Hallo Shadow II,
ich gebe lediglich meine selbst gemachten Erfahrungen wieder. Die darf sich natürlich jeder (Kühlerbauer) gerne durchlesen und sie für sich als theoretischen, nicht haltbaren Quatsch abhaken!
Die Dimensionierung eines Kühlers wurde in der Frühzeit unserer Fahrzeuge auch schon anhand einer hydraulischen Berechnung durchgeführt. Alle Komponenten sind dabei meist sorgfältig aufeinander abgestimmt worden.
Zu berücksichtigenden Parameter sind z.B.:
-Wassermengen in Motorblock/Leitungen/Kühler/Ausgleichsbehälter
-Fließgeschwindigkeiten in Motorblock/Leitungen/Kühler
-Hydraulische Widerstände im Motorblock/Leitungen/Kühler
-Förderleistung (Menge/Druck) der Wasserpumpe
-Wärmemenge, die dem Motor entzogen werden muss
-Potentialausgleich der durch die den Kühler durchströmende Luft bewirkt werden kann
-verschiedene Lastzustände wie Stand, zügige Fahrt usw.
-Wasserzusammensetzung
-Materialien von Kühler, Motorblock und Zylinderkopf (Wärmeleitfähigkeiten)
-etc., etc.
Wenn Du einen Kühlerbauer gefunden hast, der alle Komponenten Deines Fahrzeuges hinterfragt, kontrolliert und bei der Dimensionierung der neuen Kühlermatrix berücksichtigt hat, kannst Du Dich glücklich schätzen. Um eine derart qualifizierte Bezugsquelle wäre ich jederzeit verlegen.
Einfach nur ein bestehendes Netz ‚mit viel Erfahrung‘ durch ein neues ‚Hochleistungsnetz‘ zu ersetzen ist am Ende des Tages nur halbe Sache. Nicht selten ist da auch ein gewisse Menge Unwissenheit und Unkenntnis der Randbedingungen seitens der Kühlerbauer sowie des Old-/Youngtimerfreundes im Spiel. Z.B. haben die wenigsten Kühlerbauer Erfahrung mit älteren drucklosen KFZ-Kühlsystemen, wie z.B. dem des MK VI. Mehr Röhrchen machen nur dann Sinn, wenn die Wasserpumpe diese auch gescheit beliefern kann (Menge/Druck), da sich durch mehr Röhrchen der hydraulische Widerstand erheblich erhöhen wird (Strömungszustände turbulent/laminar mal außer Acht gelassen). Zickzacklamellen nutzen nur im dem Fall, wenn die Luft ausreichend daran vorbeiströmen kann (Staudruck). Es wäre sonst so, als wenn ich einfach eine 19‘‘ Felge gegen eine 20‘‘ Felge tausche, nach dem Motto: Dreht doch auch. So einfach ist die Sache aber bei einem Kühler meist nicht. Und wenn wie von MK6 oben zitiert, dann dem Kühlkreislauf womöglich auch noch ein gewisse Menge Wasser vorenthalten wird, da das Netz dünner bzw. feiner wird, ist das so als wenn man gleich mal 2 Liter Öl aus dem Ölkreislauf dauerhaft ablässt!
Meine Erfahrungen haben gezeigt, dass ein alter Kühler zum Kühlerbauer gebracht wird und dieser dann einfach neues Netz einbringt. Ich kann nur jedem empfehlen, sich dabei möglichst genau an den Altbestand zu halten, denn der Hersteller hat sich schon was dabei gedacht, als er den Kühler seinerzeit konstruiert und dimensioniert hat. Die Ursachen für Überhitzung liegen meist an anderer Stelle und ein ‚Hochleistungsnetz‘ (der Ausdruck ist sowieso nicht korrekt) wird in den wenigsten Fällen Abhilfe schaffen. Wie ich selbst erleben durfte, und MK6 auch aus anderer Quelle beschreibt, gibt es bei einem neuen Hochleistungsnetz möglicherweise durchaus gravierende Nebenwirkungen. Und als Allheilmittel gegen Überhitzung mag so ein neues Netz auch nur die Symptome kaschieren, nicht aber die Ursachen beheben.
Eine weise Entscheidung beim Einbau eines neuen Kühlernetzes wünsche ich jedem.
Gruß
BentleyDriver