Gerade ist die Neuerscheinung "Bentley's Great Eight" des renommierten Auto-Journalisten Karl Ludvigsen frisch aus England auf meinen Tisch geflattert. Das bei Dalton Watson erschienene Buch ist sicherlich ein Leckerbissen für alle Fans der Marke (und natürlich für Rolls-Royce-Enthusiasten), die sich auch oder besonders für Technik interessieren.
Auf 200 Seiten schildert Ludvigsen akribisch die Entwicklung des nunmehr seit 50 Jahren eingesetzten V90°-8-Zylinder-Motors bis hin zum neusten Mulsanne. Dabei wird auch die Geschichte des 8-Zylinder-Motors im Automobilbau insgesamt behandelt sowie die Unterschiede des Bentley-Konzeptes zu anderen Herstellern. Auf diese Weise vermittelt der Autor aus meiner Sicht sehr eindrücklich die Motoren- bzw. Konstruktionsphilosophie der englischen Marke.
Das Buch ist reichhaltig mit einer Fülle von eindrucksvollen Motor-Fotos sowie Schnitt- und Explosionszeichnungen illustriert. Selbst die Abbildung einer Skizze darf nicht fehlen, auf der der legendäre Ingenieur Fritz Feller die unterschiedlichen Ventilwinkel der 8-Zylinder-Motoren anderer Hersteller mit jenem des geplanten Bentley- bzw- RR-Konzeptes vergleicht. Auch die eigentliche Montage der Motoren in Crewe wird ausführlich illustriert.
Aus meiner Sicht ist dies sowohl ein Buch für Kenner, die neue interessante historische Hintergrundinformationen bekommen dürften, als auch für Technik-Einsteiger, die sich zum Beispiel fragen, warum gerade ein Zylinderwinkel von 90° als ideal angesehen wird und was einen Bentley zu
dem "Silent Sports Car" macht. Aber aufgepasst: Der Bildband eignet sich trotz seiner detailreichen Texte sicherlich nicht als Ersatzhandbuch.
Für einen, aber nur kleinen, Wermutstropfen sorgen die Abbildungen der Fahrzeuge, die von den legendären Motoren angetrieben wurden: Während Ludvigsen eine Fülle von bisher nicht veröffentlichten Motoren-Fotos und -Zeichnungen zeigt, greift er bei der Außenansicht der Fahrzeuge weitgehend auf bekanntes Pressematerial zurück. Kenner, die zuhause die gängigen Prospekte oder Pressemappen in ihren Schubladen hüten, dürften zumindest mit Blick darauf nichts Neues entdecken. Aber wie gesagt: Der Schwerpunkt des Buches liegt auf der Technik - und in dieser Hinsicht halte ich es für so gut, dass ich es Euch als Tipp nicht vorenthalten möchte.
Die offiziellen Infos zu dem in Englisch erschienenen Werk findet Ihr auf der Webseite des Verlages:
http://daltonwatson.com/McqueenTribute/BentleyEightDetails.htmViele Grüße
Sven
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