Lederausstattung

[Woolfi]

Was macht man, wenn man einen gebrauchten Silver Shadow kaufen will und die Lederaustattung schon ziemlich "verwohnt" ist und man diese Art von Patina nicht unbedingt mag ?
Gibt es in England Anbieter die fertig genähte Bezüge, eventuell in "ähnlicher" Qualität wie das Originalleder, anbieten ?
Mit ist klar, dasss man das auch von einem Sattler komplett anfertigen lassen kann. Aber die Meisterstunde ist wesentlich teurer als die Näherinnenstunde bei einem gewerblich Hersteller, der Serien produziert.
Mir ist auch klar, das man immer versuchen sollte, das originale Leder zu "retten", wenn es nicht zu schäbig geworden ist. Den point of no-return muss jeder für sich entscheiden.
Mit freundlichen Grüßen Wolfgang Gatza

[Joerg Hoffmann]

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Guten Morgen Wolfgang

und ersteinmal meinen herzlichen Glückwunsch zu Deiner Entscheidung diese aussterbende Serie der britischen Edelmarke Rolls-Royce am Leben zu erhalten!

Egal was Du an Deinem Silver-Shadow restaurieren möchtest, es wird sich "wirtschaftlich" in den nächsten Jahren garantiert nicht lohnen. 

Wenn Du jedoch,  (D)einen  Traum in die Wirklichkeit umzusetzen möchtest, dann ist eine Restauration das BESTE Investment für Deine Seele !

Allerdings würde ich auch bei aller Euphorie immer noch die „Angemessenheit“ im Auge behalten. 

Mein Freund und Ich standen mit genau der gleichen Fragestlellung auf dem exakt gleichen Punkt wie Du.
Insofern kann ich Deine Bedenken/Fragen sehr gut nachvollziehen.

Mein Tipp an dieser Stelle – frage NIEMALS ob sich eine Restauration für das Auto lohnt, sondern entscheide, ob sich eine Restauration für DICH lohnt.

Mein Freund und ich hatten für die Leder Restauration von (11 Betriebe) Sattlerbetriebe und Leder-Aufarbeiter ein Angebot für diese Arbeiten abgeben lassen.   Diese Angebote fingen an, bei 5.500 Euro und gipfelten bei 18.000 Euro.

Die Ergebnisversprechen der jeweiligen Firmen waren uns allerdings diesen Preisen nicht Wert gewesen – Aber was nun?! 

Also haben wir einen zweiten kompletten Silver-Shadow mit noch recht guten Leder gekauft und das Leder in unseren SS implantiert – Das Leder aus unserem „Empfänger Auto“ haben wir dann in das „Spender Auto“ gegeben und dann weiterverkauft. 

Das nun frisch implantierte Leder wurde von einer uns bekannten Leder-Firma für ganz kleines Geld aufgearbeitet und sieht nun sehr gut aus !

(Bilder gern auf Anfrage, oder auch gern persönliche Besichtigung möglich)

Mein Freund und ich, sind mit dieser Leistung mehr als zufrieden und freuen uns jedes Mal, wie kleine Kinder, wenn wir mit unserem nun fast perfekten Rolls-Royce durch die niedersächsische Hügellandschaft Cruisen können. 

Ich wünsche Dir alles Gute und ...immer eine Handbreit Benzin im Tank.
Ciao
Jörg
Mob.: 0163- 62 64 617


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[pfl]

Hallo Wolfgang,

fertige Bezüge gibt es nicht, auch das bei RR verarbeitete Leder (Vaumol) ist deutlich dicker und besser als z.B. das Jaguar Leder oder das was heute bei moderen Autos verarbeitet wird (da reicht die Kuh für 3 Autos  ).

Du brauchst etwa 8 Häute Vaumol - bei ab  600.-- pro Haut ist das schon eine Größenordnung ohne die Arbeitszeit.

Es bleiben Dir eigentlich nur 2 Möglichkeiten:

wie schon geschrieben Spenderauto mit besserem Leder kaufen

oder eben die Aufbereitung des vorhandenen Leders (Lederzentrum etc. )
Ich habe mich damals bei meinem Bentley S2 für letzteres entschieden und bin mit dem Ergebnis weitgehend zufrieden. Ich habe es bei einem Aufbereiter in der Gegend machen lassen ( www.lederreparaturservice.de )
der auch in der Lage war, nicht mehr restaurable Flächen partiell auszutauschen. Kosten waren vor 3 Jahren rund 5000 Euro incl. des Austauches mancher Flächen. Preis inc. der Türverkleidungen. Ohne den Austausch wäre es wohl bei unter 4000 geblieben. Nicht vernünftig funktionert das Aufbereiten übrigens bei farblich kontrastierenden Piping - den Aufwand dafür kann man nicht bezahlen oder aber das Ergebnis ist Müll. Einfarbig geht aber gut.

Sei vorsichtig bei der Wahl des Aufbereiters, es gibt viele Scharlatane hier. Es macht auch Sinn beim Lederzentrum nachzufragen wie Sie einen Aufbereiter beurteilen. Meiner (Falco Hahn) wurde dort empfohlen.

Viel Erfolg

Peter

[Ostfale]

Sicher das es dicker ist?

Vaumol wurde bis ~85 verarbeitet. Ab dann gabs "Autolux", welches laut einem Rolls-Royce Booklet aus der Zeit, 1,3mm dick sein muss. Das solle die optimale Dicke für Autoleder sein.

Wie dick ist es denn bei Jaguar? Die haben ja teilweise auch Conolly verbaut...kann also auch genau das gleiche sein

[pfl]

Zumindest bei Bentley S2 ist das Leder deutlich dicker als 1,3 mm, ich schätze mal gut 1mm mehr.
Bei Jaguar kommt es auf das Baujahr an - grundsätzlich haben auch die Brüder Connolly wohl über die Jahre den Trend zu immer dünneren Leder mitgemacht. Je dünner desto weicher und fließender  wirkt auch das Leder.

Connolly an sich ist kein Qualitätsbegriff sondern eine Art das Leder zu bearbeiten. Eigentlich haben die Connollys nur eine dauerelastische Farbe erfunden, die auf Leder hält und zu Kutschenzeiten den Kutschbock vor dem Durchnässen bewahrt hat. Im Gegensatz zu den deutschen Ledern (durchgefärbtes Aninlin)  ist Connolly ein oberfächenlackiertes Leder. Daher bricht auch nach Zeitablauf und mangelnder Pflege die Oberfläche an den Falten.

Grüße
Peter

[GoetzGeorg]

Guten Mittag, Wolfgang !
Ich restauriere gerade meinen vom Vorbesitzer vernachlässigten SZ Spur 54888. U.a. reinige ich das Autolux Leder mit "Lederreiniger Stark" vom Lederzentrum.de. Neben der empfohlenen Bürste geht das auch z.T. noch besser mit der rauhen Seite eines "Scotchbritt" Schwamms. Auch bei den anderen Ledersorten des Silver Shadow haben wir im FB Forum geradezu schockierend gute "wie neu" Ergebnisse erzielt. Risse, Anschabungen und Löcher lassen sich ebenso erstaunlich perfekt reparieren. Alles in enger Zusammenarbeit mit Lederzentrum.de, die sich qualifiziert und geradezu rührend um Dich kümmern, überigens auch hier in der polnischen Dependance. (Ich arbeite und lebe vorwiegend in Danzig). Auch die Behandlung mit einer Essiglösung vor der Reinigung/Reparatur muss in Betracht bezogen werden, um das vernutzte Leder überhaupt erst einmal wieder in den richtigen ph Bereich zu bringen. Eine Grundvoraussetzung für das langfristige widerstandfähige Weiterleben eines Leders. Studiere erst einmal Grundsätzliches Über Leder, Reinigung und Reparatur, insbesondere, aber nicht nur, bei Lederzentrum.de. Spreche sie an, schicke Fotos von Deinem Leder. Mache sie zum Teil Deines Teams ! In jedem Fall eine riesige Arbeit, die aber durchaus auch Befriedigung bringen kann, wenn man die für einen Newcomer, erstaunlichen Ergebnisse sieht. Aus heutiger Sicht bzw. bisherigem Studium und praktischer Erfahrung sehe ich den Austausch des Leders in den meisten Fällen für überflüssig, wenn sich nicht gerade eine Rattenfamilie breit gemacht hat.

[GoetzGeorg]

Schaut Euch 'mal die FB Seite von Shadow Fahrer Martin Bücker an:
z.B. https://www.facebook.com/photo.php?fbid=10157755209321077&set=pcb.10157755162341077&type=3&theater

[wellenkieker]

Hallo nach Gdansk,

ich kann den pH- Wert eines Leders nicht über Sicht einstellen,
wie machen die das vom Lederzentrum, einfach mal so mit Essig?
Essig stinkt, warum nicht Zitronensäure?
Ist das Leder wirklich schon rötlich, bräunlich, brüchig,
weil es sich nach dem lang zurückliegendem Gerbprozess zersetzt hat?
Dann kann man es auch mit Säure nicht reparieren, dann ist
es eben hin, man wird lediglich den Verfallsprozess verlangsamen.

Nach meinen Erfahrungen kann man, wenn man das Leder von >Schmutz< befreien will,
einfach eine ganz schwache Seifenlösung nehmen.

Sieht man sich genötigt den alten Farbauftrag zu entfernen, weil dieser vor der Reinigung ein bischen
und nach der Reinigung deutlich marmoriert erscheint, so ist Isopropylalkohol tech. ein potenter Gehilfe.

Danach ist die Lederoberfläche jedoch nackt und man sieht die natürlichen Farbunterschiede, sowie
Vernarbungen auf der Oberfläche, ebenfalls sehr unschön.

Zwangsläufig wird man sich so zu einem  Farbauftrag entschließen.
Hier führt Lackieren (dünn) mit der Sprühpistole (airless Modellbau) zu tragbaren Ergebnissen.
Allerdings hat man dann auch die Nähte "beigemalt", sieht schlecht aus... .
Um das zu verhindern muss man die Nähte aufmachen, und nach dem Lackieren des Leder wieder
neu vernähen.
Während das Leder ab ist (nach dem Lackieren und vor dem neu vernähen) kann man
es von der Rückseite (Fleischseite) satt fetten und die Flöten anschließend wieder füllen.

Wer das vorhat, sollte min. einen Winter einplanen und über Erfahrung verfügen, ansonsten fährt man
mit seiner Polsterung an die WAND, der Winter ist hin, das Geld ist hin, das Leder sieht schlecht aus .

Stefan

[GoetzGeorg]

Hallo Stefan,
Danke für deine Anregung mit Zitronensäure. kann man alles mit dem Lederzentrum direkt und persönlich diskutieren.
Übrigens habe ich einen Dreher in meinem Gedächtnisreport eingebaut. Erst Lederreiniger Stark, dann ggf. Essigreiniger. Wie gesagt, wir reden hier nicht über eine 5-jahre altes Ledersofa, sondern über eine fast 50-jährige(!) Shadow Ausstattung die mutmasslich nie richtig gereinigt bzw. behandelt wurde.  Und die von den Spirit/Spurs sind auch schon alt genig.

[Woolfi]

Was meiner Meinung nach immer hilft, ist das Leder rechtzeitig mit einem rückfettenden Lederpflegemittel einzustreichen. Es werden in ebay sehr preisgünstige "Lederfette" dazu angeboten. Einfach mal unter "Lederbalsam" in ebay schauen.
Allerdings kann es sinnvoll sein, für ein Auto ein Mittel mit UV-Schutz zu verwenden. Ich habe das Leder meinen 25 Jahre alten sehr gut erhaltenen Jaguar X300 letzte Woche mit Lederpflege von Sonax eingestrichen. Die linke Seitenwange des ansonsten sehr gut erhaltenen Fahrersitzes war unten im "Starkreibebereich" schon recht rauh. Zwei Tage nach dem Einwirken von Sonax fühlte sich das Leder wieder glatt und weich an.
Ich habe in einem offenen Schälchen das Sonax ein paar Tage stehen lasen. Danach war ein Großteil davon verdunstet und es blieb ein 'schmieriger' Rest. Sonax schient also zum überwiegenden Teil aus Wasser und/oder einem anderen Lösungsmittel zu bestehen.
Das Lederbalsam verdunstet nicht. Das scheint zum größten Teil aus "Wirkstoff" zu bestehen. Als ich die Sitze eine Woche später damit noch einmal einstrich, war nach ein paar Tagen noch ein Teil auf der Oberfläche vorhanden. Man muss ein paar Tage nach dem Einspinseln einen and der Oberfläche verbleibenden Belag mit einem Baumwolltuch "abpolieren", damit man es nicht in die Kleidung einmassiert.
Der Vorteil des Lederbalsam ist, dass es sehr preisgünstig ist, gut nach Blumenwiese riecht und man es mit einem 3 - 5 cm Flachpinsel sehr schnell auftragen kann. Ein kompletter Innenraum dürfte in 20 Minuten gemacht sein. Eine Woche später mit dem Buamwolltuch abpolieren und das Leder ist wieder für 1 - 4  Jahre "gepflegt". Die Leichtigkeit der Verarbeitung und der geringe Preis sind eine niedrige "psychologische" Hürde auch für "träge" Menschen, die sinnvolle Lederpflege nicht zu vernachlässigen. Wird ein Leder so über die Jahre gepflegt, dürfte der "Verschleißprozess" deutlich langsamer voranschreiten.
Es werden auch Lederöle in ebay aus dem Reitsportbedarf sehr günstig (1 L = 7 Euro plus Porto) angeboten, die ähnliche Funktion haben.
Meine Nachbar ist eine Erbe der ehemaligen Kosmetikfirma "Ellen Betrix". Ich fragte ihn vor Jahren einmal, ob es Qualitätsunterschiede ziwschen den verschiedenen (billigen und teuren) Kosmatika gibt. Seine Antwort lautete. "Die Tanklastzüge aller großen Kosmetikahersteller fahren bei Höchst (ex Chemiefirma in Frankfurt) alle an die gleichen Zapfhähne." 
Ähnliches vermute ich auch für die verschiedenen Lederpflegemittel.
Auch in fast allen "Reinigungsmitteln" sind sogenannte anionische Tenside als hauptsächlich wirksame waschaktive Substanzen enthalten. Man sollte mal die Gefäße der verschiedensten Reinigungsmittel im Haus umdrehen und auf der Rückseite die Inhaltsstoffe lesen.
Mit freundlichen Grüßen Wolfgang Gatza