Autor Thema: Hydrostössel/Öldruck  (Gelesen 4389 mal)

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ulehmann

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Hydrostössel/Öldruck
« am: Do.22.Mai 2003/ 15:53:32 »
Hallo,
ich poste hier das erste Mal. Daher möchte mich kurz vorstellen. Ich fahre seit 6 Jahren einen ShadowII.

Das Auto hat ca. 80.000 km gelaufen. Das ist glaubhaft, da noch die originalen Bremsscheiben hinten (mit Dämfpungsschicht) verbaut sind. Seit einiger Zeit ist das klappernde Geräusch eines, max. zweier Stößel zu hören. Beim Start der Maschine ja nix ungewöhnliches. Doch leider ist das Geräusch nach einer jüngsten Rallye andauernder und geht kaum mehr weg. D.h, es nagelt. Es kann sogar vorkaommen, dass das Nageln beim Kaltstart kurz wegbleibt, dann aber für lange Zeit bleibt, selbst wenn der Motor schon warm ist. Erst dann, nach evtl. 15 Minuten, bleibt es gelegentlich weg. Hydraulikpumpen schliesse ich aus. Das Geräusch wäre ein anderes. Nun kann das  Geräusch der Stössel ja unterschiedliche Gründe haben und unterschiedlich behoben werden. Ich habe desshalb Diskussionen verfolgt, die von der Behebung der Probleme mit Tausch durch Orginalteile, (Set von 16 ca 3000 Euro)  über günstige, gleichguten aus den USA für ein paar hundert Euro bis hin zum Tipp reichen , die gebrauchten erstmal zu reinigen und dann an gleicher Stelle wieder einzubauen. Ausserdem jedoch kann ja auch ein Verschleiss an der N-Welle eingetreten sein. Zudem muss ich jedoch reporten, dass der Öldruck auch nicht unbedingt das Gelbe vom Ei ist. Worauf lässt aus Ihrer/Eurer Sicht die Situation schliessen? Gern gebe ich noch weitere Infos, fals zur Fern-Diagnose erforderlich.

Eine Frage zum Schluss: Dieses WE wollen wir den Stösseln auf die Hände kucken: Ist beim Öffnen auch der Hydraulikkreislauf zu unterbrechen/irgendwas zu beachten? (Werkstatthandbuch für einser Shadow auf Deutsch ist vorrätig)

Schöne Grüße

Uli



Offline cferbrecht

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Re:Hydrostössel/Öldruck
« Antwort #1 am: Do.22.Mai 2003/ 17:45:25 »
Hallo,
hier ein paar Vermutungen meinerseits:

Schlechter Öldruck (durch zugesetzten Ölfilter, schlechte Lager, mangelhafte Ölpumpe...) wäre eine schlüssige Erklärung, da das Öl im kalten Zustand dicker ist und der Druck höher, so dass die Stössel dann auch besser funktionieren könnten. Bei der geringen Laufleistung würde ich aber auch zuerst nach den Stösseln selbst und nach der Nockenwelle sehen.
Hierzu Vergaser abnehmen (Mittelschraube, elektrische, Unterdruck- und Benzinleitungen, Gasverbindungen - Notizen machen!), zu- und wegführende Leitungen von den Hydraulikpumpen (Schläuche vom Reservoir zuklemmen), Unterdruckleitung zum Getriebe (beim Zusammenbau nicht vergessen!), Ansaugspinne (4 neue Dichtungen zu je 8,71 erforderlich) und Mitteldeckel (Seidenfaden und Paste als Dichtung) samt Pumpen abnehmen. Hydrostössel lassen sich zerlegen, säubern und mi neuem Öl prüfen (dürfen auf kräftigen Druck nicht nachgeben). Geräusche entstehen auch, wenn die Stössel an der Unterseite eingelaufen sind (neue Stössel kosten bei uns z.Zt. 21,50/Stück).

Beim Zusammenbau die Hydraulikpumpen so gut es geht an beiden Öffnungen mit Bremsflüssigkeit füllen, das spart das Entlüften.

MfG

Claus Erbrecht
Heaven's Gate Garage
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ulehmann

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Re:Hydrostössel/Öldruck
« Antwort #2 am: Do.22.Mai 2003/ 18:28:37 »
Herzlichen Dank Herr Erbrecht für Ihre rasche und sehr informative Auskunft! Spätestens in kommender Woche melde ich mich ersten
Ergenissen der Obduktion...

freundliche Grüße,

Ulrich Lehmann

ulehmann

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Re:Hydrostössel/Öldruck
« Antwort #3 am: Mi.28.Mai 2003/ 11:43:34 »
So, nun kann ich erstes vermelden:

Nockenwelle zeigt eine gelbliche Legierung, die an manchen Stellen weg ist. Dann sieht man das blanke Metall. (Die Nocken sind aber glatt, nicht rau)  Ist das schon ein Alarmzeichen?

Ebenfalls gewissen Abnutzung zeigen einige der Kipphebel. Hydrostössel sind bis auf einen einzigen (ganz hinten, linke Bank) in absolut erstklassigem Zustand. Die Böden sehen aus wie neu. Nur dieser eine hat Kratzspuren. (Erinnerung: Es klappert auch nur ein Stößel/bleibt hängen)

Was ist daraus zu folgern: Muss die Nockenwelle getauscht werden? Motor läuft ja sonst (wenn der eine Stößel nicht hängt) seidenweich.  Oder soll ich nur den einen, am Boden angekratzten Hydrostössel wechseln? Und wenn ja, führt das nicht evtl. zu weiteren Problemen? Das Werkstatthandbuch sagt dazu unterschiedliches: Mal wird aus wirtschaftlichen Erwägungen empfohlen, nur diesen einen zu tauschen, an anderer Stelle wird empfohlen, alle zu tauschen...

Wie steht's mit dem Aufwand zum Tausch der Nockenwelle und in welche Kostenregionen kommt man da (auch, wenn man's selber macht)?
 

Viele Fragen auf einmal

vielleicht liest das ja einer und kann mir helfen   - ich würde mich sehr freuen!

Schöne Grüße

Uli

Offline cferbrecht

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Re:Hydrostössel/Öldruck
« Antwort #4 am: Mi.28.Mai 2003/ 20:29:15 »
Schwierige Ferndiagnose – die Nockenwelle sollte keinen fühlbaren (Fingernagel) Metallabtrag aufweisen, und natürlich keine Lunkerstellen (kleine Löcher). Die Kipphebel sollten in der Lauffläche ebenfalls keinen Metallabtrag zeigen.

Stößel/Kipphebel können ohne weiteres einzeln getauscht werden – aber die gebrauchten nicht vertauscht einbauen.

Preise für Dichtungen und Stößel hatte ich schon genannt; die Kipphebel kosten bei uns ohne MWSt 125 und 143 Euro/Stück (es sind zwei unterschiedliche Kipphebel eingebaut); Schleifen ist möglich, kann aber kaum jemand, weil eine spezielle Maschine oder viel Übung nötig ist.

Eine Nockenwelle kostet im Tausch  600 Euro.

Zum Aus- und Einbau der Nockenwelle muß aber im Prinzip der Motor ausgebaut werden, da man hinten das Ritzel für den Verteilerantrieb abbauen muß.

Grüße von

Claus Erbrecht
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ulehmann

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Re:Hydrostössel/Öldruck
« Antwort #5 am: Sa.09.Aug 2003/ 11:24:39 »
Hallo Herr  Erbrecht,

war verhindert und kann erst jetzt wieder weitermachen mit dem Wagen. Vielen Dank zunächst für die Zeit, die Sie für Ihre Beantwortung bereits aufwendeten.

Ich habe das alte Öl aus den Hydrostössel sehr vorsichtig ausgepresst (schwarz und völlig versifft) und selbige nun noch etwas gereinigt. Sie sind nun leichtgängig. Sollen sie aber ja nicht sein, sondern, wieder mit Öl befüllt, nicht nachgeben. Habe doch hoffentlich nichts falsch gemacht, indem ich die Stössel ausgepresst habe? Soll ich sie nun einfach nur in Öl einlegen, oder muß ich sie doch auseinandernehmen und geöffnet befüllen?


Gerne bestellte ich bei Ihnen den einen, beschädigten Stössel nach. Nockenwelle bleibt erstmal drin. Bitte verzeihen Sie die vielleicht überflüssige Frage, aber mein befreundeter Mechaniker ist nicht zur Stelle. Die Kepphebel kosten je Stück (16 gesamt) 125/143 Euro, oder je linke/rechte Bank? Man würde dann die Verschleiss zeigenden austauschen, oder?


Zudem brauche ich auch die diversen Dichtungen sowie die Gummischläuche vom Bremsflüssigkeitsrreservoir weg. Kann man das bei Ihnen auch kostengünsitger als z.B. bei Auto-König bestellen?

Über Antwort freue ich mich....

Ulrich Lehmann

(PS: Wie funktioniert die Bestellung bei Heavens Gate?)



Offline cferbrecht

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Re:Hydrostössel/Öldruck
« Antwort #6 am: Sa.09.Aug 2003/ 21:39:10 »
Hallo Herr Lehmann!

Die Stößel lassen sich zerlegen (kleinen Sprengring entfernen, diverse Teile entnehmen – Vorsicht: Feder, Reihenfolge merken, Teile von verschiedenen Stößeln nicht mischen) und reinigen (Waschflüssigkeit oder Verdünnung, Pressluft oder fusselfreies Tuch). Zum Testen und Vorpumpen in eine Dose mit Petroleum stellen, einen dünnen, steifen Draht (Büroklammer) durch das kleine Loch gegen das Ventil und gleichzeitig den Kolben des Stößels mit einem kleinen Schraubendreher hineindrücken – die Luft entweicht, und beim Loslassen muß sich der Stößel mit Petroleum füllen. Vorgang wiederholen, bis keine Luft mehr kommt. Der Kolben sollte sich dann nicht mehr hinunterdrücken lassen – er soll ja jetzt das Ventil gegen den Druck der (sehr starken) Ventilfedern öffnen können.  All’ dies finden Sie auch im Werkstatthandbuch, das im Original selten und teuer ist, aber bisweilen als streng verbotener Nachdruck erhältlich ist...

Die Preise für die Kipphebel sind Stückpreise.

Ob wir günstiger als andere sind, kann (darf) ich Ihnen nicht sagen, aber Sie können natürlich ’mal woanders anrufen und nach den Preisen fragen; ich höre jedenfalls immer wieder, dass wir sehr günstig sind. Unsere Preise entsprechen bei neuen Originalteilen genau den Preisen, die Sie bei RR in England zahlen würden; Gebrauchtteile kosten die Hälfte oder weniger. Austausch-, Alternativ- oder Teile aus (eigener) Nachfertigung sind erheblich billiger.

Wie die Bestellung bei uns funktioniert?
Ganz einfach:
Per Telephon unter 04762-2930
Per Fax unter 04762-8022
Per eMail unter cferbrecht@aol.com

Grüße von Claus Erbrecht


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Re:Hydrostössel/Öldruck
« Antwort #7 am: Mi.22.Feb 2006/ 13:43:16 »
So - hier auch Herr Lehmann, nur mit neuem Login, weil ich das alte nicht mehr rekonsturieren konnte.

Wollte nur bescheid geben, dass meine Kiste wieder schnurrt. Stössel gereinigt, einer getauscht.

Was auffiel war, dass die Nockenwelle etwas mitgenommen wirkte. Also keine Riefen, aber farbliche Veränderungen. Allerdings wurde mir schon von vielen Seiten gesagt, dass das kein Grund zur Unruhe sein sollte. Gewechselte Nockenwellen seien sehr selten, auch angegriffene würden lange halten.

Tatsächlich habe ich erst knapp 100tkm runter.

Das nur der Vollständigkeit halber.


Vielen Dank nochmal!