg
Titel: Re: temperaturabhängiger unruhiger Motorlauf bei 76er Silver Shadow
Beitrag von: YorkshireShadow am So.05.Okt 2025/ 10:33:37
Meine Fragen an euch sind:


Ich muss gestehen, dass ich mich aktuell erstmal sammeln muss. Das waren jetzt einige harte Nüsse, die ich verdauen musste und das ursprüngliche Problem ist immer noch nicht gelöst. Gleichzeitig wird mir zu einer Motorrevision geraten. Da wird es mir flau im Magen. Leider konnte ich bisher eure Vorschläge auch noch nicht umsetzen, da ich wie gesagt auf eine Werkstatt angewiesen bin und selbige bisher immer die LPG-Anlage kritisch beäugt haben. Die Zündkomponenten waren eh fällig, sodass man nicht sagen kann, dass das "nausgschmisse Geld" (zum Fenster rausgeworfenes Geld) war. Ich hoffe, dass ich nächste Woche endlich sukzessive eure Vorschläge durcharbeiten kann. Einen Vorteil hatte das Ganze: ich habe wieder viel dazugelernt.

Herzlichen Dank für eure Unterstützung und einen ruhigen Sonntag!
Georg
Titel: Re: temperaturabhängiger unruhiger Motorlauf bei 76er Silver Shadow
Beitrag von: Ostfale am So.05.Okt 2025/ 11:46:19
Zu 1: Wenn dein Verteiler festsitzt, dann verstellt sich der Zündzeitpunkt (ZZP) auch nicht. Zumindest nicht der statische. Dann gibt es noch den dynamischen, der abhängig von der Motorlast (bzw. dem Unterdruck im Motor) den ZZP anpasst. Vielleicht sitzt auch nicht der Verteiler, sondern nur dessen Halteblech fest. Mal mit nem Schraubenzieher oder einem anderen passenden Werkzeug dran gehebelt?
Zu 2: Ich hatte schon gar kein Ölstand am Messstab und der Wagen lief trotzdem gut und hatte den Soll-Öldruck. Die Anzeige am Ölmessstab ist eine grobe Nährung, mehr nicht. Unter 5mm unter Max ist immer noch über Min und damit im Solbereich. Also keine Sorge.
Zu 3: Da wird keine Bilder haben, ist hierzu eine Meinung natürlich Kaffeesatzleserei. Aber grundsätzlich würde ich sagen: Hast du keine Späne an der magnetischen Ölablassschrauben und ist die Kompression in Ordnung, ist eine Motorrevision Wahnsinn. Gerade bei so einem großen Aggregat. Als ich mit einem Endoskop Kohlenstoffablagerungen im Motor gefunden habe, hieß der Rat aus England: "Forced gas threatment". Also Warmfahren und Vollgas. Hat funktioniert, hilft dir jetzt aber nicht weiter, solange dein Wagen nicht mit nem sauberen Gemisch im Leerlauf läuft.
Zu 4: Die Option klingt von allen am vernünftigsten! Mach erstmal das. Welchen Vergaser hast du eigentlich? SU HD8? Hier (https://www.bentley-forum.de/index.php?topic=6027.0) sonst noch ein gutes Thema zum Weakener.
Titel: Re: temperaturabhängiger unruhiger Motorlauf bei 76er Silver Shadow
Beitrag von: damichi am So.05.Okt 2025/ 13:16:27
Grüß dich Georg,

bei deinem Shadow ist sicher einfach eine Reihe an Einstellarbeiten am Vergaser notwendig.
Lass dich nicht verrückt machen. Meist sind die Werkstätten einfach überfordert und die nächste Reaktion ist dann meist nicht sinnvoll.
Leider ist das im Moment wie schon geschrieben alles Kaffeesatzleserei.
Eine typische Ursache für die von dir beschriebenen Symptome ist die Synchronisierung der Vergaser, die zwar im Kaltstart einigermaßen passt, wenn dann aber die Leerlaufanhebung nach einem Gasstoß weg ist, passt der Exzenter nicht mehr.
Die Klimaanlage drückt einfach die Drehzahl weiter und das Problem wird tendenziell einfach spürbarer.
Titel: Re: temperaturabhängiger unruhiger Motorlauf bei 76er Silver Shadow
Beitrag von: Woolfi am So.05.Okt 2025/ 13:49:55
Wie Damichi schon sagte, taumeln nach meiner 25jährigen Erfahrung mit Oldtimern in Werkstätten viele geistig überforderte Dummköpfe herum. 'Motor ist Schrott" sind dann die daraus resultierenden verbalen Ergüssen, wo es doch richtig heißen müßte: "Technisches Verständnis des Dummkopfes ist Schrott".
Da alle 8 Kerzen schwarz sind, was für mich auf ein zu fettes Gemisch deutet, dürfte der Fehler auch nicht an nur einem Vergaser liegen, sondern an beiden. Ich habe starke Zweifel daran, dass man den Zündzeitpunkt so weit verstellen kann, dass sich der Verbrennungsvorgang so stark verändert, dass daraus 8 schwarze Kerzen resultieren.  Trotzdem würde ich mal überprüfen, wie weit ab der Zündzeitpunkt bei Standgas vom vorgeschriebenen Wert liegt.
Die Chokeklappe wirkt auf beide Vergaser gleich. Läßt sich die Chokeklappe von außen in die Offenstellung bringen und dort mechanisch blockieren ?
Ein Kaftstoffpumpe , die mit zu viel Druck fördert, könnte auch eine Fehlerursache sein.
Ebenso ZWEI nicht gut funktionierende Schwimmerventile.
Wurden vielleicht im Rahmen des Gasanlageneinbaus auch die beiden Vergasernadeln gewechselt und zu schlanke = zu fette eingebaut ? Sind die richtigen eingebaut ?
Sitzen die Nadelträger unten fast bündig mit den Vergaserkolben ? Das ist jedenfalls beim später verbauten HIF7 Vergaser so. Ob das auch bei dem Vorgänger so ist, weiß ich nicht.
Wie ändert sich der Motorlauf, wenn probeweise die Einstellschraube des Weakeners ganz rein gedreht würde ? Je tiefer diese eingedreht ist, desto stärker magert der weakener ab.
Ein zu fettes Gemisch wird entweder von zu wenig Luft (Chokeklappe) oder zu viel Kraftstoff verursacht.
Nehmen wir mal an, dass die Vergaser stark asynchron eingestellt wären.  Würden deswegen alle 8 Kerzen gleichmäßig zu dunkel sein ? 
Mit freundlichen Grüßen Wolfgang Gatza
Titel: Re: temperaturabhängiger unruhiger Motorlauf bei 76er Silver Shadow
Beitrag von: YorkshireShadow am So.05.Okt 2025/ 14:06:55
Herzlichen Dank an euch für eure schnelle Reaktion und auch für die beruhigenden Worte, die mich zumindest kurzfristig wieder einigermaßen in die Spur bringen, nachdem ich jetzt wirklich schon ein paar Tage schlecht schlafe. Es freut mich sehr, dass ihr euch die Zeit nehmt meine langen Beiträge zu lesen und zu kommentieren.

@Wolfgang: ich verstehe es auch so, dass es nicht an einem Vergaser alleine liegen kann, da beide Bänke und alle Zylinder betroffen sind. Wie weit der ZZP verstellt ist, kann ich aktuell leider nicht sagen. Ich habe es mir aufgeschrieben und werde morgen fragen.

Choke: Der Hebel der Choke-Klappe lässt sich in die Offenstellung bringen und dort mechanisch blockieren. Das hatte der Vorbesitzer immer gemacht, da auf LPG ansonsten das Gemisch zu fett gewesen wäre.

Die Idee mit der Kraftstoffpumpe hatte ich auch. Die ist bei den vielen Jahren LPG-Betrieb wohl auch wenig gelaufen. Ich wollte die Kraftstoffversorgung prüfen lassen.

Zu deine weiteren Ideen hinsichtlich der Vergaser: ich denke, dass die anstehende Vergaserüberholung einige Klarheit schaffen wird. Die Überholkits sind bereits da. Einige weitere Teile sollten im Verlauf der nächsten Woche geliefert werden. U.a. werde ich auch die beiden Hauptfedern machen lassen und, wie gesagt, die 2 "air ductings", die ans T-Stück hinter der Choke-Klappe angeflanscht sind.

@Michael: ich hatte noch nie ein Auto mit Vergaser. Noch dazu eines mit 2 Zylinderbänken und 2 Vergasern, die auch noch "über Kreuz" die Bänke versorgen.
Vgl.: https://www.bentley-forum.de/index.php?topic=3052.msg26905#msg26905
Es beruhigt mich, wenn die beschriebenen Symptome weiterhin mit den Vergasern erklärt werden können. Du weißt, ich bin der Hobbysportler, der mit diffusen Schmerzen im Bein von einem Orthopäden zum nächsten rennt und parallel versucht sich in die menschliche Anatomie einzuarbeiten.

@Ostfale: ich werde deine Rückmeldung zum Zündverteiler direkt an die Werkstatt weitergeben! Hoffentlich hilft das bei der Lösung. Im Leerlauf ist sie definitiv nicht richtig eingestellt. Was bereits versucht wurde, kann ich aktuell nicht sagen. Sie wollten nächste Woche den Zündverteiler mit Kältespray lösen. Ist das schlecht für das Zündmodul (CD5904)?

zu 2: das klingt nach meinem VW Passat aus den 90ern mit ~330.000km, der auf einer Fahrt von D nach Wien mit schätzungsweise 1 1/2 Liter Restöl wunderbar gelaufen ist. Immerhin habe ich bei Wien dann 3 1/2 Liter Öl reingekippt. Bei Fahrtantritt hat ein wenig gefehlt, ok. 1L auf 1.000km waren normal, aber 3 1/2 Liter waren dann doch ein wenig zu viel Verbrauch. Es beruhigt mich, dass mein Ölverbrauch völlig in der Norm ist. Da komme ich doch locker von der jährlichen Inspektion mit Ölwechsel im Frühjahr zur nächsten. Ich habe vor Öl und Filter jedes Jahr machen zu lassen.

zu 3: ich warte leider aktuell selbst noch auf die Bilder. Nächste Woche sollte ich sie bekommen. Ich werde dann hier wieder berichten. Es beruhigt mich aber schon mal, dass ich nicht der einzige mit Kohleablagerungen im Brennraum bin. Meine Hoffnung war, dass ich mit "Forced Gas Treatment" i.V.m. Motorinnenreinigung auch dieses Problem etwas mildern kann. Langfristig möchte ich gerne die O-Ringe der Laufbuchen erneuern lassen, aber daran wage ich aktuell noch gar nicht zu denken.

zu 4: Das ist korrekt! Ich habe 2 S.U. HD8-Vergaser.

Es ist unsinnig euch darum zu bitten mir die Daumen zu drücken, denn das tut ihr eh. Vielleicht klopft ihr zusätzlich nochmal auf Holz. "Kann nit schaade" sagt man bei mir zuhause. Nächste Woche bin ich hoffentlich schlauer.

Viele Grüße aus der Vorderpfalz
Georg
Titel: Re: temperaturabhängiger unruhiger Motorlauf bei 76er Silver Shadow
Beitrag von: cferbrecht am Fr.10.Okt 2025/ 18:05:52
Wenn der Weakener-Filter zugesetzt wäre, würde der Motor nicht laufen (Weakener-Funktionstest: Filter zuhalten –> Motor muss sofort ausgehen).
Wahrscheinlich arbeitet der Weakener nicht, und jemand hat die Vergaser sehr fett eingestellt, damit der Motor überhaupt läuft – da die Werkstätten die Funktion im allgemeinen nicht verstehen, passiert das leider sehr häufig. Insgesamt also: Keine Panik!

Grüße aus dem Norden
Claus F. Erbrecht
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Titel: Re: temperaturabhängiger unruhiger Motorlauf bei 76er Silver Shadow
Beitrag von: YorkshireShadow am So.12.Okt 2025/ 12:39:14
Hallo in die Runde!

Am Freitagnachmittag erhielt ich einen Anruf aus der Werkstatt, dass die Arbeiten an der Zündung/Zündverteiler und an den Vergasern abgeschlossen sind und, dass ich mein Auto nun abholen dürfe. Das Gemisch sei sehr gut und der Motor würde wunderbar laufen. In diesem Moment fiel mir ein Stein vom Herzen.  Gestern Morgen habe ich meine Dame dann in „Monnem“ abgeholt. Der Motor startete ohne Probleme und ohne sichtbare Vibrationen im Leerlauf. Die Probefahrt verlief ebenfalls erfolgreich. Die Beschleunigung und der Durchzug lassen nun, endlich auch im Benzinbetrieb, erahnen was Crewe unter „sufficient“ und „adequate“ verstand. Es fällt mir schwer meine Erleichterung in Worte zu fassen. Ich kann mich zum ersten Mal seit dem Kauf hinter das Steuer setzen und die Ausfahrt mit Freya genießen. Herzlichen Dank an dieser Stelle für eure wertvollen Rückmeldungen und für eure beruhigenden und ermutigenden Worte!

Ich habe eine Liste mit anstehenden Arbeiten für das Frühjahr 2026 und 1-2 offenen Fragen, die ich in neuen Beiträgen einstellen werde. Um diesen Beitrag abzuschließen, möchte ich zunächst eure Rückmeldungen tabellarisch zusammenfassen und bestmöglich beantworten. Leider habe ich nicht zu jedem Punkt eine detaillierte Antwort von der Werkstatt erhalten. Ich wollte den Herren auch nicht zu sehr auf den Geist gehen und sie in Ruhe ihre Arbeit machen lassen.

BenutzerBereichIdeeRückmeldung
Damichi & cferbrechtVergaserDämpferkolben und Nadeln gleich? Synchronisierung und Gemischeinstellung nach Anleitung. Auf Nebenluftöffnungen kontrollieren. Evtl. läuft ein Vergaser nicht mit.Die Ansaugbrücke samt Choke wurde demontiert. Die Vergaser wurden komplett zerlegt, gereinigt und defekte Teile getauscht. Es waren einige Papierdichtungen rissig und die Vergaser waren innendrin verdreckt. Federn waren keine gebrochen. Die Nadeln und Dämpferkolben waren nicht verbogen. Die Schwimmer waren auch noch in Ordnung. Selbstverständlich wurden dennoch die Teile des Carburettor-Kits eingebaut, auch wenn die Altteile teilweise noch ok waren. Es scheint daher so zu sein, dass mehrere kaputte Dichtungen + Verunreinigungen in den Vergasern die Symptome verursacht haben
Wolfi & cferbrechtWeakenerKontrolle des Weakener-Device durchführen! Führt das Zuhalten der Belüftungsöffnung zu einem mageren Gemisch bzw. stirbt der Motor ab, wenn die Öffnung am Weakener-Filter komplett zugehalten wird? Führen die Einstellschrauben am Weakener zu einem anderen Gemisch?Offensichtlich war der Weakener nicht die Ursache der beschriebenen Symptome. Ich wurde von der Werkstatt aber unterrichtet, dass am T-Stück der Ansaugbrücke, hinter der Choke, ein Magnetschalter und am Weakener selbst ein Ventil kaputt sei (automatic choke solenoid; owners handbook p.100 fig54 #8 und #9). Beides werde ich im Frühjahr in der Werkstatt prüfen lassen. Des Weiteren werde ich den Weakener-Filter tauschen lassen, denn dieser erscheint mir noch der Originale aus 1975 zu sein.
cferbrechtChokeKontrollieren, ob die Choke-Klappe ordnungsgemäß öffnet. Federkraft und Magnete in Ordnung? Ggf. Welle ölen.Die Choke funktioniert so wie beschrieben. Allerdings ist es so, dass ein Sensor, der den Choke im Warmstart steuert, kaputt sei. Dieser soll wohl im T-Stück der Ansaugbrücke obendrauf sitzen (siehe meine Rückmeldung zum Weakener-Device). Ich werde das im Frühjahr in der Werkstatt kontrollieren lassen.
Ostfale & WoolfiZündung/Zündverteiler und ZündzeitpunktFestsitzender Zündverteiler mechanisch lösen. Wie weit liegt der Zündzeitpunkt bei Standgas vom vorgeschriebenen Wert?Der Zündverteiler konnte gelöst und eingestellt werden (15grad lt. Werkstatthandbuch). Leider habe ich keine detaillierte Rückmeldung von der Werkstatt bekommen wo genau der ZZP vorher lag. Die einzige Rückmeldung war: „weit weg vom Soll“.
WoolfiKraftstoffpumpeFördert die Kraftstoffpumpe mit zu viel Druck, dann könnte dies ebenfalls zu einem zu fetten Gemisch führen.Es war jetzt nicht die Ursache für die Symptome, jedoch werde ich die Benzinpumpe im Frühjahr ebenfalls prüfen lassen. Nach meinen Unterlagen wurde die Benzinpumpe seit 2000 nicht geprüft, gewartet oder getauscht. Bei dieser Gelegenheit werde ich auch noch die Wasserpumpe und den Öldruck kontrollieren lassen.

Zur Eingrenzung der Ursache sind wir in folgenden Schritten, von günstig zu teurer, vorgegangen, wobei der Ausbau der Gasanlage bereits beschlossene Sache war, aus den in diesem Beitrag zuvor genannten Gründen:

SchrittTätigkeit
1Ausbau der Gasanlage und Wiederherstellung des Originalzustands. Austausch der Air-Ducktings durch gebrauchte (UE33053+UE38314). Wiederverwendung der Öffnung für den Gaseinfüllstutzen zur Montage einer Normsteckbuchse 12V/10A für ein Batterieladegerät.
2Kompressionsmessung + Endoskopierung
3Zündanlage prüfen und einstellen. Angelieferte Teile der Zündanlage austauschen: 8 neue Zündkerzen NGK BPR5ES, Rotor-Arm CD6077PP, Coil RH13792-L, Supression Capacitor UD72739P, HT Lead Set von Magnecor RH12064-71ORIG, Ballast Resistor UE37053-L (wurde aber lt. Werkstatt wohl defekt angeliefert; Ich werde den Vorwiederstand durch einen befreundeten Elektrotechniker prüfen lassen)
4Kraftstoffanlage prüfen, Vergaser überholen und einstellen.

Ich habe bereits vom Ergebnis der Endoskopierung berichtet. Mittlerweile liegen mir auch die Fotos vor. Ich werde diese alsbald hier oder in einem neuen Beitrag teilen.

Zur Vollständigkeit folgt noch eine Liste der anderen Arbeiten seit Übernahme:

#Durchgeführte Arbeiten
1Austausch Lenkungsdämpfer und Einstellung Lenkgetriebe
2Beide Druckspeicherkugeln neu. Höhenregulierungsventile hinten links und rechts neu
324.000 Meilen Service-Kit („Große Inspektion“) + Ölwechsel 20W50
4Kleinkram: lower ball joint vorne links neu. Innenluftfilter neu. Wischerblätter neu. Überdruckventil Kühlwasserbehälter neu.
54x neue Reifen Radar Dimax Classic 235/70R15

Summa summarum waren alle durchgeführten Arbeiten sinnvolle Investitionen in die Zukunft. Die hier diskutierte Symptomatik hätte man im Nachhinein sicherlich günstiger lösen können, wenn man sich direkt auf die Vergaser konzentriert hätte. Auf der anderen Seite weiß ich nun, dass die Zündung sauber eingestellt ist und größtenteils aus neuwertigen Komponenten besteht. Sollte es in der Folge nochmal zu Problemen kommen, dann sollte es leichter fallen das Problem einzugrenzen, denn: Zündung größtenteils neu, Kompression ist in Ordnung etc.

Nächstes Jahr werde ich noch die Stoßdämpfer und Federn hinten erneuern lassen, da Freya nach einigen Tagen Standzeit hinten absackt. Außerdem habe ich noch kleinere Lecks am upper und lower distribution valve im Rattenkäfig auf der Fahrerseite. Nichts Gravierendes. Seit dem Tausch der Höhenregulierventile ist die Warnlampe der Hydraulik nicht mehr angegangen. Bei der Aktion kommt dann auch noch die Kraftstoffpumpe dran. Mitte des Jahres will ich abschließend noch kleinere Lackschäden, Dellen und Kratzer/Risse im Leder beheben lassen. So der Plan für 2026.

Vielen Dank für eure Unterstützung! Ich wünsche euch allen noch einen schönen Restsonntag!

Viele Grüße aus der Vorderpfalz
Georg
Titel: Re: temperaturabhängiger unruhiger Motorlauf bei 76er Silver Shadow
Beitrag von: YorkshireShadow am So.12.Okt 2025/ 12:50:22
Abschließend noch eine Frage zum Editor, an einen Moderator oder an die Mitforisten: wie kann ich Tabellen einen Rahmen verpassen? Ich habe es mit dem herkömmlichen HTML-Zusatz border="1" versucht, jedoch wird das nicht übernommen. Der editor arbeitet nicht direkt mit dem HTML-tag <table> sondern übersetzt aus [ table ]. Das table-Tag des Forums kennt keine Attribute?
Titel: Re: temperaturabhängiger unruhiger Motorlauf bei 76er Silver Shadow
Beitrag von: cferbrecht am Di.14.Okt 2025/ 14:06:28
Der Choke funktioniert fast komplett thermo-mechanisch – die Klappe wird über eine Bimetallfeder geöffnet und geschlossen, die in dem schwarzen, liegenden Dom links an der Ansaugbrücke sitzt und über eine Leitung aus einem Wärmetauscher im linken Krümmer geheizt wird; die Luft wird letzterem über ein Röhrchen an der Chokeklappe zugeführt. Nur bei tiefen Temperaturen (unter 10°C, manchmal liest man 14°C) wird die Klappe im Startmoment von einem Magneten zugehalten – das ist also für die meisten Betriebsfälle ziemlich irrelevant.

Eine Benzinpumpe, die zuviel Druck aufbaut, ist mir noch nicht untergekommen; ich sehe auch nicht, wie das technisch möglich sein sollte.

Das Weakener-Ventil ist leider nicht zerstörungsfrei zu öffnen und daher nicht reparabel; manchmal bekommen wir eines aber mit Tricks wieder zum Funktionieren. Falls nicht, gibt es Gebrauchtteile oder Alternativen.

Grüße aus dem Norden
Claus F. Erbrecht
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Titel: Re: temperaturabhängiger unruhiger Motorlauf bei 76er Silver Shadow
Beitrag von: YorkshireShadow am So.19.Okt 2025/ 11:44:49
Herzlichen Dank Herr Erbrecht für die Erläuterungen zur Choke und zum Weakener! Ich werde beides Anfang nächstes Jahr in Ruhe angehen, da nun das Saisonende naht.
Titel: Re: temperaturabhängiger unruhiger Motorlauf bei 76er Silver Shadow
Beitrag von: YorkshireShadow am So.19.Okt 2025/ 11:57:27
Hallo in die Runde,

ich bin euch noch die Fotos von den Zündkerzen schuldig. Die Zündkerzen sind NGK BPR5ES und hatten zu diesem Zeitpunkt ca. 700 Meilen auf dem Buckel. Wie zuvor beschrieben waren einige Zündkerzen verrußt. Ich muss mich jedoch korrigieren: mindestens 2 Zündkerzen waren ok bzw. nicht verrußt. Ich habe aber auch nicht von allen Zündkerzen Fotos erhalten. Zuvor hatte ich geschrieben, dass alle Zündkerzen verrußt seien. Meine Aussage basierte auf einem Telefonat mit der Werkstatt. Evtl. habe ich damals nicht genau hingehört. Die Bilder von der Endoskopierung folgen gleich.

Viele Grüße aus der Vorderpfalz
Georg
Titel: Re: temperaturabhängiger unruhiger Motorlauf bei 76er Silver Shadow
Beitrag von: YorkshireShadow am So.19.Okt 2025/ 12:06:38
Anbei noch die Ergebnisse der Endoskopierung der Zylinder. Ich kann die Bilder leider nicht mehr den Bänken und den einzelnen Zylindern zuordnen. Mir wurden 20 Bilder ohne Zuordnung übermittelt. Nicht jeder Zylinder zeigt den gleichen Grad an Verrußung. Selbiges konnte man auch an den Zündkerzen sehen.

Bild 1 und 5 zeigen einen Kolben mit trockenen Rußablagerungen
Bild 6 und 7 zeigen einen anderen Kolben mit feuchten (frischen?) Rußablagerungen
Titel: Re: temperaturabhängiger unruhiger Motorlauf bei 76er Silver Shadow
Beitrag von: YorkshireShadow am So.19.Okt 2025/ 12:09:07
Ein anderer Kolben mit Laufbuchse
Titel: Re: temperaturabhängiger unruhiger Motorlauf bei 76er Silver Shadow
Beitrag von: YorkshireShadow am So.19.Okt 2025/ 12:10:10
Und abschließend Fotos vom Zylinderkopf.
Titel: Re: temperaturabhängiger unruhiger Motorlauf bei 76er Silver Shadow
Beitrag von: damichi am So.19.Okt 2025/ 12:56:56
Grüß dich,

mit den BPR5E(s) habe ich ähnliche Erfahrungen gemacht. Die waren bei meinem Shadow regelmäßig versottet. Bei mir war es immer der dritte Zylinder auf der rechten Bank. nach ein paar Hundert Kilometern war es dann wieder soweit. Aussetzer zuerst im Standgas, dass auch bei Fahrt irgendwann.
Ein Wechsel auf Champion RN14YC und die Sache war erledigt.

Viele Grüße,
Michael Stark
Titel: Re: temperaturabhängiger unruhiger Motorlauf bei 76er Silver Shadow
Beitrag von: YorkshireShadow am So.19.Okt 2025/ 13:34:44
Vielen Dank Michael!

Ich habe nochmal 8 neue NGKs eingebaut und wollte noch ein paar Meilen damit fahren. Zum nächsten Service im Frühjahr werde ich sie dann gegen die Champion RN14YC ersetzen.

Mich würde noch deine Meinung zu den Ablagerungen in den Zylindern interessieren. Siehst du, nach Ansicht der Bilder, dringenden Handlungsbedarf was Kolben/Kolbenringe (vgl. vereinzelte Striemen an der Innenseite der Laufbuchsen in Hubrichtung) und Laufbuchsen angeht oder ist das im Rahmen dessen was man von diesem Motor nach 50 Jahren erwarten muss? Nach Einschätzung der Werkstatt ist der Motor viele Jahre lang auf Benzin zu fett gelaufen. Die Vergaserüberholung und Gemischeinstellung sei viele Jahre überfällig gewesen.

Würdest du in Sachen Ablagerungen etwas unternehmen oder einfach fahren und regelmäßig beim Zündkerzenwechsel beobachten? Stichwort "forced gas treatment"?

Viele Grüße
Georg
Titel: Re: temperaturabhängiger unruhiger Motorlauf bei 76er Silver Shadow
Beitrag von: damichi am So.19.Okt 2025/ 20:05:08
Also alleine von den Bildern ist das schwierig sinnvoll zu diagnositzieren.
Die Linien kommen sicher von irgendwelchen Partikeln, die der Motor in seinen 50 Jahren mal eingesaugt hat. Meistens passiert so was nach bzw. bei der Demontage von Teilen des Ansaugtrakts wie beispielsweise beim Einstellen der Vergaser oder dergleichen. Da kommen dann kleinste Sandkörnchen vom Straßenstaub in den sauberen Ansaugbereich und wenn es die dann durchzieht, hat man solche Strähnen.
Kein echter Grund zur Sorge deswegen.

Mega warm war dein Motor nicht, aber auch jetzt nichts beunruhigendes. Wenn die Ablagerung dich optisch stört, kannst du gezielt mehr Last fahren und eventuell Sprit mit mehr Reinigungsmittel tanken. Entweder fertig von der Tanke oder selber zumischen. Das große Wunder darf man sich aber nicht erwarten.

Viele Grüße,
Michael
Titel: Re: temperaturabhängiger unruhiger Motorlauf bei 76er Silver Shadow
Beitrag von: Woolfi am Mo.20.Okt 2025/ 12:47:08
Wen man die Champion in ausgebautem Zustand mit den NGK vergleicht, wird man erkennen, dass bei der Cahmpion beide Elekroden ca 2 mm weiter in den Brennraum ragen. Sie haben eine sogenannte vorverlegte Funkenstrecke. Es kann sein, dass die Entzündungswahrscheinlichkeit bei grenzwertigen Gemischverhältnissen wie z. B. Standgas größer ist (also weniger Zünd-Aussetzer) und durch Positonierung weiter im Brenn-Raum rußige Ablagerungen besser abgebrannt werden.
Russiße Ablagerungen bei normaler Motortemperatur entstehen in veil geringerem Maß bei Gemiscgen die magerer als Lambda 1 sind, wo also Sauerstoffüberschuß besteht und theoretisch kein Kraftstoff, oder HC oder Ruß unverbrannt übrigbleiben kann. Prakatisch wird allerdings der Kraftstoff nie zu 100% verbrannt, weil die Flamme in Wandnähe erlöscht. Deswegen sinkt auch bei sehr magerer Verbrennung der CO-Anteil im Abgas faktisch kaum unter 0,3%.
Wenn Kerzen dunkel bis schwarz sind, läuft der Motor in bestimmten Lastbereichen unter Lambda 1. Läuft ein Motor mit Lambda 1,2 können Kerzenelektroden auch schneeweiß sein. Solange das nur bei Teillast ist, ist das für Kolben und Ventile thermisch auch nicht gefährlich, weil die Abgastemoeratur nicht hoch genug ist. Erst bei Volllast steigt die Abgastemperatur so weit an, dass Innenkühlung durch leicht fettes Gemisch sinnvoll ist.
Praktisch gesprochen kann Ihr Motor nur zu fett laufen, wenn entweder zwei falsche Nadeln in den Vergasern montiert sind, oder die Schweimmerventile nicht mehr einwandfrei funktionieren oder die Choke-Klappe des warmen Motors nicht vollständig geöffnet bleibt.
Die Düsennadeln kann manüberigens in 10 Minuten demontieren und die Kennziffer lesen. Die Nadelträger sollten auch bündig mit dem Vergaserkolbenböden stehen. Man kann die auch höher befestigen (Jedenfalls an meinen HIF7- Vergasern), was sofort zu einem fetteren Gemisch führt.
Ich würde als nächstes prüfen, ob die richtigen Nadeln mit den richtigen Kennzifffern montiert sind. Das geht schnell und danach wären die Nadeln als Fehlerursache (fast) ausgeschlossen.
Mit freundlichen Grüßen Wolfgang Gatza
Titel: Re: temperaturabhängiger unruhiger Motorlauf bei 76er Silver Shadow
Beitrag von: YorkshireShadow am So.02.Nov 2025/ 11:44:35
Guten Morgen allerseits!

ich bin aktuell immer noch am Fahren und genieße den runden Motorlauf und die Stille im Auto.
Gestern habe ich zum ersten Mal nach der Vergaserrevision vollgetankt.
Die Verbrauchswerte sind wie folgt:

88L Super Plus auf 300 Meilen (483km).
Das macht aktuell: 18,2L/100km
Zum Kaufzeitpunkt waren es 20L/100km
Vor der Vergaserrevision waren es 24L/100km
Imperial MPG wären dann 15.5

Ich bin damit sehr zufrieden.

Die Abgase sind ok. Schönes rhythmisches Geblubber. Keine Fehlzündungen mehr, keine Aussetzer und kein Ruß.

Zur Vergasernadel/@Wolfgang Gatza: ich bin noch nicht dazu gekommen die Kolbenfeder von beiden Vergasern zu tauschen. Bei dieser Gelegenheit werde ich dann auch die Nadeln kontrollieren. Meine beiden Vergaser sind, wie bereits geschrieben, HD8-Vergaser. Lt. S.U. Katalog sind für meinen Shadow Vergasernadeln mit Profil BAE vorgesehen. Teilenummer UE36062. Ich hatte diese, zusammen mit dem Carburetter Service Kit, neu gekauft und diese Nadeln wurden bei der Revision auch montiert. Aufgrund der Tatsache, dass der Motor aktuell sehr ruhig läuft und auch die Abgase auf ein gutes Gemisch schließen lassen sehe ich aktuell kein weiteres Problem mit den Vergasern.

Ich werde aber die Spezifikation der Nadeln bei nächster Gelegenheit mit meinen Unterlagen abgleichen. Im Frühjahr werde ich außerdem auf die Champion RN14YC Zündkerzen wechseln. Vielen Dank @Woolfi@Damichi für die Erklärung und für den Tipp!

Vielen Dank und schöne Grüße aus der Vorderpfalz
Georg
Titel: Re: temperaturabhängiger unruhiger Motorlauf bei 76er Silver Shadow
Beitrag von: Woolfi am Mo.03.Nov 2025/ 10:02:55
"Im Frühjahr werde ich außerdem auf die Champion RN14YC Zündkerzen wechseln."
Das ist eine Strafe des Herrn für Menschen, die automobilmäßig keine bescheinendes, gottesfürchtiges Leben führen.
Auf der Beifahrerseite (LHD) kann man die Kerzen nur demontieren, wenn man die Laufansaugung teilweise demontiert. Das ist aber in ca. 15 Minuten noch relativ leicht machbar. 
Auf der Fahrerseite ist die Demontage schon erheblich schwieriger und geht nur mit starken Verrenkungen der Hände. Das Einschrauben sollte vorsichtig mit der Hand gemacht werden, weil man dort eine kerze auch leicht falsch ansetzen un damit das Gewinde beschädigen kann. Ich habe auf Kerzen mit der kleinen Schlüsselweite von 6mm umgestellt, weil dann der Kerzenschlüssel kleiner und bei den engen Verhältnissen besser einsatzbar ist. Zusätzlich habe ich mir einen kurzen (ca. 6 cm Grifflänge plus den Vierkant) Holz-Handgriff' aus einem alten Besenstiel gesägt, mit dem man die Kerzennuss führen und fassen kann. Eine längere Verlängerung, wie die kurzen (ca. 12 cm) aus einem Knarrenkasten, ist zu lang und damit kann die Kerzennuss nicht senkrecht auf das Kerzengewinde gesetzt werden.
Die Höhle, an dessen Ende isch das Kerzengewinde befindet, ist teilweise zu tief, dass man die ca. 7 cm lange Kerzennuss noch mit der Hand gut fassen kann. Man sollte auch eine dicke weiche Decke über den Kotflügel als Lackschutz legen, weil man man sich viel drehen und wenden muss, um die 4 verschiedenen Kerzen einzuschrauben.
Ich habe mir eine Paste aus Fett und Graphitpulver gemacht, die ich auf die Kerzengewinde schmiere.  Ich habe den Eindruck gewonnen, dass Kerzen damit nicht mehr so 'festbrennen' und sich später leichter lösen lassen.
Schauen Sie sich die Platzverhältnisse auf der Fahrerseite an. Dann wird besser verständlich, was ich meine.
Viel Erfolg wünscht Wolfgang Gatza
Titel: Re: temperaturabhängiger unruhiger Motorlauf bei 76er Silver Shadow
Beitrag von: cferbrecht am Di.04.Nov 2025/ 15:10:02
Man kann die Kerzen hinter dem Bremsflüssigkeitsbehälter ganz gut erreichen, wenn man mehrere Verlängerungen verwendet und diese unter dem Behälter bis über den Kotflügel führt – das Spiel in den Verbindungen ermöglicht die nötige Kurve.

Grüße aus dem Norden
Claus F. Erbrecht
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