Frankreich hat viele Umweltzonen, temporäre wie permanente. Die permanenten dürfen nur mit der entsprechenden Plakette befahren werden. Wenn Alarm geblasen wird, gilt das auch für die temporären Zonen. Die meisten Umweltzonen sind temporär. Aber wenn Alarm ist, muß die Plakette an der Scheibe kleben (in den permanenten sowieso), oder man darf sich nicht erwischen lassen. Erwischen lassen wird teuer, erstens wegen der hohen Strafzahlung, und zweitens, weil eine Weiterfahrt untersagt wird. Abschleppen zu einem spontan zu findenden Hotel nebst Hotelkosten bis zum Ende des Alarms gehen heftig ins Geld. Wildes Campen am Straßenrand bis zum Alarmende würde im übrigen auch geahndet.
Die Plakette bekommen aber nur Fahrzeuge mit mindenstens Euro 2, die außerdem nach dem 31.12.1996 erstmals zugelassen wurden. Unser ContinentalR ist am 1.8.1995 in England erstmals zugelassen. Das Auto ist heute in Deutschland zugelassen und hat Euro 2. Wäre das Auto nach dem 31.12.1996 zugelassen, bekäme es in Frankreich grundsätzlich die grüne Plakette 3. Unser ContiR hat Zytek, abgastechnisch ist das Auto identisch mit den Fahrzeugen des Modelljahrs 97, die nach dem 31.12.1996 zugelassen wurden. Pech gehabt. Watt nu? Unser Weg von und nach TF führt in Frankreich immer durch etliche dieser temporären (immer gleich departementweiten) Zonen. Auch wenn das überhaupt keinen Sinn macht, den Autos von vor dem 1.1.97 das Fahren zu verbieten, weil deren Nichtfahren angesichts der Zahl der am Verkehr teilnehmenden mehr als 20 Jahre alten Autos mit Sicherheit keinen meßtechnisch feststellbaren Einfluß auf die Luftqualität hat und daher blinder politischer Aktionismus ist - es ist verboten und wird sauteuer, wenn man sich nicht dran hält.
Ich denke, diese Plakettenfrage stellt sich auch für andere etwas frankophile Forumsteilnehmer, die mit ihrem Bentley oder RR nach Frankreich fahren, wenn das Auto vor dem 1.1.97 erstmals zugelassen wurde, zumal alle TurboR und Spirits und Spurs pp Modelljahr 96, die noch in 95 zugelassen wurden, auch betroffen sind. Was also tun?
Ich habe einfach diese gelbe Plakette 3, die grundsätzlich alle Fahrzeuge mit Euro 2 bekommen, wenn sie denn vor dem Stichtag erstmals zugelassen wurden, auf der Website des Minstère de la Transition Ecologique et Solidaire beantragt mit der Begründung, daß dieses Auto Modelljahr 96 und abgastechnisch identisch ist mit allen entsprechenden Fahrzeugen des Modeljahrs 97, die nach dem 1.1.97 erstmals zugelassen wurden. Kostete 4,21 €. Das war's mir wert, einfach rauszubekommen, wie die auf den Antrag reagieren.
Drei Tage später kam die Email mit der Nachricht, na? Welcher wohl? - Plakette erteilt! Abbildung der Plakette mit dem Autokennzeichen beigefügt, Versand sofort. Hurrah! Bei unseren häufigen Fahrten durch Frankreich sind wir irgendwann bestimmt mal bei so einem Alarm unterwegs. Der größte Teil des Weges von Figueres (spanisch-französische Grenze) in die Schweiz z.B. oder ins Elsaß führt durch solche Zonen, und wenn's der Teufel will, erwischt es uns. Auf der Antlantikseite sieht's nicht besser aus, das ganze Departement Gironde (Bordeaux und umzu) sind uns im Weg. Und nach Straßburg, Grenoble oder Paris dürfen wir jetzt auch wieder, dort gelten permanente Fahrverbotszonen.
Wer also gerne in Frankreich unterwegs ist, sollte sich diese Plakette besorgen. Wenn die Erstzulassung des Autos vor dem 1.1.97 liegt, braucht es eine gute Begründung - bei mir hat sie gewirkt. Der Antrag wird hier
https://www.certificat-air.gouv.fr/demande beim Service de délivrance des Certificats Qualité de l'Air gestellt, die Seite ist auch in ausgezeichnetem Deutsch erreichbar.
Es gibt übrigens eine App namens "Green Zones", da wird immer tagesaktuell der Alarmzustand in den diversen Umweltzonen aufgelistet. Kann mir jetzt mit der gelben Plakette in Frankreich egal sein, ist aber gleichwohl interessant.
Gruß - Udo