Eigentlich bin ich ja auf Reisen und wollte mich um alte Burgen, Schloesser, Kirchen, Kloester und schoene Landschaften kuemmern und nicht um alte zickende Autos. Zwar wird meiner immer schoen gepampert und sollte keinen Grund haben zu meckern, aber vor Erscheinungen von Altersschwaeche ist er auch nicht gefeit, und um die scheint es mir hier zu gehen.
Betrachtet man systematisch, was ich bislang hier gelesen habe, dann stellt sich das doch so dar: Ein Rollie wird fuer zwei Monate oder so weggestellt. Er lief gut, sprang gut an (naja, bis auf dieses verdaechtige - ehrlich - witzlose Gepumpe mit dem Gaspedal), der Vergaser war gut eingestellt, niemand hat in der Zwischenzeit an den Schrauben rumgefummelt (oder???), der Choke geht auch, die Benzinpumpen nicht minder (liest sich jedefalls so) - um sinnvoll suchen zu koennen, gehen wir also davon mal aus, dass diese Angaben zutreffen.
Der Motor springt also nach zwei Monaten (mit diesem verkehrten) Gepumpe an, laeuft ordentlich im Leerlauf, auch im Schrittempo, aber wenn er etwas Leistung bringen soll, stirbt er.
In den zwei Monaten muss also was passiert sein, kaputt gegangen sein, was vorher gut war oder jedenfalls nicht voellig defekt. Es koennte eine schwache Benzinpumpe sein, aber die pumpt ja. Es koennte daher der Schlauch zwischen Tank und Pumpe (ist nur ein kurzes Stueck) zugequollen sein, so dass zu wenig Sprit ankommt - hatte ich mal bei meinem Shadow. Koennte sein - aber glaube ich nicht, denn es riecht mir eher nach zu viel als nach zu wenig Benzin.
Wenn also Sprit ankommt im Vergaser, es aber zuviel sein sollte, dann laufen entweder die Schwimmerkammern (oder eine davon) ueber. Immer bleibt zu bedenken, dass es vor zwei Monaten, ohne dass jemand was am Vergaser gefummelt hat, ganz gut funktionierte! Es koennte also nach der langen Zeit des Stillstands ein Schwimmernadelventil klemmen und zuviel Sprit in den Motor gelangen. Oder es koennte auch ein Schwimmer undicht und voll Benzin gelaufen sein, so dass auch aus diesem Grund der Benzinpegel zu hoch ist. Aber dann wuerde er wohl eher nicht brauchbar anspringen - obwohl ... dieses Gepumpe mit dem Gaspedal ist verdaechtig und koennte passen: Das Gepumpe bewirkt doch nichts weiter als ein Hin und Her der Drosselklappe, nichts weiter, es wird nicht wirklich was gepumpt, da ist nichts zu pumpem. Dieses Pumpen ist auf einen SU-Vergaser bezogen ein dummer Spruch, der von den Solex-Vergasern stammt, die wirklich eine Beschleunigungspumpe haben, mit der wirklich Benzin gepumpt wird. Beim Shadow ist aber nix zu pumpen, es wird einfach die Drosselklappe hin- und hergedreht und dabei Luft gewedelt, weiter nichts. Nur, gerade dieses Wedeln von Luft kann das viel zu fette Gemisch, dass da im Vergaser wabert (weil der Benzinpegel ja zu hoch ist), verduennen und dazu fuehren, dass das Gemisch mal gerade so wird, dass der Motor brauchbar anspringt. Aber bitte, das ist kein Pumpen, das ist allenfalls Wedeln von Luft. Macht Euch mal klar, was da im Vergaser passiert!
Aber auch das scheint es mir nicht zu sein, denn warum sollte sich diese Ursache einstellen, obwohl das Auto zwei Monate nicht bewegt wurde? Und niemand dran gefummelt hat? Es muss was sein, was kaputt geht, gerade w e i l es nicht benutzt wird. Und das sind Dichtungen, vor allem die aus Gummi sind die uebelsten Gesellen, womit wir wieder bei der Altersschwaeche waeren, vor der wir alle nicht gefeit sind.
Das einzige bedeutungsvolle Teil mit Gummi in diesem Problembereich scheint mir die Vergaserduese zu sein. Die Duese ist ein senkrechter schmaler zylindrischer Hohlraum (naja, von aussen betrachtet jedenfalls), in den von oben senkrecht die Nadel sich senkt und die Duese verschliesst oder variabel oeffnet - je nachdem, wie stark der Kolben im Vergaserdom nach oben gesaugt wird. Diese Duese bekommt den Sprit aus der Schwimmerkammer ueber ein Roehrchen. Ueber diese Duese und das Roehrchen saugt der Motor also ueber der Vergaserbruecke den Sprit an und vermischt ihn da mit Luft. Das Gemisch muss stimmen, da darf nicht zuviel oder zuwenig Luft oder Benzin drin sein.
Aber: Die Duese muss nach unten dicht sein gegen den Sprit, der aus der Schwimmerkammer kommt. Und dazu hat sie sozusagen einen Gummifuss. Das Gummi muss elastisch sein, denn es wird mit einer Feder unter Spannung gehalten, weil die Duese ja in ihrer Hoehe einstellbar ist, so wird das Gemisch grundeingeregelt. Und wenn im Laufe des Alterns dieser Gummifuss sproede wird, dann ist das wie mit alter Haut. Wird die lange nicht geschmiert, dann wird sie rissig. Bleibt dieser alte Gummifuss lange trocken, wird er auch rissig, reisst schliesslich immer mehr ein, und der Vergaser saugt um die Duese rum Benzin an, das er gar nicht haben darf. Das Gemisch wird fett, viel zu fett, und der Motor ersaeuft im Sprit oder besser erstickt an viel zu fetterm Gemisch.
Deshalb tippe ich hier auf defekte Gummimembran der Vergaserduese. Die Dinger sind nun mal alle 15 Jahre oder so zu tauschen, und wenn das nie gemacht wurde bei diesem Auto, dann liegt der Verdacht noch naeher.
Wenn die Membram sehr rissig ist, versagt sie auch irgendwann in ihrer Dichtfunktion zwischen Vergaserboden und -oberteil, dann wird der Vergaser/die Schwimmerkammer von unten feucht. Aber so weit muss es ja noch nicht sein.
Kann sein, dass ich schief liege. Aber unter den gemachten Voraussetzungen bleibt eigentlich gar nichts anderes uebrig. Also Vergaserbruecke raus, auf den Kopf gestellt, Schwimmerkammer von unten abgeschraubt (vier Schrauben), und schon kann man die Duese mit dem Gummifuss rausnehmen - ich bin ziemlich sicher, dass das Gummi wegen Altersschwaeche aufgegeben hat.
Ich schaue die Tage mal wieder vorbei. Wenn ich Unrecht hatte, dann bin ich ganz klein - samt Strohhut :-)
Beste Gruesse - Udinho