Rolls-Royce & Bentley-Forum
Rolls-Royce+Bentley-Technik => Silver Cloud, Bentley S-Modelle => Thema gestartet von: Traumwagen am Mo.21.Nov 2011/ 21:38:49
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Guten Tag zusammen,
an meinen S1 habe ich folgendes Problem:
Nachdem ich im Frühjahr 2011 die Bremsanlage mit neuen Belägen, neuen Schläuchen und neuen Überholsätzen für alle Radzylinder und die Hauptbremszylinder überholt hatte, funktionierte die Bremsanlage über mehrere 1000 Meilen einwandfrei. Die Bremswirkung war fein abstufbar, die Wirkung war gleichmäßig bei geringer Pedalkraft.
Seit geraumer Zeit stelle ich fest, dass die Bremswirkung immer mehr Zugunsten der Hinterachse verteilt wird. Ein Nachmessen der Temperatur an den Bremstrommel bestätigt meine Vermutung, die Bremsanlage der Hinterachse bremst deutlich stärker als die der Vorderachse.
Subjektiv habe ich das Empfinden, dass auch die erforderliche Pedalkraft angestiegen ist.
Eine Brachialbremsung ( Vollbremsung ) bringt im Fahrversuch aber immer noch alle 4 Räder zum Blockieren.
Die Räder laufen frei, die Einstellung der hinteren Nachsteller wurde überprüft.
Ich habe alle Trommeln gezogen und nichts festgestellt.
Kann mir jemand einen Tipp geben, wo ich mit der Fehlersuche anfangen sollte?
Weitere Frage:
Hat einer bereits Erfahrungen mit dem Einsetzen von sog. Flexrohren in die Auspuffanlage, um diese spannungsfrei und anstoßfrei zu verlegen, gesammelt?
Jeder Tipp wird dankend angenommen.
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Hallo,
ich gehe mal davon aus, daß, wie Du schreibst, die Belagnachstellung hinten korrekt ist, das heißt, Belagnachstellungsschrauben festgezogen und dann wieder zwei Klicks gelöst. Wenn dem so ist, würde ich das Problem vorne vermuten. Nach einigen 1000 Meilen kann sich schon wieder jede Menge Schmutz im System befinden, darum würde ich als erstes einen Bremsflüssigkeitswechsel vorne machen, mir die abgeflossene Flüssigkeit genau ansehen, ob sich dort Rostpartikel befinden, und dann eine ausgiebige Probefahrt machen. Danach würde ich mir genau die Justage der Bremszylinder anschauen.
Gruß
Michael
p.s.: Ich gehe natürlich einfach mal davon aus, daß die Bremsbeläge vorne tiptop sind. Auch dort lohnt ein prüfender Blick.
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Danke für die schnelle Information.
Die Bremsflüssigkeit habe ich im Frühjahr bei der Überholung der Bremszylinder und dem Wechsel der Bremsschläuche erneuert.
Die Trommeln wurden vor wenigen Tagen gezogen dabei habe alles penibel gereinigt, alles war gängig und gut geschmiert, alle Abriebe wurden entfernt.
Die Bremse hinten wurde nach deiner Vorgabe eingestellt.
Das Tragbild der Beläge und der Trommeln war sehr gut.
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Hallo,
eine verschmutze Bermsflüssigkeit ist bei unseren Autos eigentlich immer mein erster Verdächtiger. Ob nun im Frühjahr gewechselt oder nicht, das hängt vor allem davon ab, wie viele Kilometer seitdem gefahren wurden. Wenn Du das Deines Erachtens aber definitiv auschließen kannst, dann kommt, wie schon geschrieben, für mich als nächste Lösungsmöglichkeit eine Verstellung der Hebelei rund um die Mastercylinder in Frage. Selbst kleinste Verstellungen können hier ein unerfreuliches Bremsverhalten bedingen, wie ich schon selber feststellen mußte. :-[
Ich gehe mal davon aus, daß Dir hierzu der Workshop zur Verfügung steht, ohne den wird's sonst schwierig und wir können uns hier die Finger wund tippen.
Gruß
Michael
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Wie steht es denn mit dem Servo? Funktioniert der? Die Fehlerbeschreibung deutet für mich darauf hin, dass entweder die Einstellung des Servos oder des Gestänges nicht stimmt, der Servobelag verölt/verglast/abgenutzt oder ein Hauptbremszylinder defekt ist.
Wir hatten gerade bei einem Cloud III das Problem, dass diverse Rad- und Hauptbremszylinder bereits ausgebuchst waren, aber trotzdem leckten - es hat sich gezeigt, dass die Bremsflüssigkeit zwischen Buchse und Gehäuse herausgedrückt wurde.
Grüße aus dem Norden
Claus F. Erbrecht
Heaven's Gate Garage
www.bentleyteile.de
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Wie steht es denn mit dem Servo?
Hallo Claus,
sollte bei Problemen des Servos nicht die Gesamtbremsleistung in den Keller gehen? Hier ist hingegen von einer Verschiebung der Bremskraft von vorne nach hinten die Rede, was ich so deute, daß sich das Gestänge verstellt hat, wenn nicht gar die Vorderbremse allein Probleme hat.
Neugierig
Michael
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Naja, nach hinten wirkt ja immer noch die mechanische Verbindung, die zwar über den Servo läuft, aber von seiner Funktion unabhängig ist. Falls die Servofunktion schlechter wird, verschiebt sich also das Verhältnis der Bremskraftverteilung zur Hinterachse.
Grüße aus dem Norden
Claus F. Erbrecht
Heaven's Gate Garage
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Nochmals Danke, i
ch werde es dann zunächst mit der Erneuerung des Servoreibbelages versuchen. Diesen werde ich in ca. 2 - 3 Wochen ausbauen können.
Das mit der Verschlechterung der Servowirkung bei gleichzeitiger Kraftübertragung über des Gestänge ist M.E. eine
logische Folge.
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Die Dichtigkeit der Radzylinder und der Haupbremszylinder habe ich überprüft. Alles dicht und gängig. Bremsflüssigkeitsstand ok.
Also Servobelag, ich denke dass dieser verölt ist.
MfG Achim
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Naja, nach hinten wirkt ja immer noch die mechanische Verbindung, die zwar über den Servo läuft, aber von seiner Funktion unabhängig ist. Falls die Servofunktion schlechter wird, verschiebt sich also das Verhältnis der Bremskraftverteilung zur Hinterachse.
Das ist mir schon klar, Claus,
aber müßte denn dann nicht bereits die gesamte Bremsleistung massiv in den Keller gefallen sein? Ich verstehe die mechanische Abstützung der HR-Bremse als reines Notsystem, damit man überhaupt noch irgendwie zum Stehen kommt.
Neugierig
Michael
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...müßte denn dann nicht bereits die gesamte Bremsleistung massiv in den Keller gefallen sein? Ich verstehe die mechanische Abstützung der HR-Bremse als reines Notsystem, damit man überhaupt noch irgendwie zum Stehen kommt.
Ich habe das auch verstanden: Die Bremsleistung hat sich nach hinten verschoben, ist jetzt insgesamt deutlich schlechter, und mehr Pedalkraft ist nötig.
Am Ende, wenn der Servo gar nicht mehr arbeitet, bleibt das Notbremssystem - viele Cloud/S-Eigner denken aber, das sei die richtige Bremse... Wir hatten jedenfalls schon diverse Fahrzeuge hier, die nur noch so bremsten, und ich habe von vielen Leuten gehört, die Cloud-Familie hätte ja so eine schlechte Bremse, bei der man richtig Kraft brauche...
Grüße aus dem Norden
Claus F. Erbrecht
Heaven's Gate Garage
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Ich habe das auch verstanden: Die Bremsleistung hat sich nach hinten verschoben, ist jetzt insgesamt deutlich schlechter, und mehr Pedalkraft ist nötig.
Ja, Claus,
das ist eines der Probleme bei Ferndiagnosen: Jeder versteht schon die Fehlerbeschreibung anders. :-\
Ich bin gespannt, woran es am Ende gelegen hat und würde mich deshalb freuen, wenn Traumwagen uns freundlicherweise auf dem Laufenden hält.
Gepannt
Michael
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Nein, beim Notbremssystem bin ich nicht angekommen. Ich habe darüber auch schon nachgedacht, aber wie bereits zuvor erwähnt, alle 4 Räder blockieren noch bei einer Brachialbremsung. Das Gestänge werde ich für eine Probefahrt vorübergehend an der Hinterachse aushängen und dann berichten. Ich denke der Reibbelag wird nun egal wie die Probefahrt ausgeht anschließend ausgewechselt. Die Rückmeldung ist dann selbstverständlich
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Das Gestänge der Hinterradbremse würde ich nicht aushängen! Nach meinem Verständnis ist der Gegenzug von der Hinterradbremse unbedingt notwendig um den Bremsservo zu betätigen. Also vorher nochmal genau ins Werkstatthandbuch schauen.
Ansonsten kann ich mich nur der Diagnose von cfe anschliessen. Hatte exakt die gleichen Symptome: nur bei Vollbremsung hat der Servo angesprochen. Nach dem Auswechseln des total verölten Belags (Und des Dichtungsbandes um den Servo, und in meinem Fall des Servogehäuses) bremst es sich wieder wie gewohnt.
Grüße,
Thomas
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Hallo,
Danke für die guten Ratschläge. Die Idee mit dem aushängen des Bremsgestänges werde ich dann vorerst begraben und nun den Belag wechseln.
Zum besseren Verständnis noch eine Frage:
Wird die Bremswirkung der Hinterachse im Idealfall bei korrekt funktionierenden Komponenten nur von der Hydraulik erzeugt? Oder von der Mechanik und der Hydraulik addierend zusammen?
Ist es im Regelfall sinnvoll, den Servo komplett zu tauschen?
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Ich zitiere mal aus dem (in Arbeit befindlichen) Werkstatt-Handbuch:
Nach anfänglichem Drücken des Bremspedals werden zuerst die hinteren Bremsen durch das mechanische Gestänge betätigt, wodurch 40% (Bentley S1) bzw. 30% (Bentley S2) der auf die hinteren Bremsen einwirkenden Kraft erzeugt werden. Nach weiterem Drücken des Bremspedals wird der Servomotor in Betrieb gesetzt, der den/die hydraulischen Hauptzylinder betätigt und die übrigen 60% (Bentley S1) bzw. 70% (Bentley S2) der auf die hinteren Bremsen einwirken Kraft erzeugt; die Vorderbremsen werden ausschließlich durch die Hydraulikanlage betätigt.
Den Servo muss man nicht komplett tauschen - wenn man nieten kann, kann man den Belag leicht selbst aufbringen. Man sollte danach immer prüfen, ob der Belag wirklich plan ist - die Federn können ihn manchmal verdrehen, und dann liegt er nur zu einem kleinen Teil an.
Grüße aus dem Norden
Claus F. Erbrecht
Heaven's Gate Garage
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Hallo, der Bremsservo wurde eben ausgebaut, nachdem zuvor die Grundeinstellungen überprüft wurden. Die Belagstärke ist fast neuwertig, aber es ist eine ölige Flüssigkeit in den Servo eingedrungen. Ich denke, dass diese schmierige Masse aus einer Mike Sandes Behandlung aus diesem Herbst stammt, denn das Dichtband unter der Abdeckschelle war nur noch teilweise vorhanden und konnte das Eindirngen dieser Masse wohl nicht mehr verhindern.
Nachher werde ich den neuen Belag aufnieten und in den nächsten Tagen (wenn die Witterung eine Probefahrt zulässt) über den Erfolg oder Misserfolg berichten. Als Anmerkung, der Ausbau des Servos ist wirklich ein einziges Gewürge.
Ich hatte weiter in dieser Rubrik schon einmal angefragt, ob jemand Erfahrung mit dem Einbau von Flexrohren in die Auspuffanlage hat, um diese spannungsfrei auszurichten. Evtl. werde ich aber auch der Erste sein, der diesen Versuch startet. Auch hiervon werde ich dann bei Erfolg berichten.
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Hallo Cloud und S Interessierte,
nun der Reparaturbericht. Der neue Servobelag ist eingebaut, die Bremse funktioniert jetzt genau so wie man es von ihr erwartet. Zusätzlich habe ich einen Achsschenkel überholt und die Auspuffanlage durch den Einbau von zwei Flexrohren spannungsfrei und damit dröhnfrei befestigt. Alle Reifen wurden gegen Gürtelreifen getauscht. Die Jahresinspektion wurde ebenfalls durchgeführt, hierbei wurde die Wasserpumpe zur Kontrolle ausgebaut. Die heutige sehr ausgiebige Probefahrt war bei trockener Strasse einfach wunderbar. Selbst ei 90 bis 100 Meilen kommt kein ungutes Gefühl auf, auch bei ausgeprägten Spurrillen nicht. Kräftiges Bremsen bei dieser Geschwindigkeit ist ebenfalls bei absoluter Spurtreue möglich. Die Stossdämpfer wurden schon vor einem Jahr ausgetauscht, es ist nun kein erkennbarer Wartungsbedarf mehr vorhanden. In diesem Zustand macht das Auto riesigen Spaß. Ich freue mich schon auf das Frühjahr, dann möchte ich zusammen mit dem Traumwagen eine Italienfahrt "wagen"..
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Gratulation.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich bei mir die Beläge tauschen muß...
Wie würdest Du beschreiben, wie fest man aufd Pedal treten muss?
Bei mir ists etwa doppelt so fest, wie bei einem modernen Auto (Mercedes E)
Vielen Dank im Vorau!
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Bei meinem S1 ist das ungfähr so wie bei einem normalen Auto z. Bsp. bei meinem Mercedes. Am besten Herrn Erbrecht kurz fragen, da er einen grossen Überblick hat.
Grüsse
PDA
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Hallo Andreas,
von einer übermäßig nötigen Kraft beim Treten aufs Bermspedal kann ich auch nicht berichten - normaler Druck sollte reichen.
Gruß
Michael
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Ja, der nötige Druck ist eher gering bis normal, wenn alles in Ordnung ist.
Grüße aus dem Norden
Claus F. Erbrecht
Heaven's Gate Garage
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...wenn alles in Ordnung ist....
Ich hasse es, solche Sachen lesen zu müssen... :D
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Ja, es ist aber so,
ich habe im Nachhinein betrachtet auch zu lange gezögert. Nun da ALLES neu und überholt ist steht die Bremse in ihrer Bedienbarkeit und in ihrer Wirkung neuen Autos kaum nach. Die Kraftaufwendung für die Feststellbremse und für die Betriebsbremse ist erstaunlich gering.
Die Antwort kommt verspätet, ich hatte einige Tage Urlaub genommen.
MfG Achim