Autor Thema: Bentley 4,25 Park Ward Saloon  (Gelesen 12074 mal)

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Offline swendt

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Bentley 4,25 Park Ward Saloon
« am: Mi.26.Okt 2011/ 21:58:25 »
Hallo zusammen,

ich habe die Möglichkeit, o.g. Bentley BJ. 1937 käuflich zu erwerben.
Weiss jemand, wie diese in einem ordentlichen 2er Zustand taxiert werden ?
Auf was ist speziell zu achten ? Was ist bei diesen Baujahren kritisch ?

Gruß
Sebatian

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Re: Bentley 4,25 Park Ward Saloon
« Antwort #1 am: Do.27.Okt 2011/ 01:29:17 »
Bitte stellen Sie diese Frage unbedingt in Clubs wie dem RREC, noch besser den Bentley Drivers Club, da auf diesem Forum hier der klare Fokus auf Modellen ab '55 liegt.

Im BDC Swiss Region (www.bdc-swiss.ch) sind viele sehr versierte, nette Leute, die Sie kontaktieren können. Hier ein Link zu den Clubfahrzeugen aus den 30er jahren: http://www.bdc-swiss.ch/clubfahrzeuge.php?ivs=1930

Seien Sie nicht zu scheu. Sie müssen nicht gleich Mitglied werden, um Ihre Fragen anzubringen :-)

Viel Glück.

PS: Der BDC in Deutschland soll im Aufbau begriffen sein. Im RREC Deutschland (www.rrec.de) hat man für Ihr Anliegen sicher auch ein offenes Ohr. Evtl. lässt sich dort ein Kontakt zu einem Eigner herstellen.

Also: Bitte Zeit lassen! Nicht blind kaufen, erst Wissen sammeln - und zwar dort, wo es vorhanden ist.  :)

« Letzte Änderung: Do.27.Okt 2011/ 01:38:17 von shadow2 »

Offline ex.BentleyDriver

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Re: Bentley 4,25 Park Ward Saloon
« Antwort #2 am: Do.27.Okt 2011/ 08:34:26 »
Hallo Sebastian,

tolles Vorhaben, die Vorkriegsbentleys haben einen ganz besonderen Charme.

Es gibt in diversen Fachzeitschriften Näherungspreise. In den letzten Monaten wurden für einen 4.25L, allerdings Cabrio, 170K veröffentlicht. Das sollte aber nur als Anhaltswert verstanden werden. Die Unterschiede bei den Wagen sind einfach zu groß als dass man das wirklich als Richtwert verstehen sollte. Zudem kommt der Zustand hinzu. Zustand 2 ist schon ziemlich anspruchsvoll in alle Richtungen gesehen.

Bevor Du Dich intensiv mit diesem Thema auseinander setzt, wirst Du Dir vorrangig eine qualifizierte Werkstatt suchen müssen, die Dir bei Wartungsarbeiten und Defekten zur Seite steht. Die Ersatzteil- und Instandhaltungspreise sind teils atemberaubend.

Analog zu den meisten Harley-Davidson Eignern meine Frage, willst Du Bentleybesitzer oder Bentleyfahrer werden? Beides unterscheidet sich maßgeblich:

Bei Letzterem wirst Du nicht umhin kommen, sollte es eine längere ‚Beziehung‘ werden, dass Du Dich mit dem Fahrzeug selbst  und Materie Technik intensiv auseinander setzt. Nicht nur dieses Forum ist voll von ‚Tränen‘ der Besitzer älterer Fahrzeuge, die meinten, einen solchen Wagen einfach in der Werkstatt abgegeben zu können wie einen Youngtimer oder Neuwagen. Das funktioniert mit so einem Fahrzeug ganz sicher nicht.

Aber wie so oft ist alles kein Hexenwerk und man kann sich durch Anlesen oder den Dialog mit Gleichgesinnten und Werkstätten viel Wissen aneignen. Das Internet hält auch für Vorkiriegssfahrzeuge viele Informationen bereit. Ich meine, Du kannst Dir auf einem australischen Server jede Menge Serviceanleitungen, Ersatzteilkataloge etc. herunter laden. Für den ersten Besuch empfehle ich Dir einen wirklichen Fachmann mitzunehmen. Hier wäre Dir sicherlich der hier im Forum aktive Hr. Erbrecht ein guter Ansprechpartner.

Mit einiger Sicherheit ist davon auszugehen, dass der Wagen revidiert wurde. Oft werden da Dinge gemacht, die dem Original nicht mehr entsprechen.

Ich würde in Deinem Fall auf folgende Dinge achten:

-Vollständigkeit
Deine Gesichtsfärbung wird sich garantiert deutlich verändern, wenn Du mal versuchst Zierleisten, Instrumente oder dergl. nachträglich zu beschaffen. Beliebt ist, dass der Werkzeugkasten nicht vollständig ist.

-Originalität
In der Fahrzeugklasse ist das nicht immer gegeben. Viele Wagen sind umgebaut und haben mit dem Original nix mehr zu tun. Dieser Punkt ist elementar preisrelevant.

-Rost
Die Karosserien aus dieser Epoche waren meist handgefertigt. Hier gilt es besonderes Augenmerk auf möglichen Rost, Spachteleien, nicht funktionierende Wasserabläufe etc. zu achten.

-Technik
Egal zu welchem Preis, die Technik sollte auf ganzer Breite funktionieren. Wie oben schon erwähnt, nicht funktionierende Dinge zu beheben ist nicht ganz unkompliziert.

-Wartungshistorie
Frag den Vorbesitzer, wie und wo der Wagen gewartet wurde. Das lässt meist viele Rückschlüsse zu.

-Mache eine ausgiebige Probefahrt, dann wirst Du sehen, ob Dir dieses Modell zusagt.

Die Vorkriegslimousinen fahren sich sehr komfortabel. Es sind robuste Fahrzeuge, die bei guter Wartung absolut langstreckentauglich sind und enormen Fahrspaß bereiten. Technisch gesehen sind es für die damalige Zeit sehr aufwändige Fahrzeuge, die eine kundige Hand verlangen. Nicht nur bei der Wartung sondern auch bei der Benutzung.

Vielleicht lässt Du uns ja mehr wissen, um was für ein Fahrzeug es sich handelt. Bilder sind auch immer ganz hilfreich.


Viele Grüße
BentleyDriver
Beste Grüße
ex.BentleyDriver

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Re: Bentley 4,25 Park Ward Saloon
« Antwort #3 am: Do.27.Okt 2011/ 08:52:06 »
Bevor Du Dich intensiv mit diesem Thema auseinander setzt, wirst Du Dir vorrangig eine qualifizierte Werkstatt suchen müssen, die Dir bei Wartungsarbeiten und Defekten zur Seite steht.

Na ja,

das sehe ich allerdings gar nicht als vorrangig an. Je älter die Autos sind, um so leichter lassen sie sich in der Regel reparieren und warten, das hängt allerdings wesentlich von den persönlichen Fähigkeiten des Eigners ab. Ich habe bis heute keine Werkstatt, die mir zur Seite steht.

Sollten sich über dieses Modell jedoch tatsächlich schlecht Informationen besorgen lassen, kommt Sebastian nicht um die Suche einer fachkundigen und mit diesem Typ erfahrenen Begleitung beim Kauf herum. Allein darauf würde ich mein Hauptaugenmerk legen.

Gruß

Michael

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Re: Bentley 4,25 Park Ward Saloon
« Antwort #4 am: Do.27.Okt 2011/ 08:53:16 »
PS: Der BDC in Deutschland soll im Aufbau begriffen sein.

Der existiert, blüht und gedeiht. Und vor drei Wochen erst hatten wir ein schönes Seminar in der Nähe von Düsseldorf zum Derby-Bentley und dessen Technik, Wartung, Pflege und Schwachstellen!

Der BDC hat übrigens sog Parts-Schemes für Vintage, Derby and Crewe Wagen jeweils über die man spezielle Teile wie z.B. Overdrives oder Gebrauchtteile günstig erwerben kann. Nur so zur Ergänzung.

Homepage: www.bdcl.org


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Re: Bentley 4,25 Park Ward Saloon
« Antwort #5 am: Do.27.Okt 2011/ 09:06:04 »
Der existiert, blüht und gedeiht.

Oh je,

TOC, RREC, BRROC, BDC - warum gibt es eigentlich dermaßen viele Clubs für die paar Autos? Es ist doch Wahnsinn, das bißchen Kompetenz so weit aufzusplitten.

Kopfschüttelnd

Michael

MK6

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Re: Bentley 4,25 Park Ward Saloon
« Antwort #6 am: Do.27.Okt 2011/ 09:12:07 »
Das sehe ich auch so, Michael. Der BDC ist aber die Mutter aller Markenclubs, gegründet 1936, und damit der weltweit älteste. Ansonsten habe ich für Vereine sowieso rein nichts (mehr) übrig und bin selbst nur noch im englischen RREC und dem BDC. Das reicht mir völlig.  Jürgen

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Re: Bentley 4,25 Park Ward Saloon
« Antwort #7 am: Do.27.Okt 2011/ 11:52:08 »
Na ja, Jürgen,

dafür, daß Du für Vereine nichts übrig hast, sind zwei Mitgliedschaften doch schon recht viel.  ;)

Schmunzelnd

Michael

MK6

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Re: Bentley 4,25 Park Ward Saloon
« Antwort #8 am: Do.27.Okt 2011/ 12:08:35 »
Och ja, Michael, die Hefte lese ich eben sehr gerne. Und zu Treffen fahre ich im Falle des RREC halt gern nach England. Und der BDC ist dann auch wieder ein Club, der mit dem deutschen Vereinswesen im 'klassischen Sinne' ;-) nichts am Hut hat und mir deshalb äußerst sympathisch ist. BDC ist wirklich super. Vor ein paar Jahren sah ich die Dinge noch völlig anders, heute aber würde ich keinem Club bzw Verein mehr beitreten - auch völlig egal was der zum Inhalt hat.

MK6

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Re: Bentley 4,25 Park Ward Saloon
« Antwort #9 am: Do.27.Okt 2011/ 17:45:14 »
Hallo Sebastian,

evtl. lohnt es sich das Buch "The Derby Built Bentleys" vin Bernhard L. King aus der Complete Classics Reihe zu kaufen. Solltest Du es nicht bei eBay oder amazon.co.uk finden, ruf Rossfeldt (www.rrab.de) an, und frage ihn, ob er noch eines rumliegen hat.

Neben der Auflistung aller je gebauten Chassis und deren Spezifikation sowie Ertsbesitzer etc findest Du in dem Buch auch erste Hinweise zum Kauf in den Kapiteln 1.11 und 1.12.     

Wenn Du magst, dann nenne mir die Chassis Nummer Deines ins Auge gefassten Derby und ich poste Dir gerne die Details zu dem Wagen wie sie in dem Buch stehen.

Die 170K die Bentleydriver oben erwähnte sind sicher die Ausnahme und es dürfte sich dabei um kein Cabrio mit einer der üblichen "Standardkarossen" gehandelt haben, die üblicherweise unter 100K den Besitzer wechseln. Der Sports Saloon von Park-Ward, und den dürftest Du meinen, ist das, was am häufigste anzutreffen ist und auch in gutem Zustand deutlich unter 100K recht regelmäßig angeboten wird. Sollte es sich um einen Overdrive handeln (das erkennst Du an der Chassis Nummer die mit MR oder MX enden würde) so könnte dieser Umstand den Preis etwas treiben, allerdings gab es die erst ab 1938. Poste einfach mal paar Pics falls vorhanden und wir gucken uns das alle mal an - denoch aber solltest Du zur Besichtigung jemanden mitnehmen, der sich mit Derbys wirklich auskennt, z.B. Claus Erbrecht. Auch wenn es ein Pre-War ist, der ist schon recht komplex und die typischen Schwachstellen sollte man dann wirklich schon besser kennen

Bei dem oben schon erwähnten Seminar haben wir übrigens gelernt, dass Derbys ganz phantastische Wagen sind, die absolut "alltagstauglich" sein können, sofern deren Pflege nicht vernachlässigt wurde oder spätere Besitzer Änderungen vorgenommen habe da sie meinten, sie wären cleverer als die Ingenieure, die ihn einst bauten. 

Ken Lea, der das Seminar abhielt und selbst zwei Derbys hat und der früher Diektor und Chefingenieur bei RR in Crewe war kannte sogar noch die Herren, die den Derby einst entwickelten und lt denen die Derby Bentleys Rolls-Royce' beste Produkte (abgesehen vom Silver Ghost) waren, die RR vor dem Krieg baute.

Viele Grüße

Jürgen
« Letzte Änderung: Do.27.Okt 2011/ 17:59:05 von T1-Jürgen »

MK6

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Re: Bentley 4,25 Park Ward Saloon
« Antwort #10 am: Do.27.Okt 2011/ 17:55:04 »
PS: Leg dich beser nicht auf Zustandnote 2 fest. Die einen Gutachter sagen 2, die anderen würden 4 sagen. Alles schon passiert und üblicherweise nur ein Hinweis auf den optischen Zustand, aber selten auf die Technik. Das Thema hatten wir hier im Forum schon ausführlich diskutiert und richtig glücklich ist mit dieser Eingruppierung niemand, da praxisfern in Bezug auf den Kauf. Also, wenn Dir der Anbieter Zwei sagt, dann bedeutet das zunächst rein gar nichts, so dass Du Dir lieber Dein eigenes Bild machst.

Offline -unbekannt verzogen-

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Re: Bentley 4,25 Park Ward Saloon
« Antwort #11 am: Fr.28.Okt 2011/ 08:15:12 »
Leg dich beser nicht auf Zustandnote 2 fest.

Dem stimme ich zu, Sebastian,

Zustandsnoten sagen leider gar nichts über ein Auto aus.

Bedauernd

Michael

Offline cferbrecht

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Re: Bentley 4,25 Park Ward Saloon
« Antwort #12 am: Fr.28.Okt 2011/ 12:59:51 »
Die Park Ward Saloons liegen in brauchbarem bis passablem Zustand in GB zwischen 50 und 65k, es gibt in D kaum Angebote.

Wichtig ist der Zustand von Zylinderkopf und Motorblock; die haben manchmal Risse und müssen dann aufwändig geschweißt oder für recht viel Geld ersetzt werden. Solche Dinge sind gut per Augenschein zu erkennen.

Bei der Karosserie ist der Zustand des Aluminiums auf Aufblühungen und Kontaktkorrosion zu prüfen, aber noch wichtiger ist der Zusatnd des Holzskelettes unter dem Alublech. Fahren Sie über eine holprige Strecke und gucken Sie, wie sich die Türen verhalten: Wackeln sie stark, oder gehn sie sogar auf? Prüfen Sie von unten den Zustand des Holzes in der A-Säule: Ist es vermodert oder vielleicht mit Spachtelmasse nachmodelliert? Prüfen Sie den Zustand der hölzernen Bögen im Radlauf, an denen die hinteren Kotflügel befestigt sind - da sie von unten schlecht zu sehen sind, ziehen Sie einfach etwas an den Kotflügeln, um zu prüfen, ob sich hier etwas bewegt. Reparaturen am Holzskelett sind teuer, da dafür das Aluminium entfernt werden muss (und es sich dabei oft auch zerlegt) und natürlich dann lackiert werden muss usw.

Verschleißteile sind gut zu bekommen und erschwinglich, aber wenn etwas fehlt, wird es teuer - es werden praktisch keine Fahrzeuge mehr geschlachtet.

Grüße aus dem Norden
Claus F. Erbrecht
Heaven's Gate Garage
www.bentleyteile.de
Quidvis recte factum, quamvis humile, praeclarum

MK6

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Re: Bentley 4,25 Park Ward Saloon
« Antwort #13 am: Fr.28.Okt 2011/ 15:52:10 »
Mir fällt dazu noch eine Sache ein, die ich auf dem Seminar lernte, nämlich zum Thema Zentralschmierung.

Ken hat dieses Thema sehr eindriglich adressiert, da es wohl hin und wieder 'Brauch' sei, dass die Zentralschmierung stillgelegt wird und stattdessen Schmiernippel verwendet werden, durch die Fett gepresst wird. Er sagte, dass es wirklich elementar ist, dass die Zentralschmierung nicht stillgelegt wird sondern, falls defekt, vollständig repariert wird. Fett hat in dem System rein nichts zu suchen und kann nicht alle die Stellen Schmieren, die nur flüssiges Öl erreichen kann. Das System hat signifikanten Einfluss auf die Qualitäten des Wagens und seinen Sinn, der nicht ignoriert werden kann. Insofern sind Schmiernippel purer Pfusch und vermutlich nur ein weiteres erkennbares Merkmal  für einen Derby, an dem vermutlich dann auch anderswo rumgemurkst wurde.

Soweit meine (langsam verblassende) Erinnerung hierzu.       

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Re: Bentley 4,25 Park Ward Saloon
« Antwort #14 am: Mo.31.Okt 2011/ 08:56:52 »
Na ja,

ich hoffe, daß es dann auch einen detaillierten und verständlichen Plan der Zentralschmierung für diese Autos gibt. Allein einen Überblick über dieses System zu erlangen, ist schon ein echter Kraftakt. Als unerfahrener Kaufinteressent blickt man da garantiert nicht durch.

Warnend

Michael