Stormy Monday (Bentley)Blues
Es ist Freitagnachmittag vor Pfingsten.
Letzte Woche erst sind wir von einem schönen, und völlig problemlosen Budapest-Ausflug, mit dem Conti zurückgekehrt, und befinden uns gerade auf halbem Weg, zwischen Utting und Augsburg...
Ich beschleunige nach einer Kurve, das Getriebe schaltet zurück, und mit einem "Peng" ist der Kraftschluß zur Hinterachse unterbrochen. Zum Glück sind wir auf Nebenstrassen unterwegs, und ich kann gefahrlos am Grünstreifen anhalten.
Der Motor läuft normal, beim Betätigen des Wählhebels hört man das Schaltservo arbeiten, aber es geht weder vor noch zurück. Nach dem Aussteigen höre ich ein metallisches Klackern von unten, aus dem Bereich des Wandlers. Ein Blick unter den Wagen zeigt nichts Verdächtiges.
Wir rufen den ADAC und lassen den Bentley in die Werkstätte unseres Vertrauens, zurück nach Utting bringen.
Da es mittlerweile Freitagabend ist, können wir den Wagen "nur" auf dem Werkstatthof abstellen.
Ich schließe lediglich Versicherungen ab, die entweder vorgeschrieben sind, oder existenzielle Risiken abdecken, folglich ist der Bentley nur haftpflichtversichert. Er steht ja auch immer schön in der Garage, und auch in Budapest kam nur ein Hotel mit Garage in Frage.
Mein ungutes Bauchgefühl treibt mich am Samstag in den nächsten Baumarkt, wo ich einen Stapel Umzugsdecken erstehe. Als ich nun bei ruhigem Sommerwetter aus einem Carcover indoor, 2Lagen Umzugsdecken und obendrüber einem Carcover outdoor einen Kokon um mein gelähmtes Schätzchen spinne, komme ich mir fast ein bisschen "g'spinnert" vor. Aber was soll's.
Am Sonntagnachmittag bekomme ich unvermittelt hohes Fieber, das 4 Tage anhalten soll, und mich, den am Montagnachmittag über Utting fegenden Hagelsturm, mit febriler Gleichgültigkeit ertragen lässt.
Die über golfballgroßen Geschosse (Google "Hagel Utting", da gibt es ein 41s Video!) zerstören in der Region Fensterscheiben, Dachplatten, Rollläden, Autoscheiben, etc., auch wir sind mit Haus und Alltagsautos betroffen, teilt mir meine Frau am Krankenbett mit.
Wie der Bentley das alles überstanden hat, will ich zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht wissen.
Als das Fieber endlich runter ist, wage ich mich, nichts Gutes ahnend, den Kokon zu lüften.
Die Scheiben und Flanken blieben unversehrt, doch alle waagrechten Flächen zeige deutliche Spuren des Infernos. Auch das recht Rücklichtglas ist eingeschlagen.
Mittlerweile ist das Getriebe (4L80E) ausgebaut und per Spedition zum Getriebespezialisten überführt.
Diagnose: Eingangswelle abgeschert.
Die Firma hat mir schon vor 20 jahren ein E4OD(Ford), von meinem damaligen US Wohmobil zu meiner Zufriedenheit überholt, so dass ich auch diesmal zuversichtlich, hinsichtlich der Qualität der Überholung bin.
Sobald der Conti wieder läuft, werde ich mich um die Dellen kümmern, momentan sind hier sowieso alle Dellendocs ausgebucht.
Ich werde wieder berichten.
Schöne Grüße und eine hagelfreie Fahrt
Stefan