Autor Thema: Wasserlose Kühlflüssigkeit  (Gelesen 2478 mal)

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Offline Airstreamer

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Wasserlose Kühlflüssigkeit
« am: Fr.02.Feb 2018/ 13:57:11 »
möchte meinem Conti was gutes tun und die Kühlflüssigkeit gegen "Evans Waterless Engine Coolant" tauschen. Hat schon jemand Erfahrung mit diesem Produkt ?
Grüße
Ralf 

Offline Jay BlueSky

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Re: Wasserlose Kühlflüssigkeit
« Antwort #1 am: Fr.02.Feb 2018/ 14:48:15 »
Interessante Frage .... ich hatte das mal bei Dealer Wheelers gesehen .... da wurde davon gesprochen, dass das Wasser komplett entfernt werden muss. Die Siedetemperatur liegt erheblich höheres wird kein Druck aufgebaut und es bildet sich kein Rost. Dazu kann diese Flüssigkeit immer im Kühlsystem verbleiben ..... habe aber damals keine Erfahrungsberichte dazu gefunden und mich nicht getraut ..... bin gespannt, ob jetzt hier jemand etwas zu sagen hat?
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Offline gerd DRB15051

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Re: Wasserlose Kühlflüssigkeit
« Antwort #2 am: Fr.02.Feb 2018/ 15:12:10 »
Die Crux liegt darin, das alles an Wasser entfernt werden muss, das ist in der Praxis sehr schwierig. Ich gehe da gar keine Experimente ein und hab bei Erbrecht das originale RR Kühlmittel gekauft, da ist man auf der richtigen Seite, weil auch bei Kühlmitteln die Meinungen auseinander gehen
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Offline Airstreamer

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Re: Wasserlose Kühlflüssigkeit
« Antwort #3 am: Fr.02.Feb 2018/ 16:04:16 »
Ich schau halt gerne Jay Leno's Garage auf Y.T und mittlerweile hat Jay wohl seine gesamte Sammlung an Automobile mit dieser Flüssigkeit ausgestattet.
Es ist wichtig das System nach dem leerlaufen an den Kühlerschläuchen zu öffnen und mit viel Luft ( aber eher weniger Druck ! ) zu trocknen.   

Offline Udinho

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Re: Wasserlose Kühlflüssigkeit
« Antwort #4 am: Fr.02.Feb 2018/ 16:17:55 »
Ein bißchen Rumlesen zeigt, daß die Betriebstemperatur um bis zu 35 Grad Fahrenheit steigt. Ich halte das für entschieden zu viel, weil damit kaum noch Reserven bleiben:

Unsere Motoren laufen optimal mit ca. 200 Grad Fahrenheit, was knapp 95 Grad Celsius sind. 235 Fahrenheit sind 30 Grad Celsius mehr, also knapp 125 Grad. Und damit soll der Motor permanent laufen? Also auch das Öl so warm oder noch wärmer? Und die Kopfdichtungen?

Außerdem: Der Siedepunkt von dem Zeug liegt bei 190 Grad Celsius. Aber was ist mit dem Druck? Unsere Autos lassen den Druck ab bei 1,5 bar Überdruck, oder sogar schon bei 1,2 bar Überdruck. Aber was passiert bei diesem Zeug? Bei Wasser/Glycol entspricht dieser Überdruck einer Temperatur von etwa 125 Grad Celsius. Damit ist also sozusagen eine Sicherheitssperre eingebaut, die Dir spätestens bei etwa dieser Temperatur sagt, daß Schluß ist, daß der Motor zu heiß ist. Was passiert aber mit diesem Zeug? Ich fürchte, es nimmt die Temperatur auf - ob sie es bei 35 Grad Außentemperatur erfolgreich abführen kann, wenn der Motor eh viel heißer gehalten wird?

Die Wärmeleitfähigkeit ist mit 0,27 (W/m x K) sehr gering. Vielleicht liegt darin schon begründet, daß die Betriebstemperatur steigt, steigen muß. Zwar siedet das Zeug sehr spät, aber was nutzt das, wenn schon vor Erreichen des Öffnungsdrucks unserer Systeme kritische Temperaturen erreicht werden?

Mir reichen diese paar Überlegungen und Fragen, jeden weiteren Gedanken an die Verwendung von dem Zeug zu verwerfen. Das Zeug ist extrem basisch, keine Ahnung, ob das nur positiv zu sehen ist, da fehlt mir die Sachkompetenz. Sind halt ein paar Gedanken, Fragen und Überlegungen, die mich Abstand halten lassen.

Gruß - Udo
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Offline gerd DRB15051

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Re: Wasserlose Kühlflüssigkeit
« Antwort #5 am: Fr.02.Feb 2018/ 16:30:03 »
Udo hat es genau erkannt - Finger davon!

wenn Leute wie Jay Leno oder die Wheeler Dealer das Zeug explizit empfehlen, kann man davon ausgehen, dass sie als Werbeträger dafür bezahlt wurden, da bin ich immer skeptisch. (Genau so wie bei Olli Kahn, der Wies**hof Brutzler empfiehlt - frisch aus den Hühner KZ, aus deren Resten zusammengemulcht, ich bezweifle, das der das Zeug frisst)
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Re: Wasserlose Kühlflüssigkeit
« Antwort #6 am: Fr.02.Feb 2018/ 16:49:29 »
Udo's Überlegungen machen natürlich Sinn, aber wie verhält es sich bei einem einfachen Wasser/Glykol Gemisch mit der Korrosion bei unseren Motoren ?  Ist das RR Gemisch speziell ausgelegt/ausgerüstet um dies zu vermeiden ?   

Noch eine grundsätzlich Frage, ich hab meinen Conti noch nicht bei wirklich heißem Wetter gefahren, was mir aber auffällt ist das die Wasser Temperatur an der Anzeige gerademal am Anfang des weißen Bereiches der Anzeige ansteigt. Die Oel Temperatur macht auch nur einige mm Richtung weißen Bereich. Ist das richtig ?
Ich glaube nicht das der Thermostat defekt ist, da auch bei Temp. um Null Grad der Wagen schon nach zwei Kilometer Fahtstrecke warme Luft in den Innenraum bläst.   

Offline Airstreamer

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Re: Wasserlose Kühlflüssigkeit
« Antwort #7 am: Fr.02.Feb 2018/ 16:56:20 »
Noch eine Info bezügl. dem Temperaturverhalten meiner Anzeigen. Ich fahre eher nicht sehr schnell, BAB max. 150 kmh, vielleicht produziert der Motor bei diesen Anforderungen noch keine wirklich hohen Temperaturen.

Ich hab mal bei einer Tour angehalten und Motorkopfdeckel und Schläuche angefasst, die sind schon richtig gut heiß, auch ohne Infrarot Messung würde ich sagen um die 80° C .     

Offline Udinho

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Re: Wasserlose Kühlflüssigkeit
« Antwort #8 am: Fr.02.Feb 2018/ 16:59:56 »
Erst noch ein paar Gedanken:

2 Liter von dem Zeug kosten ca 40 Euro. Eine Füllung tendiert also gegen 200 Euro. Von den Kosten für die angeblich notwendige Preparationsflüssigkeit ganz zu schweigen.

Gut, soll eine Lifetime-Füllung sein. Aber: Das Zeug ist extrem hygroskopisch. Geht das überhaupt bei unseren offenen System? Kann ich den Ausgleichsbehälter dann noch öffnen? Da ist im übrigen allerhand Luft drin! Und wenn ich den Thermostat wechsle - muß dann das ganze Zeug erneuert werden, weil es Wasser aus der Luft gezogen hat?

Mir ist die Unterhaltung von drei unserer Spielzeuge teuer genug. Da brauche ich solche zusätzlichen Kosten nicht für ein System, daß doch prima auf die klassische Art funktioniert!? Wo soll der Vorteil liegen? Die aufgelisteten Vorteile sind diese:

- ready to use without mixing ... habe ich mit meinem Kühlmittel hier auch, und sooo ein Problem ist das Mixen ja nun nicht
- protection from boil-overs ... das halte ich für gefährlich, weil der Siedepunkt bei 190 °C liegt und der Motor dann auch noch mit 140°C Kühlmitteltemperatur laufen wird, fragt sich nur wie lange
- eliminates pump cavitation ... habe ich noch nie gehabt
- no silicates, no phosphates, no nitrites ... haben unsere Kühlmittel auch nicht
- protects to -40°C ... tun unsere auch, wenn die Konzentration auf 48:52 erhöht wird statt 50:50
- stable formula, will last the life of application ... nett formuliert, also bis das System geöffnet werden muß, dann wird's teuer

Tut mir leid, ich sehe keinen wirklichen Vorteil. Eigentlich nur Gefahren.

Gruß - Udo
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Re: Wasserlose Kühlflüssigkeit
« Antwort #9 am: Fr.02.Feb 2018/ 17:03:47 »
Der Sinn, hier bei intakten Kühlsystemen mit richtigen Temperaturen  Experimente, einzugehen, erschliesst sich mir nicht. Der Korrosionsschutz des richtigen Kühlmittels ist völlig ausreichend. Korrosion hab ich eigentlich nur bei US Autos aus den warmen Gegenden, die nur mit Wasser fuhren, erlebt.
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Re: Wasserlose Kühlflüssigkeit
« Antwort #10 am: Fr.02.Feb 2018/ 17:12:14 »
Jetzt zur Temperatur beim Conti oder so:

Unser ContiR läuft auch mit sehr niedriger Anzeige der Temperatur. Demgegenüber läuft der TurboR schon immer mit einer Anzeige, die schnell in die Höhe geht, wenn der Motor sich anstrengen muß. Und schließlich kümmert der Shadow sicher eher gar nicht um die Außentemperatur, aber der hat einen Kühler mit um 50% höherer Kühlleistung - vor 25 Jahren hat ein Bremer Kühlerbauer ihm einen neuen Kühler gebaut und gesagt, dieser Kühler werde auch mit der Sahara fertig ... und die ist nicht weit weg von hier.

Solange der Zeiger der Temperaturanzeige im weißen Bereich ist, ist der Thermostat nicht völlig offen oder in der offenen Stellung hängengeblieben. Wäre er offen, würde während der Fahrt der Zeiger ein Stück vor dem weißen Bereich bleiben - habe ich getestet mit dem TurboR, den ich aus Lust am Testen mal ohne Thermostat gefahren bin ... aber nicht lange.

Die Anzeige für die Öltemperatur habe ich im ContiR rausgeworfen. Die Öltempteratur ist für mich bedeutungslos, der Motor wird nie so strapaziert, daß die Anzeige jemals mehr als um eine halbe, höchstens eine ganze Nadelbreite sich vom Nullpunkt entfernt. Ist also witzlos. Stattdessen habe ich eine Ladedruckanzeige eingebaut, das finde ich viel spannender.

Und was das Kühlmittel angeht, da sind jede Menge diverser Inhibitoren drin. Die allerdings verlieren im Laufe der Jahre ihre Wirkung bzw. sind "aufgebraucht". Deshalb muß das Kühlmittel gewechselt werden, vielleicht nicht unbedingt alle zwei Jahre, aber länger als drei bis vier Jahre bleibt es bei mir auch nicht drin.

Gruß - Udo

« Letzte Änderung: Fr.02.Feb 2018/ 17:19:44 von Udinho »
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Re: Wasserlose Kühlflüssigkeit
« Antwort #11 am: Fr.02.Feb 2018/ 17:56:27 »
Ich lege auch noch ein bischen Fisch auf den Tisch.

Kavitation, oder Ereignisse die zu sonst scheinbar unerklärlichen Ober-und Tiefenphänomenen rund
ums Kurbelgehäuse sowie im Bereich Kopf oder an der Kühlmittelpumpe führen werden in den USA und Australien gerne diskutiert.


Gelangt ein fließendes Medium durch einen Isthmus, so erhöht sich die Strömungsgeschwindigkeit und der
Druck im Medium sinkt.
Sinkender Druck führt zu erniedrigtem Siedepunkt.
Erniedrigter Siedepunkt führt früher (niedrigere Temp.) zu Dampfblasenbildung.
Entstandene Dampfblasen verlassen strömend den Isthmus, der Umgebungsdruck steigt schlagartig, der Siedepunkt steigt schlagartig, die Dampfblase kollabiert,   stahlhart.
Dies soll gerne im Kopfbereich stattfinden   ->  Kavitation.
Bei den von mir crude gesetzten niedrigen Strömungsgeschwindigkeiten,   wie sie in einem nicht zuge-
wachsenem ( durch Verkalkung, o. Oxidationsprodukten) Kühlkanal vorherrschen, bei Arbeitsdruck, nicht
etwa kochendes System, nicht etwa bei voller Drehzahl,    halte ich Kavitation für Käse.

Kavitation an der Kühlmittelpumpe ist tatsächlich ein Problem, bei Motoren die über 10 000 U/min drehen
und die Pumpe direkt an die KW angeflanscht ist (deshalb wird die Nockenwelle o.ä. bevorzugt).

Die Kühlmittelpumpe im V8 ist rel. klein, der Motor dreht rel. langsam, die Temp. an und in der Kühlmittelpumpe ist nicht extrem verteilt,  sondern eher homogen.   
Kavitation, kann ich mir hier nicht vorstellen.

Aber ich kann mir gut vorstellen wie die meisten Motoren dort (USA, AUS.) im Kühlmittelbereich aussehen... .
Das man dann einen Schuldigen sucht, der nicht schlechtes o. falsches Kühlmittel oder übler Sprit heißt,
kann ich verstehen.

Basische Agentien an Alu führen Alu in Lösung, gnadenlos, tiefenwirksam., irreversibel.

Stefan






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Re: Wasserlose Kühlflüssigkeit
« Antwort #12 am: Fr.02.Feb 2018/ 18:20:15 »
Danke Udo für die Erläuterungen bezgl. Temperaturanzeige im Conti. Das mit der Temp. Anzeige fürs Oel hab ich mir fast gedacht. Egal, bleibt drin da der Conti T ja reichlich andere Anzeigen auf dem Mittelfeld hat ( z.B Turbo Druck ).
Was ich mir hier so herauslese ist wohl das beste die original RR Kühlflüssigkeit zu verwenden.