Autor Thema: Ölverlust/Inkontinez beim Silver Shadow II - Wunder gibt es immer wieder !  (Gelesen 2142 mal)

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Offline Zippy

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Die nachfolgend beschriebene Angelegenheit freut und verblüfft mich dermassen, dass ich so frech bin und zu diesem Thema der Ölsabberei einen neuen Treat eröffnen muss.

Eine kurze Vorgeschichte:

Fahrzeuge die ein paar Ölflecken hinterlassen sind ja keine Seltenheit. So auch meines und es ist in jüngster Vergangenheit eigentlich schlimmer geworden. Ob es an der Motorenspülung und den letztes Jahr von der Fachwerkstatt verwendeten Syntheticöl 15/50 lag weis ich nicht, da ich das Auto ja erst ein Jahr davor übernommen hatte. Die Umstellung auf das Öl wurde damit begründet, dass der Motor im Inneren richtig frisch und sauber war und es technisch die bessere Lösung sei. Ich weis, diese These ist sehr streitbar, aber ich muss ja als Laie auf die Fachleute hören.

Anfang letzter Woche stand dann wieder ein Werkstattbesuch im 170 km entfernten München (ehem. Konzessionär) an weil der Klimakompressor abgeraucht ist und mein dunkelblaues Everflex-Dach bei Sonnenschein wie ein Sonnenkollektor wirkt.

Die Teile hierfür habe ich natürlich bei Herrn Erbrecht bestellt und per Express gleich in die Werkstatt schicken lassen, so wie es sich gehört !

Weiterhin hatte ich auch noch zwei 5 Liter Kanister von dem Castrol 20/50 Classic-Öl nebst Ölfilter (auch von Herrn Erbrecht) im Kofferraum zwecks Ölwechsel.

Das Mitbringen und Verzehren der mitgebrachten Speisen, äh, Teile wird akzeptiert, da ich den langen Weg nicht zu Diagnosezwecken mit anschliessender Teilebestellung doppelt bewältigen kann. Das haut aus Zeitgründen gar nicht hin.

Dies ist nicht immer von Vorteil, aber dazu demnächst mehr wenn ich über "Teilekauf in England - mein persönliches Desaster" schreiben werde.

Zurück zum Thema:

Bei diesem Besuch hatte ich zum ersten Mal mit einem Mitarbeiter zu tun, der in den 70ern bei Auto Becker in Düsseldorf auf RR/B gelernt hat und jetzt im schönen Süden arbeitet.

Dieser Herr verprach mit das Flammsieb nachzusehen und zu reinigen, schraubte dann mit gekonnten Handgriffen und einer unglaublichen Entschlossenheit ein Rohr und einen Schlauch ab, zeigte mir dann ein Metallstück indem sich eine runde Metallscheibe mit einem Loch in der Mitte befand welches den Durchfluss (von was auch immer) verringert. Er erklärte mir, dass dieses in den späten 70ern als Modifizierung eingebaut wurde um den Öldruck zu erhöhen. Dieses wurde später jedoch wieder verworfen. Er schmiss diese Scheibe raus und baute das Zeugs wieder zusammen.

Ich fuhr wieder nach Nürnberg und das Auto stand dann 4 Tage. Als ich dann aus der Garage fuhr traute ich meinen Augen nicht. Das Auto hat keinen Tropfen Öl verloren, auch nach einer weitern Fahrt und weitern 3 Tagen Standzeit nicht.

Vielleicht hält es noch länger an, mal sehen. Liegt es an der anderen Viskosität, an der entfernten Scheibe, oder an den beiden Sachen ?
 
Mich freut's auf jeden Fall !!





Offline wellenkieker

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Hallo Thomas,

möglich, ich irre.
Wenn der Motor wie beschrieben diffus nach aussen ölte,
jetzt nach Entfernen einer Reduktion dies nicht mehr tut,
kann es eigentlich nicht um den Öldruck, sondern nur um
den Kurbelgehäuse Gasdruck gehen.
Die auf- und abfahrenden Kolben, die rotierende Kurbelwelle,
weitere bewegte Teile erzeugen innerhalb des Kurbelgehäuses eine
Gasschwingung ( Druck-aufbau-Druck-abbau), die ganz ordentlich
ist. Um dies abzufangen wird z.B. entlüftet, ist diese Entlüftung (Kurbelgehäuse-
entlüftung) nicht hinreichend, ist der Gasdruck im Mittel zu hoch, es wird Öl aus den
Dichtungen, Wellendichtringen etc. gepresst.
Weitet man die Entlüftung, wird der Druck früher und stärker abgeführt, der inner-
systemische Gasdruck sinkt, die Neigung nach aussen zu ölen fällt.
Ich nehme an, hier liegt der Hase im Pfeffer, wenngleich Ölviskosität natürlich auch
ein Faktor ist, der hier jedoch meines Erachtens nach zu vernachlässigen bleibt.

Mit bestem Gruß
Stefan

Offline Gert

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Auch meiner leidet laut TÜV an: Ölfeucht.
Scheint ansteckend zu sein.
Auch ich nahm nach 16 Jahren ohne Ölwechsel erst mal 15W40 zum reinigen.
Seit 1Monat ist nun 20W50 drinn.
Das Reviemarkierungsverhalten (Ölflecke) wurde nicht besser.

Diese Scheibe am Öleinfüllstutzen wurde gerade von mir entfernt,
mal schauen was passiert.
LRE23184 16 Jahre rumgestanden und ich muß es ausbaden

Offline wellenkieker

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Hallo Gert,

falls es sich dann immer noch nicht bessert, die Lage von Dir aber als
s e h r störend empfunden wird, Du aber keine Lust haben solltest
die entsprechenden Dichtungen zu tauschen, gibt es eine Möglichkeit.
Vorraussetzung, es handelt sich um Gummidichtungen.
Rizinusöl.
Rizinusöl hat die Eigenschaft in das Polymer zu interkalieren, die Folge ist,
das sich das Polymer weitet, daraus folgt es (die Dichtung) dichtet wieder.
Rizinusöl hat sehr gute Schmiereigenschaften, ist jedoch nicht Hochtemperatur
beständig. Es altert, d.h. es wird ranzig. Man erkennt das am Harzen.
Bei Standmodellen ist das also nicht angezeigt die harzen dann fest.
Wird der Motor regelmäßig benutzt gibt es keine Probleme.
Möchte man das dann nicht mehr, gibt man eben kein Rizinus mehr bei.
Das eingelagerte Rizinus diffundiert zurück in das Motoröl und wird so
nach und nach ausgewaschen.
Allerdings wird das Polymer dann wieder kleiner, d.h. die Dichtung ölt wieder.
Bei Wellendichtringen sogar stärker, da diese durch das Aufquellen stärker
anlagen und somit mehr verschlissen.
Kurzum, es wird wohl keiner so machen.

Stefan

Offline Gert

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Hat ein Rolls-Motor Getriebeseitig überhaupt einen Wellendichtring?
Und wenn nen Simmering wäre, hätte der ne Feder, der die Dichtlippe ranzieht.
Aber Rolli dürfte dieses Schraubenprinzip haben.
LRE23184 16 Jahre rumgestanden und ich muß es ausbaden

Offline wellenkieker

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Hallo Gert,

ich meine ja.
Ansonsten geht das aus der Teileliste hervor,
bzw. aus dem Angebot einschlägiger Anbieter.
Du hast natürlich Recht, das im Allgemeinen
eine Spannfeder zu finden ist.
Habe aber immer wieder ausgelutschte Modelle
(Federn) in den Händen gehabt.
Oder aber die Dichtlippen waren schlicht runtergerutscht,
oder die Welle hatte Einlaufspuren.
Der Königsweg ist immer zerlegen, aber das möchte man
halt nicht immer.

Stefan

Offline Zippy

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Auch meiner leidet laut TÜV an: Ölfeucht.
Scheint ansteckend zu sein.
Auch ich nahm nach 16 Jahren ohne Ölwechsel erst mal 15W40 zum reinigen.
Seit 1Monat ist nun 20W50 drinn.
Das Reviemarkierungsverhalten (Ölflecke) wurde nicht besser.

Diese Scheibe am Öleinfüllstutzen wurde gerade von mir entfernt,
mal schauen was passiert.

Hallo lieber Gert,

schön, dass ich vielleicht einen guten Tipp geben konnte. Bitte berichte mir, bzw. uns von Deiner Erfahrung.

Kurzes Update:

Ich habe heute Abend mein Auto aus der Garage gefahren um wieder nachzusehen. Nach der nun dritten Fahrt und insgesamt ca. 300 km und 9 Tagen Standzeit gab es einen winzigen Tropfen goldenes Motorenöl, ungefähr in Höhe kurz vor der Windschutzscheibe.

Danach war dann Warmfahren angesagt, da ich das Auto nach einem Kaltstart niemals ohne Betriebstemperatur wieder abstelle.

Hätte ich mir dieses mal sparen können. Einem vor mir dahinschleichenden Knallchargen in einem versifften Lieferwagen war es nicht genug meinen frisch gewaschenen, schneeweissen Wagen in eine riesige Dieselwolke zu hüllen, nein, er musste auch noch die Funktion seiner falsch eingestellten Scheibenwaschdüsen demonstrieren.

Hat trotzdem Spaß gemacht !

Thomas

Offline cferbrecht

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Hat ein Rolls-Motor Getriebeseitig überhaupt einen Wellendichtring?

Kurbelwellen-Dichtringe wurden beim Silver Shadow II eingeführt, so ab VIN 39600, mit einigen Ausreißern nach oben und unten. Die Corniche mit Solex-Vergasern waren schon ab 30003 dran.

Vorher gab es nur Rücklauf-Spiralen, die gut funktionieren, solange sie nicht zugesetzt oder beschädigt sind - abnutzen können sie jedenfalls im Gegensatz zu Wellendichtringen nicht.

Die Motoren lecken auch nicht an der Kurbelwelle - das Öl von diversen anderen Punkten sammelt sich durch den Fahrtwind aber hinten und läuft dann in der Mitte runter, so dass es von der Kurbelwelle zu kommen scheint.

Grüße aus dem Norden
Claus F. Erbrecht
Heaven's Gate Garage
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Quidvis recte factum, quamvis humile, praeclarum