Grundsätzlich ist zu fragen, ob ein Vergasermotor mit einer gut gemachten Kaltstartanreicherung über die Chokeklappe bei winterlichen Temperaturen so spontan anspringen und sauber laufen kann, wie wir es von modernen Einspritzmotoren gewöhnt (verwöhnt !) sind. Es wurde schon angesprochen, dass der Kraftstoff in der Düse des Vergasers in winzigen Tröpfchen 'abgegeben' wird, die sich auf ihrem Weg in den Brennraum an den noch kalten Wänden der Ansaugwege und am Ventil niederschlagen und dort einen Wandfilm bilden.
Das versucht man durch die Choke- oder Kaltstarteinrichtung des Vergasers durch Anfettung zu kompensieren. Das gelingt eventuell aber nicht optimal, so dass die Gemischzusammensetzung zeitweilig außerhalb erwünschter Grenzen liegt. Zusätzlich kommt erschwerend dazu, dass die Chokeeinrichtung zentral wirkt, aber die einzelnen Ansaugwege das Gemisch in unterschiedlichem Maße abmagern, so dass ein Teil der Zylinder kein optimal zündfähiges Gemisch während der Kaltlaufphase bekommt. Das kann zu ungleichnäßigem Motorlauf führen.
Ob das bei einem Silver Shadow so ist, oder eine optimal arbeitende Kaltstarteirichtung zu einem für alle Zylinder gut zündbarem Gemisch führt, weiß ich nicht. Wissen kann man das dann, wenn noch andere Silver Shadow Besitzer ihre momentanen Erfahrungen mit Kaltstarts hier schildern.
Einspritzanlagen spritzen den Kraftstoff im allgemeinen direkt vor dem Ventil ein, so dass viel weniger Kraftstoff an den Wänden kondensieren kann und führen zweitens über die Lambdaregelung sofort nach dem Anspringen zu einer innerhalb der "Gutlaufgrenzen" liegenden Gemischzusammensetzung.
Ich kann mir auch vorstellen, dass die Kaltstarteinrichtung des Silver Shadows ab Werk eher "knapp" regelt, damit die Abgasbelastung durch HC und CO möglichst niedrig ist.
Im konkreten Fall könnte man zwei Dinge versuchen:
1. Kontrollieren, ob die Startautomatik einwandfrei arbeitet.
2. Die Einstellung so zu verändern, dass das Gemisch geringfügig fetter ist, in der Hoffnung, dass die hin und wieder aussetzenden Zylinder ein niedrigere Aussetzerrate haben. Dieses erratische Aussetzen führt zu dem beanstandeten unruhigen Lauf in der Kaltstartphase.
3. Nch ein kleiner 'Trick', den ich demnächste versuchen werde. Ich habe mir 8 Platinzündkerzen gekauft, die eine um ca. 3 - 4 mm vorverlegte Funkenlage haben. Ich vermute (und hoffe) aufgrund guter Erfahrung bei einem Jaguar V12 Motor, dass dadurch die Zündaussetzerrate sinkt, weil der Funke weiter im Brennraum stattfindet und dadurch die Chance einer Entzündung der kleinen "Gemischwolke" steigt, die bei Standgas im Brennraum vorhanden ist. So wie die Last etwas höher, und damit die Gemischwolke größer und die effektive Verdichtung höher ist, hat ein normaler Motor keinerlei Zündprobleme.
Ich habe von einem Fachmann für Zündanlagen der Automobilindustrie gehört, dass es durch die vorverlegte Funkenlage keine Gefahr von Glühzündungen bei hoher Last geben soll. Ob das wirklich so ist, weiß ich nicht, habe aber bei meinem 11,5: 1 verdichteten Jaguar-Motor in den letzten neun Jahren nichts negatives bemerkt. Allerdings sind die fünf Sinne eines Menschen kein gutes 'Glühzündungsdiagnose-werkzeug'. Ich werde im späten Frühjahr berichten, wie der V8-Motor mit den Platinkerzen läuft, so weit ich das beurteilen kann.
Andreas die Lösung seines Problems und uns einen detaillierten Bericht darüber wünscht Wolfgang Gatza