Autor Thema: Wiederinbetriebnahme 25/30 Motor  (Gelesen 8077 mal)

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Offline Heilemacher

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Wiederinbetriebnahme 25/30 Motor
« am: Di.24.Apr 2012/ 00:15:50 »
Hallo alle Zusammen,

ersteinmal eine kurze Vorstellung :
31 Jahre jung, von alter Technik besessener Elektroingenieur und nun Besitzer eines seit 40 Jahren abgemeldeten Rolls Royce 25/30, der wieder auf die Straße soll. Der Wagen lief zuletzt in den USA und wurde nach 25 jähriger Standzeit vor 15 Jahren nach Deutschlkand importiert - und hier maximal 3 Meilen bewegt...

Motor :

Im Motor war anstelle des Öls eher ein Pudding vorhanden. Ich habe vor einiger Zeit ersteinmal einen Ölwechsel und zwei aufeinanderfolgende Füllungen mit 15W40 durchgeführt, um den schlimmsten Dreck herauszuspülen.
Bei einem kurzen Test lief der Motor extrem ruhig, ohne irgendwelche auffälligen Geräusche.
 
Nun habe ich ich jedoch im Internet Bilder verdreckter Schlammfallen gesehen, scheue jedoch den Aufwand einer Totalrevision des Motors. Nach dem Kauf hatte mir ein Spezialist den Tipp mit auf den Weg gegeben, kein modernes Öl aufgrund seiner drecklösenden und in der Schwebe haltenden Eigenschaften zu verwenden.

Nun will ich also das zu Konsvervierzwecken eingefüllte 15W40 wieder ablassen und durch SAE30 ersetzen. 

Daher folgende Fragen :

1.) Muß ich Bedenken haben, dass das vor einem halben Jahr nur eingefüllte, und nicht auf Betriebtemperatur gebrachte moderne Öl bereits Ölverkrustungen massiv gelöst hat, so dass diese zu einer Gefahr für den Motor werden können, oder kann ich mit gutem gewissen ein Classic - Öl einfüllen, ohne alles zu zerlegen ?

2.) Wie ist die Erfahrungslage mit dem Schlammfallen in der Kurbelwelle - müssen diese zwingend geöffnet und gereinigt werden, oder laufen noch viele Fahrzeuge mit dreckigen Schlammfallen ?

3.) Gibt es Einbausätze oder Beschaffungstipps für Hauptstrom - Ölfilter ? Die Einbaulage der Öl - Hauptleitung hinter dem Lenkgetriebe ist ja eher ungünstig. Kann ein Ölfilter abgesetzt montiert werden, gibt es Typ oder Öldurchsatzempfehlungen ?

mfg

Maik

Offline Ex-DRB15051

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Re: Wiederinbetriebnahme 25/30 Motor
« Antwort #1 am: Di.24.Apr 2012/ 09:30:48 »
Hallo,

kurzes Statement, aber nur zu den Sachen, von denen ich Ahnung habe:


31 Jahre jung, von alter Technik besessener Elektroingenieur und nun Besitzer eines seit 40 Jahren abgemeldeten Rolls Royce 25/30, der wieder auf die Straße soll. Der Wagen lief zuletzt in den USA und wurde nach 25 jähriger Standzeit vor 15 Jahren nach Deutschlkand importiert - und hier maximal 3 Meilen bewegt...

Hört sich nach einem sehr schönen Auto an. Ich bin sicher, wir alle wollen Bilder sehen ;)

Zitat
Nach dem Kauf hatte mir ein Spezialist den Tipp mit auf den Weg gegeben, kein modernes Öl aufgrund seiner drecklösenden und in der Schwebe haltenden Eigenschaften zu verwenden.

Das Wort "modern" ist hier falsch. Stark Schmutz lösend sind vollsynthetische Öl, ebenfalls schmutzlösend, aber nicht so stark, sind halbsynthetische (auch HC=hydro-cracked genannt) Öle. Mit nur wenigen schmutzlösenden Additiven sind mineralische Öle ausgerüstet, daher werden die oft für Oldtimer empfohlen. Dass auch die Werksempfehlung z.B. meiner 73er Corniche nur mineralisches 20W50 empfiehlt hat wenig zu sagen, denn da gab es noch keine vollsynthetischen Öle. Man weiss nicht, ob sie empfohlen worden wären, wenn es sie gegeben hätte ...

Zitat
Nun will ich also das zu Konsvervierzwecken eingefüllte 15W40 wieder ablassen und durch SAE30 ersetzen. 

Die entscheidende Frage ist also, war das 15W40 ein mineralisches oder ein voll- oder teilsynthetisches Öl.

Zitat

1.) Muß ich Bedenken haben, dass das vor einem halben Jahr nur eingefüllte, und nicht auf Betriebtemperatur gebrachte moderne Öl bereits Ölverkrustungen massiv gelöst hat, so dass diese zu einer Gefahr für den Motor werden können, oder kann ich mit gutem gewissen ein Classic - Öl einfüllen, ohne alles zu zerlegen ?


Die musst Du, selbst wenn es synthetisches war, schon deshalb nicht haben, weil der Wagen nicht auf Betriebstemperatur war und das Öl nur kurze Zeit drin ist. Im kalten Zustand wirken die Additive nicht und auch auf Betriebstemperatur ja nicht binnen Sekunden oder Minuten. Erst nach, na, sagen wir mal 2-3.000 KM mit dem Öl würde es evtl. eine deutliche Wirkung geben.

Unerheblich ist dabei aber auch der "Sauberkeits-Zustand" des Motors, also ob da Ablagerungen usw. massiv sind. Gerade die würden ja entfernt, was in der Regel positiv ist - vorausgesetzt, der technische Zustand Deiner Maschine ist gut bis sehr gut. Und das hängt im wesentlichen an der Laufleistung. Ist der Motor wenig gelaufen, also innerlich wenig abgenutzt (Lager, Ventile, Ölabstreifringe, Laufbuchsen, Dichtungen usw.), dann kann eine Reinigung mittels vollsynthetischem Öl sinnvoll sein. Ein erstes Indiz für den Zustand des Motors dürfte die Kompression sein, die man ja leicht messen kann. Ist die dicht an den Werksangaben und gleichmäßig über die Zylinder, würde ich annehmen, dass der Motor in gutem Zustand ist.

Wenn man den Motor reinigen möchte, würde man durch Ölwechsel vollsynthetisches Öl einfüllen und das in diesem Falle nach etwa 500-1000 KM wieder austauschen durch mineralisches. Das kann helfen, aber es birgt auch gewisse Risiken, die man vorab versuchen sollte abzuklären (Kompression messen, Brennräume inspizieren, sichtbare Dichtungen prüfen usw.)

Ansonsten viel Spaß mit dem Auto :)
Mercedes R 107 SL 280, Bj. 1983

Offline ex.BentleyDriver

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Re: Wiederinbetriebnahme 25/30 Motor
« Antwort #2 am: Di.24.Apr 2012/ 10:48:47 »

Nun habe ich ich jedoch im Internet Bilder verdreckter Schlammfallen gesehen, scheue jedoch den Aufwand einer Totalrevision des Motors. Nach dem Kauf hatte mir ein Spezialist den Tipp mit auf den Weg gegeben, kein modernes Öl aufgrund seiner drecklösenden und in der Schwebe haltenden Eigenschaften zu verwenden.



Hallo Heilemacher,

ich würde der Problematik der inneren Verschmutzung des Motors durch jahreslanges stehen des Wagens gehörig Aufmerksamkeit schenken. Vermutlich willst Du ja auch mal längere Strecken damit fahren wollen.

Bei mir (Bentley MK V1) sah das nach Jahren des Stehens und des Kurzzeitbetriebs so aus:

http://www.bentley-forum.de/board/index.php?topic=2580.msg21713#msg21713

Das neuere Öle schmutzlösend sind, sehe ich eher als Vorteil für fast jeden Motor an. Ablagerungen gehören a.m.S. einfach nicht in einen Motor.

Im Zuge der Revision meines MK V1 Motors haben wir ca. 2 kg Ablagerungen aus Ölwanne, Ölkanälen und Kurbelwelle geholt. Irgendwo im Forum hier sind auch Bilder davon.

Viele Grüße,
BentleyDriver
Beste Grüße
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Offline cferbrecht

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Re: Wiederinbetriebnahme 25/30 Motor
« Antwort #3 am: Di.24.Apr 2012/ 11:06:38 »
Haben Sie die Ölwanne abgenommen? Falls nicht, würde ich das tun und wenigstens dort den Schmutz entfernen.

Ölfilter-Kits gibt es (etwa 700,00 + MWSt., soweit anfallend).


Grüße aus dem Norden
Claus F. Erbrecht
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Offline Ex-DRB15051

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Re: Wiederinbetriebnahme 25/30 Motor
« Antwort #4 am: Di.24.Apr 2012/ 11:46:28 »


Das neuere Öle schmutzlösend sind,
Nicht "neuere" - nur voll- und teilsynthetische haben diese Eigenschaft. Neuere mineralische nicht.
Zitat
sehe ich eher als Vorteil für fast jeden Motor an. Ablagerungen gehören a.m.S. einfach nicht in einen Motor.

Das ist grundsätzlich natürlich vollkommen richtig. Die radikale Reinigung durch die Additive vollsynthetischer Öle kann aber eben bewirken, dass ein Motor, der es sonst noch ein paar Jahre einigermassen getan hätte im gelegentlichen Wochenend-Betrieb im Sommer, sofort revidiert werden muss. Das will ja nicht unbedingt jeder ...

Zitat
Im Zuge der Revision meines MK V1 Motors haben wir ca. 2 kg Ablagerungen aus Ölwanne, Ölkanälen und Kurbelwelle geholt.

Unfassbar :)! Aber so gründlich sauber bekommt man einen Motor natürlich nur durch vollständiges Zerlegen. Wenn die Ölwanne so aussieht, wie auf Deinem Bild, dann ist das aber in der Tat das einzig empfehlenswerte.
Mercedes R 107 SL 280, Bj. 1983

Offline -unbekannt verzogen-

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Re: Wiederinbetriebnahme 25/30 Motor
« Antwort #5 am: Di.24.Apr 2012/ 11:54:50 »
Hallo Maik,

herzlich willkommen im Forum. Leider kann ich Dir bei Deinem Problem nicht weiterhelfen, weil ich keine Erfahrung mit so langen Standzeiten habe. An Deiner Stelle würde ich zu einem der wenigen echten Spezialisten für unsere Autos fahren und mit diesem dann nach gründlicher Durchsicht die weitere Vorgehensweise besprechen.

Vorsichtig

Michael

Offline Heilemacher

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Re: Wiederinbetriebnahme 25/30 Motor
« Antwort #6 am: Do.31.Mai 2012/ 00:34:48 »
Hallo zusammen,
vielen Dank ersteinmal für die Antworten.
Langsam wird es nun ernst. Die Ölwanne kommt auf jeden Fall ab - und dann wirds interessant.
Die Schlammfallen werde ich auf jeden Fall reinigen. Das mit dem Haupstromölfilter mache ich mal abhängig vom Grad der Verdreckung. Die oben genannten 2 kg Dreck sind natürlich beängstigend. Da ich mittlerweile die Historie aus dem RR - Archiv habe, die Besitzermäßig meine vorhandenen Unterlagen sogar leicht überschneidend ergänzt, bin ich nur am Rätseln, ob er nach dem neuen Zylinderkopf in 1962 25tmls oder 125tmls in seinem Fahrzeugleben bis zur Ausserbetriebsetzung 1972 zurückgelegt hat.

 Unglücklicherweise wollte der Wagen beim vorab Test  des Öldrucks einfach nicht sauber laufen.  Mittlerweile sind Zündkabel und Kerzen neu, die Originale ZUündspule wieder angeschlossen und einigde der USA - Verbastelungen an der Elektrik zurückgebaut.
Vergaser : Gemisch scheinbar zu fett, überflüssiges Benzin sammelt sich im Krümmer und sickert durch die Dichtung,... .
Eigentlich will ich den Motor vorher sauber einstellen. Aus den Service - Bulletins und dem Condensed Manual konnte ich irgendwie keine handfesten Daten zum Zündzeitpunkt und zur Leerlaufdrehzahl entnehmen. Über ein paar Tipps zum Einstellen würde ich mich riesig freuen.

vg

Maik

Offline Heilemacher

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Re: Wiederinbetriebnahme 25/30 Motor
« Antwort #7 am: So.03.Jun 2012/ 17:12:13 »
- unglaublich leise und sauber - ich kann es noch nicht fassen...

Woran lag es :
- Der Wagen lief in den USA, dortige "Experten"  hatten schlimmste Verbastelungen vorgenommen, damit er überhaupt wieder fuhr - einfach guselig wie teilweise die Kabel dafür "festgeknotet" worden waren.

Arbeiten und Fehler im Detail :
bereits von mir und einem guten Freund vorab instand gesetzt :

- Beninschläuche porös - ersetzt(ok- wäre sowieso nötig gewesen)
- Krafststoffpumpe unwillig
- Schwimmerventil im Vergaser dicht
- Zwei Froststopfen unterhalb der Kipphebelwelle während der Standzeit durchgerostet, jedoch ohne Folgeschaden
- Kühlwasserschläuche und Heizungsschläuche ersetzt
- diverse Kabel erneuert
- Kopf / Kipphebelwelle komplett gereinigt

Jetzige Fehler im Detail :
- Ventil der Beschleunigerpumpe des Vergasers klemmte
- die AMIs hatten eine neue Zündspule eingebaut, dafür einen weiteren Vorwiderstand in Reihe zum bestehenden geschaltet und diesen dann noch per loser Kabelschelle ansgeschlossen. (wackelnd)

- Der Zündzeitpunkt war komplett falsch eingestellt, die Nuß mit den Nocken für den Unterbrecherkontakt war komplett mit der Welle verklebt und konnte nur per Abzieher entfernt werden. Dadurch wurde irgendwo mittig zwischen den aufeinanderfolgenden Zylindern gezündet. Es war gruselig.
(Dass ein Hindrehen der Schwungscheibe zwingend von der Kupplungsseite erfolgen muß, um den Motor einzustellen durfte ich am nächsten Morgen erleben. Der aus Bequemlichkeit per Anlasskurbel eingestellte obere Totpunkt war von selbst bestimmt 5cm auf der Scheibe weitergewandert.)

- Verteiler komplett zerlegt, gereringt, mit neuem Kondensator versehen, eingestellt und die Originalzündspule wieder angeschlossen

und dann lief der Motor sofort wie neu. Nach 2 Minuten an der Leerlaufschraube dann perfekt.
Ich freu mich !

Eine Testfahrt auf dem Hof war obligatorisch. Dabei musste ich feststellen, dass die Kupplung noch etwas schleift und etwas pfeift und daher die Gänge dadurch manchmal schlecht einzulegen sind. Kan man die einfach nachstellen ? (bislang zu faul fürs Hanbuch diesbezüglich gewesen...)

vg

Maik


vg

Offline cferbrecht

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Re: Wiederinbetriebnahme 25/30 Motor
« Antwort #8 am: Mo.04.Jun 2012/ 16:18:35 »
Wie ist das mit der Kupplung - trennt sie nicht sauber oder rutscht sie? Die Einstellung ist unterm Bodenbrett gut sichtbar und einfach zu machen.

Ich bin mir nicht sicher, ob Ihr Fahrzeug noch eine Kupplungsbremse hat - falls ja, kann man hier den Schaltvorgang auch noch etwas optimieren.

Grüße aus dem Norden
Claus F. Erbrecht
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Offline ex.BentleyDriver

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Re: Wiederinbetriebnahme 25/30 Motor
« Antwort #9 am: So.10.Jun 2012/ 22:31:46 »
Hallo Heilmacher,

hast Du auch Fotos von Deinem Wagen?

Gruß
BentleyDriver
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ex.BentleyDriver

Offline khs

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Re: Wiederinbetriebnahme 25/30 Motor
« Antwort #10 am: Mo.18.Jun 2012/ 09:27:40 »
Hallo,

noch mal zur Anfangsfrage: Schmutz im Motor zu belassen kann niemals "gut" sein. Wenn dadurch z.B. der Öldruck tatsächlich sinkten sollte, kann man das mit einem dickeren Öl ausgleichen, z.B. 20w/60, 25W/70 oder 50er Einbereichsöl. Und schon mal eine Motorrevision einplanen...

Statt eine Reinigung mit synthetischem Öl zu versuchen, würde ich auf jeden Fall den Einsatz von "Motor Clean" von LiquiMoly (oder ähnliche Produkte anderer Hersteller) vorziehen. Die sind dann nämlich nur wenge Minuten im Motor und ruinieren nicht die Lager wie bei einem Einsatz über viele 100km, wie hier an anderem Ort vorgeschlagen. Man kann staunen, wie viel Dreck noch aus dem Motor gespült wird, wenn man dieses Produkt verwendet. Ich habe damit ausgezeichnete Erfahrungen gemacht bei diversen und auch sehr alten Motoren. Danach bleibt das Motoröl über viele 1000km un-schwarz, was die Qualität der Reinigung bestätigt.

Klaus