Dieses Thema habe ich verpaßt, weil ich auf Reisen war. Unterwegs habe ich die Vorgänge im Forum dann nicht so genau angesehen wie zuhause.
Ja, der elektrohydraulische Drucksteller ist bei vielen Mercedes verbaut worden, auch kleineren, auch bei Lancia und Fiat und Ferrari. Es gibt noch viele weitere Teile der KE-Jetronic, die mit anderen Fahrzeugen identisch sind. Gleich neben dem Drucksteller ist der Druckregler, das Dingen mit dem Gummi-Hütchen, ein sauteures Teil schon so, erst recht bei RR, sein Innenleben ist aber auch viel komplexer und diffiziler als man dem Teil von außen ansieht. Wenn der Motor anfängt, schlecht anzuspringen beim Kalt- und/oder Warmstart, dann ist u.U. dieses Teil schuld, weil die Druckverhältnisse in der Einspritzanlage nicht mehr im richtigen Bereich geregelt werden. Das Teil ist ebenfalls bei vielen anderen Fahrzeugen verbaut und im freien Handel - obwohl auch von Bosch - relativ "preiswert". Aber ich habe Zweifel an der Erklärung für Deinen Fehler.
Der Drucksteller regelt die Gemischstärke aufgrund von Daten, die sich im EngineECU ansammeln und dort verarbeitet werden. Er wird mit einem Strom versorgt, über den der Kraftstoffdurchfluß geregelt wird. Der Strom bewegt sich beim warmen Motor um 0 mA (beim Turbo 4 mA), aber das Motormanagement regelt über diesen Drucksteller Fehler weg, indem es dem Motor mehr oder weniger Kraftstoff verpaßt. Der Strom kann deshalb auch -16 mA oder gar +24 mA betragen, in der Kaltstartphase beträgt er sogar mehr als 130 mA, und der Ruhestrom bei eingeschalteter Zündung vor dem Anlassen beträgt exakt 100 mA. Von der Regelsteuerung im Fahrbetrieb abweichende Stromstärken führen zu Fehlermeldungen im Speicher des ECUs, aber der Motor läuft dennoch gut, weil der Fehler ja weggeregelt wird (Falschluft z.B.). Die Werte für die Steuerung kommen u.a. von der Lambdasonde, die hier eine ganz entscheidende Rolle spielt. Diese Werte kann man messen, sie sind sehr aufschlußreich bzgl. verborgener, vom System weggeregelter, aber gleichwohl vorhandener Fehler.
Als der Motor mit abgezogenem Stecker des Druckstellers lief, war er offenbar nicht verstopft (geht eh nicht und ist eh bedeutungslos, aber nur mal so angenommen). Denn er lief ja ohne Regelung, ein gewisser Standarddurchfluß war also gewährleistet, auch als der Drucksteller außer Betrieb war. Als der Stecker draufsteckte, regelte er offenbar, denn er verhielt sich anders als bei abgezogenem Stecker, was ja wohl logisch sein dürfte. Aber was der Drucksteller regelt, bestimmt des EngineECU! Und von da kommt deshalb der Fehler! Irgendeine Komponente veranlaßt das EngineECU, den Motor zu stoppen, aber bestimmt nicht über den Drucksteller. Das geht nicht. Selbst wenn der maximale oder der minimale Strom den Drucksteller regeln, wird der Motor laufen, zu mager oder zu fett, aber er wird laufen.
Deswegen bin ich sicher, daß das Problem nicht behoben wurde. Es war ein Fehler aufgetreten, der das Starten des Motors verhinderte. Der Fehler ist nicht wieder aufgetreten, als der Motor bei abgezogenem Stecker des Druckstellers gestartet wurde und das EngineECU bei abgezogenem Stecker den Drucksteller nicht steuern konnte. Du hast gesagt, die Benzinpumpen seien gelaufen. Paß jetzt genau auf: Sind sie gelaufen, während die Zündung an war und der Motor stand? Dann ist das EngineECU defekt! Das darf nicht sein! Die Benzinpumpen laufen nur, wenn das EngineECU mindesten 30 U/min feststellt, darunter schaltet es die Pumpen ab! Tut es das nicht, ist es defekt - oder jemand hat die Steuerung der Benzinpumpen überbrückt, eben weil das EngineECU eine Macke hat. Hier solltest Du genau nachhaken!
Der Motor sprang nach dem Tausch des Druckreglers an, weil der Fehler weg war, aber nicht, weil der Drucksteller neu war! Das Verschwinden des Fehlers wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nichts mit dem Tausch des Druckstellers zu tun haben. Du hast jetzt einen neuen Drucksteller drin. Zieh den Stecker ab - und was macht der Motor? Springt er an? Ja? Warum sollte das Nicht-Anspringen dann am Drucksteller gelegen haben?
Du hast ja selbst gesehen, daß der Motor bei vom Drucksteller abgezogenem Stecker läuft. Ob der Drucksteller in Ordnung ist oder nicht, spielt also keine Rolle. Wenn der Drucksteller deaktiviert wird (Stecker ab), läuft der Motor - ob der Drucksteller kaputt ist oder nicht, ist wurscht. Der Drucksteller stellt das Gemsich magerer oder fetter, je nach dem was das EngineECU ihm aufträgt. Wenn der Drucksteller spinnt, dann spinnt er, weil das EngineECU ihn spinnen macht und die Gemischstärke falsch einreguliert. Alles andere ist leider unlogisch und illusorisch.
Du solltest darauf vorbereitet sein, daß der Fehler wieder auftritt. Und dann wirst Du an meine Worte denken. Du solltest den Fehlerspeicher des ECUs auslesen! Oder erst mal löschen und dann fahren, um beobachten zu können, was jetzt mit dem neuen Drucksteller für Fehler gespeichert werden. Aber leider wird längst nicht jeder Fehler gespeichert, und die Fehlermeldungen geben leider auch nur das wieder, was an Möglichkeiten programmiert wurde. Es kommt vor, daß ein Fehler so komisch zustande gekommen ist, daß eine ganz unpassende Fehlermeldung ausgegeben wird! Ich vermute, Du wirst noch viel Unterhaltung haben mit der Motorsteuerung :-)
Übrigens: Schenk mir Deinen alten Drucksteller, für Dich ist er ja defekt, ich aber bin mir ziemlich sicher, daß er nichts hat - es sei denn, er ist undicht und läßt Kraftstoff durch das Gummigehäuse nach außen. Dann kannst Du ihn wegwerfen.
Gruß - Udo