Autor Thema: Kaltstartautomatik  (Gelesen 16140 mal)

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Offline silver shadow

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Kaltstartautomatik
« am: Di.09.Nov 2004/ 01:34:12 »
Hallo und Guten Tag

Bei meinem Silver Shadow Bj. 70 funktioniert wohl der Autochoke nicht richtig, - Motor läuft im kalten Zustand unruhig und schüttelt sich, wie kann ich das beheben, und in wieweit spielen die Air Pipes vom Krümmer zum Vergaser eine Rolle ? ( da ist eine am Krümmer abgebrochen ). Wäre sehr nett wenn mir da jemand einen Tip geben könnte.

Danke !

Offline cferbrecht

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Re:Kaltstartautomatik
« Antwort #1 am: Di.09.Nov 2004/ 10:17:42 »
Die Startautomatik besteht aus einem Zugmagneten, der die Startklappe im Anlaßmoment praktisch ganz geschlossen hält, und aus einer Bimetallfeder (in dem domartigen Gehäuse links am Ansaugstutzen), die mit der Startklappe verbunden ist und diese je nach Temperatur schließt oder öffnet. Außerdem gibt es noch eine Verbindung zur üblichen Nocke zur Drehzahlanhebung. Die Erwärmung der Bimetallfeder erfolgt über die (meistens noch) asbestummantelten Rohrleitungen; in der Ansaugleitung ist der Eingang des Rohrsystems, von dort geht es zum Auspuffkrümmer, wo die Luft erwärmt wird, und von dort zur Bimetallfeder.

Falls also irgendwo eine Unterbrechung (auch durch mit Rost zugesetzte Leitungen) ist, funktioniert das Ganze nicht, und die Feder ist in irgendeiner Stellung; meistens ist der Mechanismus dann auch fest, weil er lange nicht mehr bewegt worden ist.

Grüße aus dem Norden von

Claus F. Erbrecht
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Offline silver shadow

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Re:Kaltstartautomatik
« Antwort #2 am: Di.09.Nov 2004/ 10:28:11 »
Na das habe ich mir auch so vorgestellt, war mir aber nicht ganz sicher. Werde versuchen die Airpipes zu erneuern, diese sind am Krümmer aber zeimlich festgerostet.

Sollte der Choke Mechanismus auch gleich gereinigt werden ?

Was kosten die Zwei Airpipes und wo kann ich sie günstig ordern ?

Danke !

Offline cferbrecht

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Re:Kaltstartautomatik
« Antwort #3 am: Di.09.Nov 2004/ 11:50:57 »
Ich würde bei dieser Gelegenheit alles gangbar machen, kontrollieren und reinigen.
Die Rohrleitungen sind im Original recht teuer (103,24 bzw. 164,25, jeweils zuzügl. MWSt). Es gibt günstige Nachfertigungen ohne Ummantelung (Aufheizung ist etwas verzögert, und man kann sich verbrennen). Wir sind gerade dabei, eine preisgünstige Version mit Ummantelung herstellen zu lassen; lieferbar nächste Woche, Preis steht noch nicht fest.

Kontakt:
www.rolls-royce-teile.de
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04762-2930

Claus F. Erbrecht
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Offline silver shadow

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Re:Kaltstartautomatik
« Antwort #4 am: Mi.10.Nov 2004/ 09:58:09 »
Alles Klar !


Danke  

Offline WDeck

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Re: Kaltstartautomatik
« Antwort #5 am: Fr.23.Mär 2007/ 16:39:50 »
Mein SSI macht immer wieder Probleme beim Anspringen, wenn der Wagen eine Nacht gestanden hat. In der Werksatt wurden die Vergaser zerlegt/gereinigt, die beiden Membranen erneuert und alle beweglichen Teile (versucht?) gangbar zu machen. Kerzen gewechselt, Zündung eingestellt etc. Trotzdem springt mein RR schlecht an. Aber nur in kaltem Zustand.  Da habe ich manchmal ganz schön lange "georgelt", bis der Motor ansprang. Ist er einmal gelaufen, wenn auch nur zwei Minuten, springt der Motor locker und leicht bereits bei zartem Berühren des Zünschlüssels an.

Meine Werkstatt hat mir folgende "Startregel" gegeben: Gaspedal kurz ganz durchtreten, danach Motor starten, aber nur einige Umdrehungen machen lassen, nicht orgeln. Wenn er nicht sofort startet, gleiches Procedere (ohne Gas). Lt. Werkstattmeister springt er so - bei denen - praktisch immer sofort an. Nur bei mir nicht ???.  Innerhalb einer Woche, bei täglichem Gebrauch, gelang es mir - bzw. dem Motor - nur einmal, gleich so zu starten. Manchmal braucht er sechs bis acht derartige Versuche. Heute morgen waren es sogar geschlagene 20 Startversuche, bis der Motor lief!

Von der Werkstatt wurde ich noch auf ein kleines Hebelchen/Stängchen am Vergaser aufmerksam gemacht, siehe Bild. Diese Stange müsse beim Start immer ganz unten stehen. Meistens lässt sich das Teil aber, vor dem Start - was ich überprüfe - noch 5 bis 10 mm nach unten drücken. HAt das Problem vielleicht damit zu tun? Das Teil habe ich mehrfach mit Balistol eingesprüht. Wie auch immer, gibt es seitens des Forums Hinweise, an was dieses Startproblem liegen kann und wie dieses Problem zu beseitigen ist? Vielen Dank.

Mit farbenfrohen und  :) Grüßen aus Eggenstein bei Karlsruhe, Werner Deck
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Offline WDeck

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Re: Kaltstartautomatik
« Antwort #6 am: Fr.23.Mär 2007/ 17:33:39 »
Mein SSI macht immer wieder Probleme beim Anspringen, wenn der Wagen eine Nacht gestanden hat. In der Werksatt wurden die Vergaser zerlegt/gereinigt, die beiden Membranen erneuert und alle beweglichen Teile (versucht?) gangbar zu machen. Kerzen gewechselt, Zündung eingestellt etc. Trotzdem springt mein RR schlecht an. Aber nur in kaltem Zustand.  Da habe ich manchmal ganz schön lange "georgelt", bis der Motor ansprang. Ist er einmal gelaufen, wenn auch nur zwei Minuten, springt der Motor locker und leicht bereits bei zartem Berühren des Zünschlüssels an.

Meine Werkstatt hat mir folgende "Startregel" gegeben: Gaspedal kurz ganz durchtreten, danach Motor starten, aber nur einige Umdrehungen machen lassen, nicht orgeln. Wenn er nicht sofort startet, gleiches Procedere (ohne Gas). Lt. Werkstattmeister springt er so - bei denen - praktisch immer sofort an. Nur bei mir nicht ???.  Innerhalb einer Woche, bei täglichem Gebrauch, gelang es mir - bzw. dem Motor - nur einmal, gleich so zu starten. Manchmal braucht er sechs bis acht derartige Versuche. Heute morgen waren es sogar geschlagene 20 Startversuche, bis der Motor lief!

Von der Werkstatt wurde ich noch auf ein kleines Hebelchen/Stängchen am Vergaser aufmerksam gemacht, siehe Bild. Diese Stange müsse beim Start immer ganz unten stehen. Meistens lässt sich das Teil aber, vor dem Start - was ich überprüfe - noch 5 bis 10 mm nach unten drücken. HAt das Problem vielleicht damit zu tun? Das Teil habe ich mehrfach mit Balistol eingesprüht. Wie auch immer, gibt es seitens des Forums Hinweise, an was dieses Startproblem liegen kann und wie dieses Problem zu beseitigen ist? Vielen Dank.



Was ich noch vergessen habe zu erwähnen: Das Problem ist nicht temperaturunabhängig und besteht im Sommer und im Winter gleich.

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Offline cferbrecht

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Re: Kaltstartautomatik
« Antwort #7 am: Fr.23.Mär 2007/ 19:14:47 »
...nicht temperaturabhängig? Das ist seltsam... Die Choke-Klappe, die mit dem gezeigten Hebel verbunden ist, sollte jedenfalls bei Temperaturen unter 15 Grad C ganz geschlossen sein – also nicht nur über die Bimetallfeder in dem seitlichen Dom zugedreht, sondern über einen Zugmagneten gehalten werden. Um das zu erreichen, sollten Sie BEI EINGESCHALTETER ZÜNDUNG das Gaspedal zweimal ganz durchtreten; jetzt sollte die Klappe ganz geschlossen sein und sich auch nur mit etwas Gewalt (gibt einen Ruck) aufdrehen lassen. Gegenprobe: Eine zweite Person hält beim Starten die Klappe ganz geschlossen – wenn er dann anspringt, liegt's am Magneten. Falls ja: Stromversogung prüfen (12V über die beiden Anschlüsse links von der Mitte des Vergaserrohres gemessen). Keine 12V: runde Dose mit drei Anschlüssen an der Spritzwand prüfen; über diese Dose wird der Magnet auf Masse gelegt. Der Masseschluss wird aufgemacht, indem ein Glühdraht über einen Anschluss vom LiMa-Regler geheizt wird – also: der Zugmagnet wird stromlos, wenn der Motor etwas gelaufen ist.
Falls es nicht an der Stromversorgung liegt, Magneten abschrauben und Hebel justieren.

Falls es nicht am Choke liegt, könnte ich mir nur vorstellen, dass die Schwimmerkammern durch Verdunstung geleert werden (es gibt bei älteren Shadows ein Ventil am Ende der Überlaufleitung); das müsste sich dann aber durch Tackern der Benzinpumpe nach dem Einschalten der Zündung bemerkbar machen.

Viel Spass beim Basteln am Wochenende wünscht

Claus F. Erbrecht
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Re: Kaltstartautomatik
« Antwort #8 am: Sa.24.Mär 2007/ 10:05:03 »
Für diese Fragen und Antworten ein ganz herzlicher Dank!

Offline Udinho

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Re: Kaltstartautomatik
« Antwort #9 am: So.25.Mär 2007/ 11:59:56 »
Bei der Diskussion um schlecht anspringenden kalten Motor eines Shadow wird immer wieder eines vergessen, das hier auch nicht zur Sprache kommt: the weakener device – die Abmagerungsvorrichtung. Wenn diese Vorrichtung nicht oder falsch arbeitet, nutzt die beste Vergasereinstellung nichts, der Motor wird nicht ordentlich anspringen.

Ich versuche mal, das mit einfachen Worten zu erzählen:

Schwimmerkammer und Düse im Vergaser bilden eine kommunizierende Röhre (je Bank eine). Das Flüssigkeitsniveau in der Schwimmerkammer wird gemäß Handbuch-Anweisung korrekt eingestellt, dann stimmt auch die Höhe des Flüssigkeitsstands in der Düse im Vergaser (direkt hinter der Drosselklappe). Diese Einstellung ist gut für den kalten Motor. Für den warmen Motor ist etwas weniger Benzin genug. Das heißt, der Flüssigkeitsstand in der Düse im Vergaser (gleich hinter der Drosselklappe) sollte etwas niedriger werden. Wie erreicht man das?

Man erzeugt in der Schwimmerkammer einen Unterdruck, einen Sog. Wenn man auf die Schwimmerkammern schaut, sieht man dort je einen Schlauch angeschlossen. Genau der sorgt für den Unterdruck. Es wird oben über dem Schwimmer durch den Motor selbst etwas gesaugt, dadurch hebt sich der Flüssigkeitsspiegel etwas, und klar doch: kommunizierende Röhren - in der Düse im Vergaser sinkt der Flüssigkeitsspiegel entsprechend. Für den kalten Motor heißt das: Es ist zuwenig Sprit da, um ordentlich anzuspringen und kalt zu laufen. Dieser Unterdruck muß also abgeschaltet werden, wenn der Motor kalt ist.

Grundsätzlich ist der Unterdruck nun so zu wählen, daß der Flüssigkeitsspiegel in der Schwimmerkammer nicht zu sehr hochgesaugt wird, denn sonst sinkt er in der Düse so stark, daß der Motor nicht mehr genug Sprit ansaugen kann. Ist der Unterdruck andererseits zu gering, ist der Flüssigkeitsspiegel in der Düse sehr hoch, und das Gemisch wird zu fett, im Extremfall so fett, daß der Motor in warmem Zustand nicht mehr ordentlich läuft - während für den kalten Motor dieses fette Gemisch gerade richtig sein mag. Es ist also sehr wichtig bei diesen SU-Vergasern, daß der Flüssigkeitsstand in den Schwimmerkammern richtig eingestellt ist.

Die Schläuche von den Schwimmerkammern, über die der Unterdruck angelegt wird, gehen zunächst an einen Sammler, der zwei Funktionen hat:

1. Von hier wird über eine gemeinsame Leitung für beide Schwimmerkammern der Unterdruck vom eigentlichen „weakener“ angelegt - gut übersetzt, wenn auch seltsam klingend: Abreicherer (als Gegensatz zur Anreicherung) oder Abmagerer oder etwas in diesem Sinne. „weak“ ist „lean“, also „mager“.

2. Falls die Schwimmerkammern mal überlaufen (klemmendes Nadelventil z.B.), gelangt der Sprit über diesen Sammler und einen angeschlossenen Schlauch nach außen unter das Fahrzeug. Am Ende dieses Ablaßschlauches sitzt ein Ventil, befestigt z.B. an der Abdeckglocke des Drehmomentwandlers. Eigentlich ist das ein Unding, den Sprit einfach abzulassen, aber das waren eben noch andere Zeiten damals.

Dieses war der erste Streich - doch der zweite folgt sogleich!
« Letzte Änderung: So.25.Mär 2007/ 12:05:02 von Udinho »
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Offline Udinho

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Re: Kaltstartautomatik
« Antwort #10 am: So.25.Mär 2007/ 12:01:09 »
Zweiter Streich - auf einen Streich läßt das System den Beitrag nicht zu:

Vom Sammler geht nun ein einziger Schlauch zum eigentlichen Abreicherer auf der B-Bank-Seite des Motors. Dorthin führt auch der Schlauch, der vom Filter kommt (der, auf dessen Ansaugstutzen man den Finger legt, so daß der Motor „erstickt“). Unter dem mit zwei Schrauben gehaltenen Deckel des Abreicherers ist nichts weiter als die Bohrung mit der Regulierschraube, über die die Öffnung zum B-Bank-Vergaser verändert/eingestellt wird. Die Bohrung im Vergaser ist länger als mein meint und muß sauber und frei sein.

Hier wird reguliert, wieviel Unterdruck aufs System wirkt und wieviel davon auf den Filter und damit die Außenluft sozusagen verloren geht: Schließt man die Bohrung (Schraube ganz reingedreht), ist die Öffnung zum Filter hin verschlossen, vom Filter wird also keine Außenluft angesaugt. Der ganze Sog aus dem Vergaser geht vielmehr über den Schlauch zum Sammler und dort über die beiden Schläuche weiter zu den Schwimmerkammern, wo über dem Bezinstand ein Unterdruck aufgebaut wird und damit ein Anheben des Bezinspiegels erfolgt - und damit ein Absinken des Spiegels in der Düse. Die Folge: Der Motor saugt sich selbst den Sprit weg. Jeder kann das leicht ausprobieren: Die Inbusschraube - sagen wir - um zwei Umdrehungen reingedreht und dann ein Stückchen fahren - man wird nicht weit kommen! Es passiert aber nichts Übles: Anhalten und die Schraube wieder zwei Umdrehungen rausgedreht und alles ist wieder in Ordnung - learning by doing, lernen durch handeln eben – aber vielleicht doch am besten auf einer unbelebten Straße.

Öffnet man die Bohrung, indem man die Schraube weiter rausdreht, so wird der Unterdruck in den Schwimmerkammern reduziert, denn jetzt wird der im B-Vergaser vorhandene Unterdruck nicht mehr voll auf den Schlauch zum Sammler wirken, sondern auch auf den Schlauch zum Filter, es wird Außenluft angesaugt, die Kraft des Sogs, der auf die Schwimmerkammern wirkt, wird also kleiner. Die Folge ist schon klar: Der Benzinspiegel in den Schwimmerkammern sinkt, damit steigt er in den Düsen, es steht mehr Sprit zum Saugen zur Verfügung, der Motor bekommt genug Sprit – tja, aber vielleicht auch zuviel davon, und dann ersäuft er sozusagen an sich selbst.

Alles klar soweit? Gut, aber was ist bei kaltem Motor? Da soll das Gemisch fetter sein, also der Flüssigkeitsstand in den Düsen höher bzw. in den Schwimmerkammern niedriger, also wenig Sog vorhanden sein. Ganz einfach: Es wird ein Bypass eingerichtet. Vom Sammler geht ein Schlauch an ein T-Stück, das zwischen Weakener-Filter und Weakener-Vorrichtung sitzt. Damit wird der ganze Abreicherer/Weakener überbrückt. In dieser Bypassleitung befindet sich - gleich neben dem Sammler - ein Magnetventil, das die Leitung sperren und öffnen kann:

- Ist das Ventil geschlossen, ist der Bypass gesperrt, die Abreicherung ist aktiv, was bei warmem Motor so sein soll.
- Ist das Ventil offen, ist der Bypass frei, die Abreicherung funktioniert nicht, denn der vom Motor am Abreicherer erzeugte Unterdruck geht über den Bypass direkt auf den Filter und damit die Außenluft, was gut ist für den kalten Motor.

Also, bei kaltem Motor muß das Magnetventil öffnen, bei warmem Motor schließen. In normalem warmem Zustand ist es geschlossen, denn es soll ja meistens geschlossen sein, damit die Abreicherungsvorrichtung eingeschaltet ist. Es ist also klar: Wenn dieses Ventil nicht schaltet, kann man ein gutes Anspringen eines Shadow kaum erwarten.

Öffnen soll das Ventil also für die Warmlaufphase (und etwas darüber hinaus), denn dann ist die Abreicherung ausgeschaltet und der Bezinstand in den Schwimmerkammern niedriger (fehlender oder geringer Unterdruck) und in den Düsen höher, das Gemisch ist insgesamt fetter. Es ist also wichtig, daß dieses Ventil richtig arbeitet. Es wird gesteuert über ein Zeitrelais, daß im Sicherungskasten im Motorraum auf der rechten Seite in Fahrtrichtung unter dem Lüftermotor sitzt. Über dieses Relais wird Spannung an das Ventil gelegt für eine fest eingestellte Zeitspanne. Allerdings nur unterhalb von 14 °C Außentemperatur, darüber darf das Ventil nicht öffnen (hinter der Starterklappe sitzt, von außen/oben sichtbar, der Temperaturfühler).

Bis auf einen Punkt sind damit alle Stellen des System angesprochen: Das Ablaßventil am Ende des Ablaßschlauchs unter dem Fahrzeug. Dieses Ventil muß natürlich geschlossen sein, wenn der Motor läuft, denn sonst würde er von dort unten ja Luft über den Sammler ansaugen, und es wäre überhaupt kein Unterdruck vorhanden, der doch auf die Schwimmerkammern wirken soll. Dieses Ventil ist sehr empfindlich. Die Schwerkraft des ggf. überlaufenden Benzins reicht aus, es zu öffnen, um den überschüssigen Sprit ablaufen zu lassen. Andererseits muß der Unterdruck/Sog der Abreicherungsvorrichtung ausreichen, das Ventil zu schließen. M.a.W.: Schon wenig Schmutz dort unten kann die ganze Abreicherung lahmlegen. Das Ventil sollte also peinlich sauber gehalten werden.

Damit sind alle Stellen des System besprochen. Die einzige offene Stelle des System darf der Ansaugstutzen des Filters sein. Alles andere muß absolut dicht sein. Wirklich absolut dicht. Der Unterdruck beträgt im Regelfall nur ca. 6 cm Wassersäule, das ist so gut wie nichts oder besser gesagt: minimal.

Jetzt wird auch klar, was passiert, wenn man den Ansaugstutzen am Filter zuhält: Der Motor muß absterben, denn der Unterdruck steigt plötzlich so stark an, daß in den Düsen kein Sprit mehr zum Ansaugen verfügbar ist. Über die Schwimmerkammern, wo der Benzinspiegel plötzlich angehoben wird, wodurch er in den Düsen plötzlich stark sinkt, saugt der Motor sich selbst den Sprit weg.

Bleibt der Motor aber nicht stehen, wenn der Ansaugstutzen des Filters zugehalten wird, dann steigt der Unterdruck offenbar eben nicht an, was bedeutet, daß der Motor irgendwo im Abreicherungssystem eine Möglichkeit hat, den Unterdruck zu vermindern, oder anders gesagt: Das System ist undicht.

Ein undichtes System kann viele Ursachen haben: Das Ablaßventil unter dem Fahrzeug, brüchige Schläuche, undichter Sammler, defekte Schwimmerkammerdeckeldichtung, um nur ein paar zu nennen.

Ist das System dicht (Motor bleibt sofort stehen, wenn man den Ansaugstutzen des Filters zuhält), kann der Unterdruck zu hoch sein, weil irgendwo etwas ziemlich oder nahezu verstopft ist, z.B. der Filter selbst, der Abreicherer selbst, die Bohrung im B-Vergaser, ein klemmendes oder nicht schaltendes Magnetventil - oder weil er falsch einreguliert ist.

Wie man den Unterdruck richig einstellt, steht im Werkstatthandbuch. Allerdings führt die dort angegebene Wassersäule von mehr als 7 cm bei meinem Shadow dazu, daß er nicht mehr richtig Gas annimmt, der Unterdruck ist zu hoch. Vielleicht ist mein Filter schon zu alt und nicht mehr sauber. 6 cm Wassersäule sind bei mir schon der maximale Unterdruck.

Auf dem Bild ist das weakener-bypass- oder –cut-off-Ventil zu sehen. Das muß klicken, wenn der Motor kalt ist, das Ventil wird dabei auf Durchgang geschaltet, ist offen, und der Unterdruck wird dadurch abgeschaltet. Bei warmem Motor darf es nicht klicken, das Ventil muß gesperrt sein, dadurch wird der Unterdruck für die Abreicherung sozusagen eingeschaltet.

Hat jemand bis zum Ende durchgehalten? Gruß - Udinho

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Offline WDeck

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Re: Kaltstartautomatik
« Antwort #11 am: Mo.26.Mär 2007/ 09:26:13 »
Lieber Udinho, lieber Herr Erbrecht,

das sind ja beides genial präzise Beschreibungen. Allerbesten Dank dafür.

Mit farbenfrohen und  :) :)  Grüßen aus Eggenstein bei Karlsruhe, Werner Deck
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Offline Udinho

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Re: Kaltstartautomatik
« Antwort #12 am: Do.29.Mär 2007/ 09:51:18 »
Hallo Werner!

Hast Du schon gesucht nach der Ursache für das schlechte Anspringen des Motors?

Schließt die Starterklappe allein, und bleibt sie unten beim Starten? Ob der Elektromagnet sie festhält beim Starten, kannst Du einfach feststellen: Beobachte beim Kaltstart die kleine Stange der Starterklappe; wenn sie auf und ab hüpft, während der Anlasser dreht, arbeitet er nicht (der Federdruck der Starterklappe reicht in der Regel nicht aus, um sie gegen den Luftstrom beim Ansaugen ganz geschlossen zu halten).

Zwei Tricks dazu:

Erstens kannst Du die Starterklappe runterdrücken (mit dem Zeigefinger auf der kleinen senkrechten Stange am Vergaser auf der rechten Seite), während Du den Anlasser betätigst. Beim Rechtslenker geht das allein, beim Linkslenker brauchst Du einen Helfer (oder Du weißt, wo Du das Starterrelais überbrückst, das ist ganz in der Nähe auf der rechten Seite).

Zweitens: Schalte die Starterklappe schon beim Abstellen des Autos ein, indem Du das Gaspedal im Motorraum ein Stückweit runterdrückst und so hältst, dann mit der anderen Hand die Starterklappe runterdrückst und festhältst, dann das Gaspedal wieder losläßt und dann auch die Starterklappe wieder losläßt. So vorbereitet, schließt die Starterklappe allein, wenn es kalt wird, und ist die ganze Nacht geschlossen. Prüfe, ob die Starterklappe sich jetzt frei, aber mit kräftigem Federwiderstand schließen läßt und gleich wieder allein mit ordentlichem Federdruck aufgeht. Auf diese Weise bleibt allerhand Bezindunst in den Ansaugkanälen, und am Morgen und bei Kälte springt der Motor leichter an.

Aber vielleicht hast Du das Problem ja längst eingekreist und gelöst.

Gruß - Udinho
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Offline WDeck

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Re: Kaltstartautomatik
« Antwort #13 am: Do.29.Mär 2007/ 10:31:04 »
Hallo Werner!

Hast Du schon gesucht nach der Ursache für das schlechte Anspringen des Motors?

Aber vielleicht hast Du das Problem ja längst eingekreist und gelöst.

Gruß - Udinho

Lieber Udinho,

vielen Dank noch einmal für Deine sehr qualifizierten Hinweise. Nein, das Problem habe ich leider noch nicht gelöst. Die letzten Tage bin ich auch nur einmal gefahren und die Lady überrascht mich zusätzlich öfters mit ihren britischen Eigenheiten.

So ließ ich - als es noch kalt war - die Heizung überprüfen, die Klimaanlage einstellen und neu befüllen. Alles funktionierte bestens. Als ich dieser Tage den SSI bewegt habe, war es frühlingshaft warm. Da wollte ich mir generös ein kühlendes (Klimaanlagen-) Lüftchen um die Nase wehen lasen, hatte aber die Rechnung ohne meine zickige Lady gemacht. Die blies mir nämlich ungeniert warme Luft aus dem mittleren Luftauslass (oberhalb des Radios) ins Fahrzeug. Obwohl beide Drehknöpfe auf "kalt" standen. Nix mit funktionierender Klimaanlage.

Als ich seinerzeit die Heizung prüfen ließ, kam in der Werkstatt an der Windschutzscheibe noch warme Luft an. Nur bei mir, als ich das Fahrzeug abholte, blieb die an die Windschutzscheibe strömende Luft kalt.  Das wollte ich Tage später dem Werkstattmeister vorführen.  In der Werkstatt angekommen, RR abgestellt, Meister gesprochen. Nun will ich dem Meister die kalte Luft an der Windschutzscheibe vorführen. Also gemeinsam zum Fahrzeug, Türen geöffnet, Motor gestartet, Gebläse eingeschaltet und was kam an der Windschutzscheibe für Luft an? Der wundersame Vorführeffekt - oder tatsächlich ein Wunder   - ist wieder einmal eingetreten! Die nach oben ausströmende Luft ist jetzt plötzlich kuschelig warm! Die Beschreibung der Gestik und der Blicke des Meisters erspare ich mir lieber . Inzwischen bläst meine zickige Lady aber wieder ausschließlich kalte Luft an die Scheibe. Die Beheizung des Fußraums ist ok. Vielleicht hast Du ja hierfür auch genialen einen Tipp?

Am Wochenende - wenn es die beste aller Frauen erlaubt  ;) - werde ich mich ein paar Stunden meiner "Zweitfrau" widmen. Mal sehen, was ich erreichen kann. Vom Ergebnis werde ich Dir - früher oder später - berichten.

Bis dorthin farbenfrohe und  :)  Grüße aus Eggenstein bei Karlsruhe, Werner Deck
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Offline Udinho

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Re: Kaltstartautomatik
« Antwort #14 am: Do.29.Mär 2007/ 21:43:01 »
Hallo Werner!

Erst mal eben noch die Frage wegen der Radkappen: Hast Du was mit den Doppel-Zierstreifen machen lassen?

Das mit der Kaltluft an der Windschutzscheibe sollte einer der beiden Elektromotoren sein, über die im Motorraum die Luftklappen für die Luftmenge und Warm-/Kaltluft gesteuert werden. Auf dem Foto unten siehst Du rechts und links außen die Motörchen, innen die Hebel der Luftklappen, die auf den Wellen der beiden Motörchen befestigt sind. Du kannst den Deckel, unter dem beide Klappenhebel sitzen, abheben, wenn Du die vier Schräubchen löst.

Vom Motorraum her gesehen, ist die linke Klappe für die Temperatur zuständig, die rechte Klappe steuert die Luftmenge. Schau erst mal nach, ob die Motörchen die Klappen auch wirklich bewegen. Bei mir sitzt immer wieder mal einer fest, weil sie bei unserem Klima hier monatelang nicht bewegt werden.

Oft braucht so ein Motor nur ein bißchen Anstoß, dann läuft er wieder. Aber dauerhaft ist das meist nicht, weil sein Problem ja nicht kuriert wurde mit dem Anstoß. Bevor wir weiterreden über Ursachen, schau erst mal, ob die Motoren laufen, wenn Du die Schalter betätigst. Läuft einer nicht, muß er ausgebaut werden (drei Schrauben, ein Steckkontakt), um die Kohlen zu überprüfen. Wenn Du einen alten 12V-Trafo hast, kannst Du auf Deinem Schreibtisch weitere Prüfungen unternehmen. Oft klemmt nur eine Kohle.

Aber das sehen wir dann, wenn Du bestätigst, daß ein Motor nicht läuft und auch mit Nachhilfe/Anschieben nicht laufen will. Aber ich schätze, er wird mit Anschieben laufen, denn sonst wäre der Vorführeffekt nicht eingetreten.

Laß hören, was Werners Bastelstunde ergibt, in Sachen Motörchen wie Starten.

Schönen Abend noch - Gruß, Udinho.
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