Rolls-Royce & Bentley-Forum

Rolls-Royce+Bentley-Technik => Silver Shadow, Bentley T-Modelle => Thema gestartet von: hugo am So.26.Okt 2008/ 13:58:42

Titel: Startautomatik-Wo sitzt das Bauteil?
Beitrag von: hugo am So.26.Okt 2008/ 13:58:42
Hallo,

nachdem dank der Hilfe des Forums der SSI (22954) wieder anspringt, zeigen sich folgende Symptome:

Die Lady springt im Kaltlauf mit der Startautomatik problemlos an obwohl der Zugmagnet für die Chokeklappe keine Spannung bekommt.

 Ich habe hier gelesen, daß der Zugmagnet an einer Dose mit drei Anschlüssen an der Spritzwand angesteuert wird. Ich kann Sie bei mir aber nicht finden.
 Wurde im laufe der Produktion der Standort geändert?

Wenn die Klappe durch die Bimentallfeder aufgeht, nimmt sie schlecht Gas an, teilweise geht der Motor aus. Wenn ich Stange rechts neben dem Ansaugrohr leicht nach unten drücke, funktioniert die Gasanahme einwandfrei. Bevor ich die ganze Hebelmechanik auseinandernehme um die Nockenscheibe zu prüfen, kann das auch mit dem Zugmagnet der Chokeklappe zusammenhängen?

Trotz technischer Ausbildung, Workshop-Manuals und Schaltpläne ist der RR für mich ein Auto mit sehr vielen Unbekannten und Rätseln.


hugo



Titel: Re: Startautomatik-Wo sitzt das Bauteil?
Beitrag von: Udinho am So.26.Okt 2008/ 17:45:49
Hallo Hugo!

Wenn der Motor Deiner Lady im kalten Zustand auch ohne Zugmagnet gut anspringt und die Kraft der Bimetallfeder ausreicht, die Klappe geschlossen zu halten, dann mach Dir keine Sorgen um den Magneten; den nimmst Du als letztes in Angriff. Seine Aufgabe ist ja nur, beim Starten mit dem Anlasser die Klappe geschlossen zu halten, weil der Sog u.U. stärker ist als die Kraft der Bimetallfeder. Der Magnet wird wirklich nur im Moment des Anlassens benötigt. Bei meinem Rollie funktionierte der Magnet lange Zeit auch nicht, ich habe deshalb im Winter die Starterklappe einfach mit dem Zeigefinger der rechten Hand nach unten gedrückt, während ich den Anlasser betätigte. In dem Moment, wo der Motor lief, habe ich losgelassen. Klar, irgendwann habe ich auch diesen Mangel beseitigt, aber das war (und ist) nun wirklich nicht vordringlich.

Wenn der warme Motor (aber wirklich warm, nicht etwa nach zwei Minuten Warmlaufen) auszugehen droht und das verhindert wird, indem Du die Starterklappe etwas runterdrückst, dann ist das angesaugte Gemisch ohne den Trick zu mager. Denn was Du mit dem Trick machst, ist ja Begrenzen der angesaugten Luftmenge, so daß das Gemisch weniger Luft bzw. mehr Kraftstoff enthält.

Du mußt also nach dem Grund für das zu magere Gemisch suchen. Das kann einerseits eine zu magere Einstellung sein, andererseits kann falsch Luft angesaugt werden. Verdächtig ist bzgl. falscher Luft immer die relativ komplizierte Abmagerungsvorrichtung. Ob Dein Auto einen offenen Weakenerfilter hat (in Fahrtrichtung links vorne auf dem Kotflügelblech im Motorraum, schwarzes rundes Ding mit Schlauchanschluß vom Vergaser kommend) hat. Wenn ja, muß der im Leerlauf laufende Motor sofort stehenbleiben, wenn Du den Filter zuhältst. Bleibt er nicht stehen, geht das Suchen los.

Bei mir allerdings war es vor langer Zeit gar nicht die Abmagerungsvorrichtung, sondern eine umgeknickte Papierdichtung auf einer Vergaserseite, wo ein Horn in den Unterbau des Vergaserdoms reinführt und dort verschraubt ist. Da ist ein Loch für die Umluft, damit der Motor im Leerlauf läuft, wenn die Drosselklappen geschlossen sind (beim SSI haben die Drosselklappen im Leerlauf ganz (!) geschlossen zu sein). Die versehentlich umgeknickte Papierdichtung hatte das Umluftloch verschlossen. Damit der Motor im Leerlauf ordentlich lief und nicht stehenblieb, mußte das Gemisch völlig verkehrt eingestellt werden, es kam aber nie ein ordentlicher Leerlauf zustande. Erst als ich beim Säubern der ausgebauten Vergasereinheit die Hörner abschraubte, habe ich den Fehler entdeckt. Ob die Dichtung bei mir oder schon viel früher umgenickt war und wegen dem damit verschlossenen Umluftloch den miserablen Leerlauf verursacht hat, war nicht zu klären. Aber seither ist der Leerlauf jedenfalls wunderbar.

Prüf mal, ob falsch Luft angesaugt wird über die Abmagerungsvorrichtung. Wenn's da nicht ist, kann auch über die Drosselklappenwellen falsche Luft angesaugt werden. Aber erst mal eine Sache ausschließen. Und um den Magneten würde ich mich später kümmern, der hat mit dem Leerlauf nichts zu tun.

Gruß - Udinho
Titel: Re: Startautomatik-Wo sitzt das Bauteil?
Beitrag von: hugo am So.26.Okt 2008/ 19:22:15
Hall Udinho,

wenn ich die offene Seite des Weakenerfilters zuhalte geht der Motor nach ca. 5 sek aus.

Die Drosselklappenwelle sitzt recht stramm in den Lagern, da liegt hoffentlich nicht das Problem.

Ich habe mir eben nochmal die Mechanik des Hebels mit der Nockenscheibe angeschaut. Sobald der Motor warm ist und Gas gegeben wird, wird ja über das Gasgestänge der Hebel für die Drosselklappe nach oben gedrückt und mit ihr die Nockenscheibe. Das funktioniert auch, aber sobald man das Gasgestänge loslässt, bleibt das die Nockenscheibe und das Teil davor in der vorherigen Stellung. Per Hand spürt man einen geringen Widerstand, wenn die Mechanik manuell wieder in "Grundstellung" gebracht wird.

Gruß,
hugo




Titel: Re: Startautomatik-Wo sitzt das Bauteil?
Beitrag von: Udinho am So.26.Okt 2008/ 20:42:08
Ich verstehe nicht wirklich, was Du beschreibst. Die Nockenscheibe bestimmt doch nur die Drehzahl des Leerlaufs, solange die Starterklappe aktiv ist. Wenn die Starterklappe auf ist, dann ist auch die Nockenscheibe so noch oben gedreht, daß der Anschlaghebel auf der Drosselklappenwelle keine Stufe der Nockenscheibe berührt. Wird die Starterklappe über die senkrechte Stange geschlossen (nach unten gedrückt), dann kommt die Nockenscheibe mit runter, so daß der Anschlaghebel auf der Drosselklappenwelle auf einem der Nocken aufliegen kann - und dadurch die Drosselklappe etwas geöffnet wird. Läßt Du die senkrechte Stange wieder los, geht die Starterklappe auf, aber die Nockenscheibe bleibt unten, solang der Anschlaghebel auf ihr aufliegt. Gibst Du einen kleinen Stoß Gas, hebt sich der Anschlaghebel, und die Feder der Nockenscheibe bringt diese nach oben, so daß der Anschlaghebel keine der Stufen der Nockenscheibe mehr erreicht.

So muß das funktionieren. Aber das scheint mir doch gar nicht Dein Problem zu sein: Du sagst doch, daß Du einen schlechten Warmleerlauf hast!? Wenn die Starterklappe auf ist (Stange nach oben) und unter Federdruck (Bimetallspirale) noch oben steht, dann ist sicher auch die Nockenscheiben oben, denn sonst hättest Du einen sehr schnellen Leerlauf.

Wenn Dein Problem schlechter Leerlauf ist und anscheinend keine falsche Luft angesaugt wird, der Leerlauf aber besser wird, wenn Du die Starterklappe ein bißchen runterdrückst, dann ist das Gemisch zu mager. Vielleicht insgesamt, vielleicht aber ist die Umluft für den Leerlauf nicht ausreichend. Hast Du mal die dicken Schrauben jeweils links am Vergaser (wenn man neben dem Auto steht) gedreht? Dreh beide bis zum Anschlag rein und dann eineinhalb Umdrehungen raus. Das ist die Grundeinstellung. Damit sollte der Leerlauf brauchbar sein, wenn alles andere stimmt.

Aber ist das wirklich Dein Problem? Schlechter Warmleerlauf bis zum Stehenbleiben des Motors? Bevor ich hier weiter herumstochere, sollte da jedenfalls kein Zweifel bestehen. Wenn ja, dann müßte als nächster Schritt das Gemisch geprüft werden. Mit abgenommenen Domen kannst Du auf der Vergaserbrücke die Düse in ihrem Stock sehen, sie muß etwa 1,5 mm unterhalb der Kante der Brücke stehen. Mit einer Schieblehre kann man das nachmessen. Sind es weniger als 1,5 mm, dann ist das Gemisch insgesamt zu mager, sind es mehr als 2 mm, ist es mit Sicherheit zu fett. Der Wert soll auf beiden Seiten gleich sein. Eine Achtelumdrehung in die eine oder andere Richtung bewirkt übrigens gut 1 % CO-Änderung!

Wie gesagt, falls es um schlechten Warmleerlauf geht bei den von Dir beschriebenen Symptomen, dann suchst Du wohl an der falschen Stelle, wenn Du Dich mit der Startautomatik beschäftigst. Aber vielleicht habe ich Dich ja nur nicht richtig verstanden.

Gruß - Udinho
Titel: Re: Startautomatik-Wo sitzt das Bauteil?
Beitrag von: cferbrecht am Mo.27.Okt 2008/ 09:56:53
Noch zur Ergänzung:
Die Dose mit den drei Anschlüssen sitzt beim Shadow in dem Blechkasten unter der rechten Heizungsluftführung. Es ist im angehängten Bild die Nummer 51.

Es könnte sein, dass die Bimetallfeder entweder zu schlapp oder falsch eingestellt ist. Man kann die Federspannung unter der liegenden schwarzen Kappe an der linken Vergaserseite verstellen; vorher sollten aber das Gemisch und der Leerlauf bei warmem Motor richtig eingestellt sein.

Grüße aus dem Norden
Claus F.Erbrecht
Heaven's Gate Garage
www.bentleyteile.de
Titel: Re: Startautomatik-Wo sitzt das Bauteil?
Beitrag von: hugo am Di.28.Okt 2008/ 10:46:49
Vielen Dank für die Tips und Hilfestellungen,

da mir aber irgendwo das technische Verständnis für diese Technik fehlt, werde ich die Lady in fachkundige Hände geben und denjenigen (Haeven`s Gate) während der Arbeit mit Fragen auf die Nerven gehen...

Was dann die Ursache war, werde ich kundtun.

gruß,
hugo