Ist ja nix los hier, scheint alles in Urlaub zu sein. Deshalb ein bißchen Fortsetzung zum seltsamen Verhalten des Bremszylinders in unserem Shadow (ggf. oben nachlesen), das mit der Zeit immer schlimmer wurde. Ist vielleicht ganz amüsant, unterhaltsam und lernreich :-) zu lesen - wer weit werfen will, muß ja bekanntlich auch weit ausholen.
Das plötzliche Durchtreten "bis zum Boden" trat also immer öfter auf, die Abstände wurden immer kürzer, daß ich nur noch über die Ventile der Hochdruckkreise gebremst habe ohne jedes Gefühl im Pedal, einfach nur noch fünf Millimeter Bremspedalweg bis zur Vollbremsung, nachdem man den langen Leerweg des Pedals überwunden hatte. Wer das kennt, kann damit fahren, man gewöhnt sich dran. Aber es war immer gleich wieder vorbei, der Bremzylinder arbeitete gleich wieder ganz normal, als wäre nichts gewesen. Bis zum immer näher liegenden nächsten Mal.
Da das so aber nicht wirklich geht, habe ich den Bremszylinder ausgebaut, um zu sehen, ob er was hat, dem man auf die Spur kommen kann. Aber er pumpte normal, spritze mir beim Betätigen den Rest Bremsflüssigkeit auf die Brille, so als wäre nie was gewesen. Da der Landrover-Zylinder immer noch nicht da ist (postmäßig ist das hier Vierte Welt), habe ich ihn, weil er doch pumpte und spritzte, wieder eingebaut. Aber ...
... da ging der Ärger erst richtig los, nur jetzt umgekehrt. Eingebaut, vorschriftsmäßig eingestellt, gefahren ... da wurde der Pedalweg immer kürzer, bis überhaupt kein Leerweg mehr da war und die Bremsen bremsten, ohne daß ich bremste. Fahren ging nicht mehr. Also die Stange vom Bremszylinder zum Pedalmechanismus gelockert, was die Bremsen etwas befreite, es reichte bis nach Hause, kaum einen Kilometer weit. Aber die Bremsen bremsten gleichwohl, ohne daß ich bremste.
Das ging so mehrmals hin und her bei wiederholten Versuchen, alles so exakt wie möglich einzustellen. Erst mal zweifelt man ja am eigenen Sachverstand. Nach einer Ruhephase von etwa einer Stunde waren die Bremsen immer wieder frei. Bei einem dieser Versuche mußte ich sogar das Auto keine 1000 Meter von Zuhause entfernt stehenlassen, zum Mittagessen gehen und danach wiederkommen, um nach Hause fahren zu können. Die (zumindest kurzfristige) Lösung wußte ich da noch nicht.
Unter dem Auto liegend mit einer Person im Auto das Pedal bewegend habe ich beobachtet, was im Rattenkäfig passiert, während die Einstellung gemäß Anweisung im Handbuch richtig war. Die Pinne, die die Regelventile betätigen, haben winziges Spiel, so daß man sicher sein kann, daß die Ventile nicht betätigt werden, und sind wirklich frei, wenn das Pedal nicht getreten ist. Der Abstand "on stop", wie das so schön heißt, für den Bremszylinder beträgt genau die vorgeschriebenenen 0,8 inch (s. Bild Abstand A, bei älteren Fahrzeugen ohne die dicke Rolle als Bezugspunkt 1 inch). Es mußte also funktionieren, man muß sich auch mal auf Logik und eigenen Sachverstand verlassen können.
Als ich nach dem letzten Fahrversuch mit fast blockierten Rädern in der Gerage angekommen war, habe ich mich auf meinen Sachverstand verlassen und so gedacht: Die Einstellungen stimmen, die Bremsventile sind frei und haben minimales Spiel. Die Hinterräder werden vom unteren Ventil im Rattenkäfig gebremst (beim späteren Shadow oberer Kolben im hinteren Bremssattel, beim frühen unterer Kolben) zusammen mit je dem hinteren Bremssattel an den Vorderrädern. Der Bremszylinder bremst nur hinten mit dem unteren Kolben (frühe Shadows oberer Kolben). Um rauszubekommen, wer der Schuldige ist, Bremsventil oder Bremszylinder oder beide zusammen, ist das Auto aufzubocken, und die Räder vorne und hinten sind zu drehen, falls sie sich lassen.
Gedacht, getan: Fahrerseite hochgehoben, vorne war das Rad frei, obwohl im Pedal kein Pedalweg vorhanden war, nahezu null. Hinten dagegen war das Rad fest. Folgerung? Der Bremszylinder ist schuld. Vorne müßte das Rad ja auch festsitzen, wenn das Bremsventil schuld ist. Also: Vorher konnte man durchtreten bis zum Boden, jetzt lies er überhaupt kein Treten zu. Lösung? Da das (untere) Bremsventil nicht schuld sein konnte, Bremsleitungen am Bremszylinder lösen und Druck ablassen, nicht viel mehr als ein paar Tropfen ... und das Pedal wie das Hinterrad waren frei.
Jetzt frage ich Euch, was da in dem Bremszylinder vor sich geht. Einerseits versagte er immer wieder, indem man bis zum Boden durchtreten konnte, aber gleich danach arbeitete er wieder normal. Ausbau, Wiedereinbau, Einstellen, Entlüften erbrachte obige Erlebnisse. Was passiert da in dem Bremszylinder? Was passiert da, daß der Druck mit jedem Betätigen des Pedals im Zylinder steigt und er beim Loslassen des Pedals nicht wieder zurückgeht, so daß die Hinterräder immer stärker vom Bremszylinder gebremst werden? Ich verstehe es nicht. Ich nehme aber mal an, daß der Bremszylinder eine interne Macke hat. Vielleicht hat sich die Dichtung am Ende des Kolbens gelöst und sitzt jetzt blockierend im Zylinder? Ich begreif's nicht.
Mal sehen, was passiert, wenn ich einen (hoffentlich richtig) überholten Brenszylinder einbaue, den ich noch habe. Schlimmstenfalls arbeitet er gar nicht, und ich trete bis zum Boden durch und habe das berühmte DS-Bremsgefühl. Wenigstens bremst er dann nicht mehr ohne mein Zutun.
Fortsetzung folgt, wenn die Schneckenpost hier den Landrover-Bremszylinder endlich angeliefert hat. Wenn ich richtig denke und der Bremszylinder schuld ist, muß das Problem dann aus der Welt sein ... vielleicht ja schon nach dem Einbau des überholten Zylinders ... obwohl ich so ein Verhalten von einem defekten Bremszylinder jetzt zum ersten Mal erlebe. Womöglich liegt ja doch ein Denkfehler vor ...
Kommentare und ggf. Erklärungen willkommen.
Gruß - Udo