Autor Thema: Korrosionsschutz und Rostvorsorge  (Gelesen 14949 mal)

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Offline Blessington

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Re: Korrosionsschutz und Rostvorsorge
« Antwort #45 am: So.17.Dez 2017/ 12:26:59 »
Hallo zusammen!

Nachdem ich es nun leider erst nach Tagen wieder ins Forum geschafft habe, möchte ich mich zuerst bei Dir, Michael, sehr herzlich für Deinen neuen Thread sowie die sehr ausführliche Einleitung mit Deinen Erfahrungen bedanken! Ich habe die bisherigen Beiträge mit großem Interesse gelesen - wobei natürlich gleich deutlich wird, dass da jeder wohl so ein bisschen seine eigene Philosophie hat, mit der er an Rostschutz bzw. Vorsorge herangeht.

Mein Meister hier vor Ort hat mir dieser Tage nochmals gesagt, dass er Abbys Karosseriehohlräume vor einem knappen halben Jahr endoskopisch untersucht hat, als sie rund zwei Wochen wegen einer Reparatur ihrer Garage zu ihm ausgelagert war und er daher quasi das Objekt am Mann hatte. Das war mir jetzt nicht neu, ich hatte es in meiner Anfrage im Blessington-Thread aber vergessen zu erwähnen.

Sie ist wohl vom direkten Vorbesitzer konserviert worden, die Hohlräume sind mit einem honigartig aussehenden Fett versorgt. Der Unterbodenschutz ist bei der Komplettrestauration 2005 erneuert worden - ich bin mir nicht sicher, was die da verwendet haben, es sieht mir aber sehr nach einem Bitumenschutz aus. Dieser befindet sich nach wie vor in einem sehr guten Zustand ohne Risse oder Abplatzungen.

Über eine Holraumversiegelung findet sich in meinen eigentlich sehr umfangreichen Rechnungsbelegen (in denen bisher nahezu jeder Pups dokumentiert war) zwar keine Rückmeldung - das Zeug scheint seine Arbeit jedoch ganz gut gemacht zu haben: es ist bei der endoskopischen Untersuchung der Hohlräume sowie der Kontrolle des Unterbodens und der Radhäuser kein Rost aufgefallen.

Eine solche Untersuchung soll jetzt im Frühjahr noch einmal vorgenommen werden, um ein ganz aktuelles Bild zu erhalten. Dank Eurer Hinweise, Ratschläge und Tipps kann ich mit den Leuten jetzt auch ganz anders ins Gespräch kommen. Nochmals vielen herzlichen Dank dafür!  :)

Einige Informationen, die meine Entscheidungen am Ende beeinflussen werden:

- Abby gehört zu den Fahrzeugen, die tatsächlich so gut wie niemals bei Regen oder auch nur nassem Wetter bewegt werden. Sie ist also zu 99,9 % ihrer Zeit immer trocken. Im Winter wird sie, wenn überhaupt (!) bei trockener Witterung auf Landstraßen bewegt, die nicht mit Streusalz versorgt werden. Im bisherigen Winter ist sie noch gar nicht bewegt worden und steht sein rund einem Monat.

- Sie steht (wie schon erwähnt) in einer Einzelgarage aus Betonsteinen mit Betonboden, die bis vor einer Woche knochentrocken war. Ich sage vor einer Woche, weil ich entdeckt habe, dass durch das Dach plötzlich in geringen Mengen Tropfwasser eindringt.  :o :-[

Das macht mich natürlich nicht glücklich - und ich möchte eine Frage damit an Euch verbinden (und hoffe sehr, dass Michael mir diesen kurzen Ausflug in den off-topic-Bereich nicht übel nehmen wird): ich habe nun eine relativ dicke Baumarktfolie mit Hilfe von Panzertape unter die Garagendecke geklebt, damit kein Tropfwasser auf den Wagen fällt. Nach meinem Arbeitstag komme ich normalerweise alle drei Tage an der Ortschaft vorbei, in der Abby geparkt ist - und sehe nach dem Rechten bzw. entferne die kleine Menge Tropfwasser, die sich in der Folie angesammelt hat, sorgfältig. Sonst ist die Garage trocken und alles bestens. Abby wird noch etwa ein halbes Jahr dort blieben, bis die eigene Garage gebaut ist.

Besteht bei dieser Vorgehensweise eine erhöhte Rostgefahr für den Wagen? Wie gesagt: das in geringen Mengen eindringende Wasser wird immer zeitnah entfernt, Wände und Boden sind trocken. Ich habe mit einer kleinen Taschenlampe und nach vorherigem Abnehmen der wheeldiscs einmal nachgesehen, ob die Bremsscheiben Rost angesetzt haben. Das ist jetzt auch nach rund vierwöchigem, durchgehendem Stehen nicht der Fall - was mich etwas beruhigt hat (hoffentlich nicht zu Unrecht).

Nochmals herzlichen Dank für alle Informationen und Ratschläge!  :)

Viele Grüße aus der Südpfalz

Andreas
Dead Men Are Heavier Than Broken Hearts
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Offline Blessington

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Re: Korrosionsschutz und Rostvorsorge
« Antwort #46 am: So.17.Dez 2017/ 12:30:53 »
Hallo,
angeregt von ein paar Fragen zum Thema Korrosionsschutz in Andreas Monsterthread "Blessington und sein Silver Shadow I stellen sich vor" (http://www.bentley-forum.de/board/index.php?topic=4713.msg63630#new), möchte ich hier meine Vorgehensweise bei der Rostvorsorge vorstellen und freue mich auf einen Erfahrungsaustausch.

 ;D ;D ;D
Ich versuche ja immer noch, Peters Corniche-Thread hinsichtlich der Länge einzuholen - und da habe ich ja vielleicht eines Tages Glück!
Dead Men Are Heavier Than Broken Hearts
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Offline Rüdiger

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Re: Korrosionsschutz und Rostvorsorge
« Antwort #47 am: So.17.Dez 2017/ 12:39:22 »
Halo Andreas,
wo die Tropfen rauskommen, müssen sie aber leider auch nicht reinkommen... :(
Wenn möglich, versuch die Schadstelle außen zu finden und mit Dichtfix von MEM,
das ist faserverstärter Flüssigkunstoff, der auch bei Nässe und zu Teil auch kalten Thep.
verarbeiten werden kann.#
Besser die Basis /Riss /Loch finden, als eine Zwischenlösung, auch wenns nur für eine kurze Zeit sein sollte.
Wie gesagt, wenn Du die Schadstelle findest...

Gruß.. Rüdiger
Ich kenne zwar die Lösung nicht...bewundere aber das Problem.

Offline Blessington

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Re: Korrosionsschutz und Rostvorsorge
« Antwort #48 am: So.17.Dez 2017/ 12:49:01 »
Halo Andreas,
wo die Tropfen rauskommen, müssen sie aber leider auch nicht reinkommen... :(
Wenn möglich, versuch die Schadstelle außen zu finden und mit Dichtfix von MEM,
das ist faserverstärter Flüssigkunstoff, der auch bei Nässe und zu Teil auch kalten Thep.
verarbeiten werden kann.#
Besser die Basis /Riss /Loch finden, als eine Zwischenlösung, auch wenns nur für eine kurze Zeit sein sollte.
Wie gesagt, wenn Du die Schadstelle findest...

Gruß.. Rüdiger

Hallo Rüdiger,

damit hast Du vollkommen recht. Das Problem ist, dass die Garage nicht mir gehört. Ich spreche in der kommenden Woche mit der Besitzerin (die eigentlich sehr zugänglich ist) wegen der Problematik. Die Garage ist vor weniger als einem Jahr mit einer Dachreparatur "überholt" worden - von daher verstehe ich aktuell nicht mal, wo das Wasser überhaupt hereinkommen kann.... >:(

Ich hatte mir nur Sorgen wegen des Wagens gemacht. Denn für den habe ich jetzt adhoc leider keinen anderen Platz.

Andreas
Dead Men Are Heavier Than Broken Hearts
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Offline Rüdiger

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Re: Korrosionsschutz und Rostvorsorge
« Antwort #49 am: So.17.Dez 2017/ 13:07:43 »
Hallo Andreas,
iss mir schon klar. Wenn Du die Schadstelle finden solltest,
wäre das kein großer Aufwand. Die Gebinde gibts von klein bis groß
und ist sehr einfach zu verarbeiten, also keine große Sache.
Wenn die Besitzerin das umgehend erledigt, ist alles gut,
ansonsten ist Deine jetztige Vorkehrung erstmal richtig...
ich drück Dir die Daumen.
Ich kenne zwar die Lösung nicht...bewundere aber das Problem.

Offline -unbekannt verzogen-

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Re: Korrosionsschutz und Rostvorsorge
« Antwort #50 am: So.17.Dez 2017/ 13:26:54 »
Hallo Andreas,

welche Hohlräume hat denn der Meister vor Ort untersucht? Die meisten verstehen unter Hohlräume die Schweller und das wars dann auch schon. Ich hatte ganz oben empfohlen, sich einen Hohlraumversiegelungsplan zu besorgen. Ich weiß nicht, ob es diesen für den Shadow gibt. Aber selbst wenn, ist dieser möglicherweise nicht komplett. Selbst bei Mercedes sind die offiziellen Hohlraumversiegelungspläne lückenhaft und bilden nur einen ersten Anhalt.

Darum meine Empfehlung: Wenn Du die Arbeit nicht selber machst, dann gehe zu einem Fachbetrieb für Korrosionsschutz und nicht zur nächsten Werkstatt um die Ecke. Im Idealfall kennt dieser Fachbetrieb sogar schon Shadow und Co.

Zum Bitumenmist unter dem Auto: Ich habe leider selber schon an einem meiner Fahrzeuge erlebt, dass unter äußerlich perfektem Bitumen großflächig tiefer Rost saß und dem entsprechend eine umfangreiche Teilrestaurierung des Unterbodens notwendig wurde. Auch hier würde ich vom Fachbetrieb prüfen lassen, die können das noch am besten beurteilen.

Ein Loch im Dach, aus dem es nicht direkt aufs Auto tropft, würde mir erst einmal keine Sorgen bereiten, zumal ja mittelfristig eine bessere Lösung ansteht. Rüdigers Tipp mit MEM Dichtfix ist gut, macht aber meines Erachtens erst langfristig Sinn.

Gelassen

Michael

Offline Blessington

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Re: Korrosionsschutz und Rostvorsorge
« Antwort #51 am: Di.19.Dez 2017/ 10:08:24 »
Hallo Andreas,

welche Hohlräume hat denn der Meister vor Ort untersucht? Die meisten verstehen unter Hohlräume die Schweller und das wars dann auch schon. Ich hatte ganz oben empfohlen, sich einen Hohlraumversiegelungsplan zu besorgen. Ich weiß nicht, ob es diesen für den Shadow gibt. Aber selbst wenn, ist dieser möglicherweise nicht komplett. Selbst bei Mercedes sind die offiziellen Hohlraumversiegelungspläne lückenhaft und bilden nur einen ersten Anhalt.

Hallo Michael,

das muss ich jetzt auch erst im Detail klären, was er da genau untersucht hat. Das mit dem Hohlraumplan ist auch meiner Meinung nach eigentlich unabdingbar, damit man weiß, wo überall Vorsorge zu betreiben bzw. nachzuschauen ist. Ich werde da gleich mal Claus anfragen, ob es etwas in der Art von RR/B selbst schon gibt - und wie verlässlich das ist.

Zum Bitumenmist unter dem Auto: Ich habe leider selber schon an einem meiner Fahrzeuge erlebt, dass unter äußerlich perfektem Bitumen großflächig tiefer Rost saß und dem entsprechend eine umfangreiche Teilrestaurierung des Unterbodens notwendig wurde. Auch hier würde ich vom Fachbetrieb prüfen lassen, die können das noch am besten beurteilen.

Ja, die Bitumenschicht muss auf jeden Fall nochmals überprüft werden - wobei ich mir jetzt nicht einmal sicher bin, dass das überhaupt Bitumen ist.  ??? Ich vermute es aber. Und in Richtung Spezialbetrieb sollte das schon gehen, da bin ich ganz bei Dir.

Ich war gestern Nachmittag auf dem Weg nach Hause bei der Garage. Es tropft verhältnismäßig wenig Wasser herein und die von mir aufgespannte Folie hält das Wasser auch zuverlässig vom Fahrzeug ab. Diese recht geringe Wassermenge habe ich freundlich nach draußen gebeten. ;)
Den Rest der Garage habe ich ebenfalls nochmals genau kontrolliert, der ist komplett trocken und daher unproblematisch.
Ich bin aber sehr dankbar für die beruhigenden Rückmeldungen!

Viele Grüße aus der Südpfalz

Andreas

Dead Men Are Heavier Than Broken Hearts
Silver Shadow SRH18587 (1974)

Offline Zippy

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Re: Korrosionsschutz und Rostvorsorge
« Antwort #52 am: Di.19.Dez 2017/ 19:21:42 »
Hallo lieber Andreas,

bei den Ausführungen der werten Mitforisten sind sicherlich die einen oder anderen fachlich fundierten Ratschläge dabei und ich habe diese mit Interesse gelesen, aber lass Dich bitte nicht verrückt machen.

Dein Auto ist doch in einem anständigen Zustand. Was soll den grossartig passieren, wenn Du Deine Abbey weder bei Salz noch übermässig im Regen bewegst ? Falls letzteres eintritt und Du sie nass in die Garage stellen musst, schnellstmöglichst wieder eine anständige Trockenrunde drehen und gut ist.

Bevor Deine Karosserie aufgibt wird etwas anderes aufgeben.

Die Radläufe und die Innenkotflügel sollten aber trotzdem konserviert sein und das ist eine einfache Sache.

Immer dieses „besser als neu“ Bestreben. Das sind doch Exzesse die kein Ende nehmen.

Dem Michael traue ich jedoch zu, diese Aufgaben in Perfektion auszuführen. Für ihn ist der Weg wahrscheinlich das Ziel
und er freut sich daran wie er es gemacht hat.

Doch so ein Ergebnis in so einem Umfang kannst Du niemals über eine beauftragte Werkstatt einfahren.

Ich habe meine winzigen Rostbläschen am Radlauf über Jahre beobachtet und dokumentiert. Hat mich anfangs schlaflose Nächte gekostet. Verändert haben diese sich diese während meiner Halterschaft keinen Milimeter. Falls diese doch grösser geworden wären, hätte der Karosseriebauer das einzusetztende Blech halt etwas grösser gemacht.

Jetzt ist er ja schon ein paar Monate weg und der neue Besitzer freut sich über ein tolles Fahrzeug, welches sich in einem wirklich unverbastelten und nicht verschlimmbesserten Zustand befindet.

Nun noch ein ehrliches Wort von Hypochonder zu Hypochonder 🤪: Stell Dir vor, Du lässt von einem “Fachmann” die Schweller “ausgiessen”. Was passiert, wenn Dir jemand etwas Negatives über das verwendete Material erzählt oder Du darüber nachdenkst ob irgendein Ablauf zugeschmiert und verstopft sein könnte ? Würde dieses zu Deiner Entspannung beitragen ? 🤔

Liebe Grüsse !

Thomas






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Re: Korrosionsschutz und Rostvorsorge
« Antwort #53 am: Di.19.Dez 2017/ 19:37:25 »
Dem Michael traue ich jedoch zu, diese Aufgaben in Perfektion auszuführen. Für ihn ist der Weg wahrscheinlich das Ziel und er freut sich daran wie er es gemacht hat.

Vielen Dank für das nette Kompliment, Thomas,

und Du hast mit Deiner Vermutung nicht ganz unrecht, was meinen Anspruch an das Arbeitsergebnis angeht. Allerdings fahre ich ich viele meiner Oldtimer auch bei Wind und Wetter und da macht sich eine ordentliche Konservierung schon bezahlt.

Zustimmend

Michael

p.s.: Trotzdem halte ich an meinem Rat für Andreas fest, lieber eine ordentliche Versieglung vom Fachmann machen zu lassen, als nur zwei Liter Irgendwas in die Schweller zu kippen.  8)

Offline wellenkieker

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Re: Korrosionsschutz und Rostvorsorge
« Antwort #54 am: Mi.20.Dez 2017/ 09:13:07 »
Hallo Thomas,

>Immer dieses "besser als neu" Bestreben<


Ich nehme dies gern zum Anlass, meine ganz persönliche Sichtung kund zu tun.
Mit wenigen Ausnahmen, wird man daran wohl den Unkundigen durch sein Werk leicht erkennen.

Die Ergebnisse solcher Exerzitien sind für mich nicht nachvollziehbar.
Das Nicht-Annehmen-können einen Oldtimer, der seine Jahre gelaufen hat,
der aus einer anderen Zeit herübergekommen ist, zu besitzen, mit allem, was dies bedeutet,
ist für mich völlig unverständlich.
Gerade diese Zeitreise, auch in Bezug auf die techn. Ausstattung, ist für mich immer wieder ein Geschenk.

Gleichwohl ist es auch immer eine Gradwanderung, bei der man um des Erhaltenswillen, zuweilen
Dinge vornimmt, die man evtl. später deutlich bereut.
Anfänglicher Kosmetikaktionismus wird wohl auch im Laufe der Zeit, mit zunehmender Einsicht,
bei vielleicht weiteren, oder darauffolgenden, Fahrzeugen sofern man weiterhin infiziert bleibt,
in ein verständnisvolles, kunstfertiges Schaffen münden, an dem man sich und andere sich mit
einem erfreuen können.
Nur ist dies wohl ein langer Weg.
Ein Weg, auf dem man immer wieder Mist macht, auch wenn es vielleicht über die Zeit weniger wird.
Die Ergebnisse begegnen einem immer dann, wenn man sich Oldtimer ansieht.
Es gehört so vieles dazu, es wird so wenig bedacht, wo so viel geblendet wird... .

Stefan

p.s.
Aus einer Grotte einen nicht nur fahrbaren Untersatz zu zaubern, wird zwangsläufig in ein weit vom
Ursprung entfernt liegen münden.
Solche Herrschaften bedenke ich mit Hochachtung.

Offline -unbekannt verzogen-

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Re: Korrosionsschutz und Rostvorsorge
« Antwort #55 am: Mi.20.Dez 2017/ 09:29:31 »
Immer dieses „besser als neu“ Bestreben. Das sind doch Exzesse die kein Ende nehmen.

Im Prinzip hast Du ja recht, Thomas,

aber der Korrosionsschutz ab Werk war bis weit in die 80er Jahre hinein eindeutig mangelhaft. Vermutlich haben viele Fahrzeuge nur deshalb überlebt, weil die Besitzer in diesem Bereich frühzeitig nachgebessert haben. Dem entsprechend ist es sinnvoll, wenn ein neu aufgebrachter Korrosionschutz nicht original, sondern besser als neu ist.

Skeptisch

Michael

Offline -unbekannt verzogen-

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Re: Korrosionsschutz und Rostvorsorge
« Antwort #56 am: Mi.20.Dez 2017/ 09:31:55 »
Ich nehme dies gern zum Anlass, meine ganz persönliche Sichtung kund zu tun.
Mit wenigen Ausnahmen, wird man daran wohl den Unkundigen durch sein Werk leicht erkennen.

Die Ergebnisse solcher Exerzitien sind für mich nicht nachvollziehbar.
Das Nicht-Annehmen-können einen Oldtimer, der seine Jahre gelaufen hat,
der aus einer anderen Zeit herübergekommen ist, zu besitzen, mit allem, was dies bedeutet,
ist für mich völlig unverständlich.
Gerade diese Zeitreise, auch in Bezug auf die techn. Ausstattung, ist für mich immer wieder ein Geschenk.

Gleichwohl ist es auch immer eine Gradwanderung, bei der man um des Erhaltenswillen, zuweilen
Dinge vornimmt, die man evtl. später deutlich bereut.
Anfänglicher Kosmetikaktionismus wird wohl auch im Laufe der Zeit, mit zunehmender Einsicht,
bei vielleicht weiteren, oder darauffolgenden, Fahrzeugen sofern man weiterhin infiziert bleibt,
in ein verständnisvolles, kunstfertiges Schaffen münden, an dem man sich und andere sich mit
einem erfreuen können.
Nur ist dies wohl ein langer Weg.
Ein Weg, auf dem man immer wieder Mist macht, auch wenn es vielleicht über die Zeit weniger wird.
Die Ergebnisse begegnen einem immer dann, wenn man sich Oldtimer ansieht.
Es gehört so vieles dazu, es wird so wenig bedacht, wo so viel geblendet wird... .

Hallo Stefan,

Deinen Beitrag habe ich gedanklich leider nicht erfassen können.  :-\ Kannst Du ihn bitte noch einmal in wenigen kurzen Sätzen für einfache Gemüter wie mich erläutern?

Neugierig

Michael

Offline wellenkieker

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Re: Korrosionsschutz und Rostvorsorge
« Antwort #57 am: Mi.20.Dez 2017/ 10:09:31 »
Hallo Michael,

mmh.

Vielleicht so.

Thomas hat mal von einer Uhr geschrieben, die König Ludwig bei seinem letzten Bad im See beglitten hat.
Diese ist dann erwartungsgemäß stehen geblieben, vielleicht um den Todeszeitpunkt des Eigners herum.
Ein Erwerber, hat nun ein neues Werk in eben jene einbauen lassen, so weit ich mich entsinne,
und war darüber sehr stolz.
Damit war das, was der Uhr anhaftete, was sie neben anderen Uhren auszeichnete hinweggeschaffen worden.

Ein Ölgemälde welches brüchig wird, kann man neu erschaffen, vielleicht mit haltbareren Kompositen,
vielleicht in Acryl.
Es wird aber nie wieder dieses eine Ölgemälde sein.
Man kann es auch, versuchsweise, mit, soweit bekannt, originalem Material "ausgleichen", bei minimalem
Eingriff.
Es wird aber nicht dieses Gemälde bleiben.
Man kann einen alten Ledereinband eines mehrere hundert Jahre alten Buches im Verfall stoppen.
Man kann dies Dingen wieder so aussehen lassen wie sie vermutlich mal aussahen.
Die Geschichte aber ist der Verfall.
Man nimmt mit solchen Eingriffen vieles vom Eigentlichen fort, das wird in meinen Augen zu wenig
bedacht.
Vom Werk her waren z.B. Shadow-modelle sicherlich einer gewissen qualitativen Streuung unterworfen.
Doch sie waren nahe beisammen.
Im Laufe der Zeit entfernten sich die jeweiligen Modelle einer Serie zunehmend und deutlich sichtbar
und erfahrbar von ihrem Ausgangszustand.
Sie haben einen Teil ihrer Geschichte durchlaufen.
Das finde ich wunderbar und freue mich sehr darüber, wenn ich das sehen darf.
Auch wenn es manchmal eine traurige Geschichte ist.
Sicherlich ist auch eine "Totalrestauration" etwas, was so ein Fahrzeug ertragen kann, aber mir
fehlte dann etwas.
Der Unterschied, ich erfreue mich am Unterschied, nicht an der Konformität.
Natürlich ist auch dies ein stetes Gradwandern und so gut wie unmöglich zu erreichen, aber es
ist eine Zielrichtung unter vielen.

Stefan
p.s.
Natürlich ist ein Konservieren für den winterlichen Einsatz sinnvoll, war es damals auch.
Manches ist auch besser geworden, ob man dann auf Altes zurückgreifen muss?
Wäre schon extrem, könnte ich aber verstehen.

Offline gerd DRB15051

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Re: Korrosionsschutz und Rostvorsorge
« Antwort #58 am: Mi.20.Dez 2017/ 10:39:10 »
Die Uhr von Ludwig ist was einzigartiges durch die Tatsache. dass sie ihm gehörte und den ca. Zeitpunkt seines Ertrinkens anzeigte, das ändert man nicht.

Bei  dem Auto in dem Bonny und Clyde erschossen wurden, schweisst man auch nicht die Einschusslöcher zu und lackiert es neu, ebenso das Auto in dem Franz Ferdinand in Sarajewo erschossen wurde. Da gibts noch viele geschichtsträchtige Beispiele von einzigartigen Objekten.

Das sind Zeugnisse des Weltgeschehens und museale Objeke und taugen sicher nicht als Beispiel für ganz normale Autos.

Bei einem RR von Großmetzger Meier aus Knieritz an der Knatter, oder andere Smith und Lancaster fuhren, das rostete und andere Schäden nahm ist es "nur" ein Auto. Das würde ich wieder auf den stolzen Stand bringen wollen, dass es bei Auslieferung hatte.
Ich persönlich möchte keine Autos die schlechter als Zustand zwei (oder drei wenn sie völlig original sind), kann aber jeder anders sehen  :)

PS: Ich kenne Leute, die den schlechten Zustand ihrer Autos gerne mit dem Wort Patina verklären, nicht mein Ding

Whenever people agree with me, I always feel I must be wrong. (Oscar Wilde)

Offline wellenkieker

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Re: Korrosionsschutz und Rostvorsorge
« Antwort #59 am: Mi.20.Dez 2017/ 11:38:05 »
Hallo Gerd,

bei Zustand 3 bin ich mit Dir gleich auf.

Museumsstücke fährt auch keiner, die sind per se tot.

Aber das Teil von der Knatter oder das aus  Lancester, die find ich interessant,
allerdings auch nicht mit dem Missbrauchswort Patina belegt.

Ein bischen hab ich auch geschummelt.
Ich kann nämlich nicht funktionale Technik nicht ausstehen.
Nur sieht es keiner, wenn sie funktioniert, das merkt nur der Fahrer 8)

Beim Überholen einer Sitzgarnitur ist mir, für mich, folgendes klar geworden.
Ich habe dem Ding seinen Charakter genommen, es hat zwar an Gebrauchswert
deutlich gewonnen, hat sich dem ungeübten Auge vielleicht auf Neuwert hin
verbessert.
Aber darauf sitzen bereitet mir keine Freude mehr.
Es ist jetzt eine beliebige Garnitur geworden. :-[


Stefan