Wenn wir eine umfangreiche Reparatur, eine Überholung z.B. des Fahrwerkes oder gar eine Restaurierung machen, sprechen wir natürlich vorher ab, was gemacht werden soll, und das wird vom Kunden abgezeichnet. Manches, wie eine Motorinstandsetzung, ist schon bei Auftragserteilung oder zumindest zu Beginn der Arbeiten eher überschaubar, anderes, z.B. die Hydraulik bei einem Shadow oder Blecharbeiten, kann manchmal ziemlich ausufern.
Es liegt aber bei älteren Fahrzeugen in der Natur der Sache, dass sich während der Arbeiten Dinge zeigen, die ebenfalls gemacht werden müssen oder sollten - das geht dann bei uns fast immer nach telephonischer Absprache. Manche Kunden wollen auch über Kleinigkeiten (also jedes 50€-Teil) informiert werden, andere sind davon eher genervt und sagen, "Rufen Sie mich nur an, wenn es 1000€ mehr werden." Hier haben wir allerdings manchmal das Problem, dass viele Kleinigkeiten sich so summieren können, dass es am Ende 5000€ mehr sind, was doch schon zu einem gewissen Grummeln führen kann.
Etliche unserer Kunden haben Betreuer, also Menschen, die ein gewisses technisches Halbwissen haben und sich daher um die Autos der Eigentümer kümmern. Diese Menschen haben manchmal ein Limit für die Entscheidungen, die sie treffen, manchmal auch nicht, und manchmal ist es eher diffus. Wir haben aktuell einen Fall, wo wir den Kunden nicht kannten, nur seinen Betreuer, der hier als enger Freund und mit unbegrenzten Vollmachten auftrat. Den ursprünglichen Auftrag (umfangreiche Arbeiten an einem Corniche Cabrio) hatte der Eigentümer abgesegnet; alles, was sich im Laufe der Arbeiten zeigte, hat der Betreuer telephonisch beauftragt. Darunter war auch die Behebung eines Schadens an der Hinterradaufhängung, die ziemlich aufwändig war: Wir sollten die Buchsen der Schwingen ersetzen, was ohnehin viel Zeit erfordert, da dazu die Achse ausgebaut und auf einem Messtisch eingestellt werden muss. Dabei zeigte sich, dass die eine Schwinge verbogen war und ersetzt werden musste. Neuteile gab es nicht, Gebrauchtteile fürs Cabrio auch nicht - wir haben dann ein Shadow-Teil genommen und modifiziert, gestrahlt, lackiert usw. Der Betreuer hat uns den Schaden bestätigt (er war bei einer heftigen Bordsteinberührung des Hinterrades im Fahrzeug) und die erheblichen Mehrkosten auch dieser Reparatur telephonisch genehmigt.
Der Eigentümer hat nach Abholung des Fahrzeuges die Abbuchung zurückgeholt, und seitdem prozessieren wir um etwa 10000€ plus diverser Kosten. In der Verhandlung zeigte sich (zumindest in der Darstellung des Eigentümers), dass der Betreuer nur ein ganz kleines Licht war und angeblich einen Verfügungsrahmen von lediglich ein- bis zweitausend Euro hatte. Prozess läuft...
Wir lernen natürlich daraus, denn Ausfälle in dieser Größenaordnung treffen uns hart - wir müssen uns also sehr viel mehr schriftlich genehmigen lassen. Das wiederum nervt Kunden, die uns vertrauen und nicht ständig mit Dingen behelligt werden wollen, die sie letztlich sowieso uns überlassen müssen, weil sie nichts von der Materie verstehen...
Dies nur mal so zur Info, wie es auf der anderen Seite aussieht.
Grüße aus dem Norden
Claus F. Erbrecht
Heaven's Gate Garage
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