Autor Thema: Starten nach etwas längerer Standzeit  (Gelesen 1955 mal)

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Offline Blessington

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Starten nach etwas längerer Standzeit
« am: Mi.03.Feb 2021/ 19:50:39 »
Hallo zusammen!

Während die Südpfalz quasi im Regenwetter "ertrinkt" und ich meinem Shadow und meinen Nerven Ausfahrten aktuell erspare, möchte ich Euch mit einer Frage auf den Wecker fallen:

Wenn mein Silver Shadow etwas länger steht (mehrere Wochen), dann springt er aktuell nur recht unwillig an: Längeres "Leiern" ist dann die Regel, bis der Motor läuft. Ich nehme an, dass es daher rührt, dass der Kraftstoff während der Standzeit in den Schwimmerkammern der Vergaser verdunstet ist und es eben seine Zeit braucht, bis wieder genügend davon vorhanden ist, um den Motor zu starten.

Wenn es kalt ist (Temperaturen um den Gefrierpunkt), dann ist aus meiner Sicht der Kaltleerlauf auch ein wenig unbefriedigend - ich lasse den Shadow dann immer einige Minuten im Leerlauf drehen, damit sich der Leerlauf auf einem gewissen Niveau "stabilisiert". Fährt man dann los, läuft der Motor gleichmäßig und gut, ohne Aussetzer oder irgendwelche Probleme. Aber den Motor starten und dann sofort losfahren.... - ist möglich, man merkt aber deutlich, dass dazu der Kaltleerlauf nicht optimal ist.

Meine Frage: Kann ich etwas tun, um dieses Startverhalten (beide geschilderten Sachverhalte) zu verbessern? Gibt es da einen Trick - oder ist das bei euren Fahrzeugen genauso? Die Vergaser sind von Grund auf bei einem Motoreninstandsetzer überholt und frisch eingestellt worden - eigentlich sollte da nichts sein... ???

Viele Grüße aus der Südpfalz

Andreas
Dead Men Are Heavier Than Broken Hearts
Silver Shadow SRH18587 (1974)

Offline SRH4422

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Re: Starten nach etwas längerer Standzeit
« Antwort #1 am: Mi.03.Feb 2021/ 20:14:06 »
Hallo Andreas!

Wenn du beim Starten den Zündschlüssel nicht direkt durchdrehst, sondern auf der Stellung "Zündung an" ein wenig ruhen lässt, hörst du das Klackern der Pumpen.
Sollten die Schwimmerkammern des Vergasers leer sein, so werden sie durch die Pumpen direkt wieder gefüllt. Vorraussetzung ist aber, dass man den Pumpen ein wenig Zeit gibt.
Ich zünde daher erst dann, wenn das Klackern der Pumpe aufgehört hat.
Mein Auto startet bei den Temperaturen auch schlechter als im Sommer. Vermutlich ist die Kaltstartvorrichtung nicht richtig eingestellt. Mich stört es aber nicht so sehr, dass ich da bis jetzt Handlungsbedarf gesehen hätte.

Viele Grüße
Michael
SRH4422 von 10/1968

Offline Blessington

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Re: Starten nach etwas längerer Standzeit
« Antwort #2 am: Mi.03.Feb 2021/ 20:19:12 »
Hallo Michael,

vielen Dank für Deine sehr schnelle Antwort! Das Klackern der Pumpen warte ich auch ab.

Bei meinem Fahrzeug ist es wie wahrscheinlich wie bei Deinem: im Sommer oder generell bei wärmerem Wetter startet der Motor viel leichter und der Leerlauf ist de facto sofort stabil und gleichmäßig.

Handlungsbedarf ist es bei mir eigentlich auch nicht - ich hatte mich gefragt, ob ich irgendwie "helfen" kann.

Viele Grüße

Andreas
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Silver Shadow SRH18587 (1974)

Offline SRH4422

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Re: Starten nach etwas längerer Standzeit
« Antwort #3 am: Mi.03.Feb 2021/ 20:24:29 »
Sehr gerne doch.
Vermutlich reichert er beim Kaltstart nicht genug an.

Versuche gerade, mal wieder was häufiger hier vorbeizusehen.
Wie wohl auch bei dir, habe ich das Forum hier in der letzten Zeit ein wenig vernachlässigt und seltener aufgerufen. Einerseits gab es zum Glück auch keine großen Baustellen an meinem Wagen und auf der anderen Seite gab es bei meinem anderen Oldie etwas mehr zu tun.
SRH4422 von 10/1968

Offline Blessington

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Re: Starten nach etwas längerer Standzeit
« Antwort #4 am: Mi.03.Feb 2021/ 20:37:38 »
Ich vermute auch, dass das Gemisch in der Kaltlaufphase (und da bei kälteren Temperaturen) nicht zu hundert Prozent stimmt - oder vielleicht auch die Kaltstarteinrichtung nicht gaaanz genau eingestellt ist. Andererseits - bei wärmeren Temperaturen springt der Motor gut an und läuft auch direkt danach (also in der Kaltlaufphase) sofort stabil und gleichmäßig, sodass ich sofort losfahren kann.
Ist es draußen kälter, dann empfiehlt es sich bei meiner Abby, den Motor etwas im Leerlauf drehen zu lassen und erst dann loszufahren.

Ja, bei uns hat der Hausbau in den vergangenen eineinhalb Jahren viel Zeit gefressen, die ich dann leider gezwungenermaßen nicht in meine Hobbys investieren konnte - unter anderem ging diese Zeit dann hier am Forum ab. Ich habe mich immer sehr bemüht, mit dem Shadow bei schönem Wetter unterwegs zu sein und ihm Standzeiten nach Möglichkeit zu ersparen - auch wenn der Meilenzähler dann insgesamt nicht allzuviele Meilen in dieser Zeit addiert hat...

Die aktuell leider immer noch anhaltende Pandemiesituation hat meine Frau und mich dann auch noch beruflich mehr eingespannt, das kam dann noch obendrauf.

Aner ich bin fest entschlossen, mich in der kommenden Zeit wieder mehr hier "herumzutreiben"... :)
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Silver Shadow SRH18587 (1974)

Offline SRH4422

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Re: Starten nach etwas längerer Standzeit
« Antwort #5 am: Mi.03.Feb 2021/ 20:47:34 »
Kaltstart im Sommer und im Winter sind ja auch sehr unterschiedlich.

Bei so einem großen. Kalten Motorblock kondensiert viel des vergasten Kraftstoffs auf dem Weg zu den Brennräumen an den kalten Motorwänden. Was dann im Zylinder ankommt, ist dann u.U. nicht mehr zündfähig.
Geht denn die Chokeklappe bei solchen Starts auch richtig zu? Die muss ja ganz zu sein, damit sich der Motor weniger Luft aber dafür in Relation mehr Kraftstoff ansaugt.

Ja, die aktuelle Situation ist schon sehr doof. Ich bin seit März nur 2 Tage in der Firma gewesen und "kämpfe" zu Hause mit meinen Kindern ums WLAN :-)
Und der Zweitberuf des Lehrers ist auch noch dazugekommen...
SRH4422 von 10/1968

Offline Blessington

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Re: Starten nach etwas längerer Standzeit
« Antwort #6 am: Mi.03.Feb 2021/ 20:49:35 »
Geht denn die Chokeklappe bei solchen Starts auch richtig zu? Die muss ja ganz zu sein, damit sich der Motor weniger Luft aber dafür in Relation mehr Kraftstoff ansaugt.

Vielleicht eine kindliche Frage, aber: Wie kann ich das kontrollieren?
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Silver Shadow SRH18587 (1974)

Offline SRH4422

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Re: Starten nach etwas längerer Standzeit
« Antwort #7 am: Mi.03.Feb 2021/ 20:59:00 »
Dafür musst den den Schlauch, der die Luft zum Vergaser führt, vom Vergaser abziehen. Der ist mit einer Schelle fest und leicht abgemacht.
Dann bei eingeschalteter Zündung das Gaspedal einmal bis zum Boden durchtreten. Dabei muss die vormals noch offenstehende Klappe zufallen.
Ein Magnet hält sie in dieser Position. Wenn du versuchst, sie von Hand wieder zu öffnen, solltest du den Magneten merken.
Geht sie nicht zu oder wird nicht in der Zu Position gehalten, solltest du der Sache nachgehen.
SRH4422 von 10/1968

Offline Blessington

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Re: Starten nach etwas längerer Standzeit
« Antwort #8 am: Mi.03.Feb 2021/ 21:39:50 »
Vielen Dank! Das werde ich kontrollieren.  :)
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Silver Shadow SRH18587 (1974)

Offline Woolfi

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Re: Starten nach etwas längerer Standzeit
« Antwort #9 am: Do.04.Feb 2021/ 00:02:01 »
Grundsätzlich ist zu fragen, ob ein Vergasermotor mit einer gut gemachten Kaltstartanreicherung über die Chokeklappe bei winterlichen Temperaturen so spontan anspringen und sauber laufen kann, wie wir es von modernen Einspritzmotoren gewöhnt (verwöhnt !) sind. Es wurde schon angesprochen, dass der Kraftstoff in der Düse des Vergasers in winzigen Tröpfchen 'abgegeben' wird, die sich auf ihrem Weg in den Brennraum an den noch kalten Wänden der Ansaugwege und am Ventil niederschlagen und dort einen Wandfilm bilden.
Das versucht man durch die Choke- oder Kaltstarteinrichtung des Vergasers durch Anfettung zu kompensieren. Das gelingt eventuell aber nicht optimal, so dass die Gemischzusammensetzung zeitweilig außerhalb erwünschter Grenzen liegt. Zusätzlich kommt erschwerend dazu, dass die Chokeeinrichtung zentral wirkt, aber die einzelnen Ansaugwege das Gemisch in unterschiedlichem Maße abmagern, so dass ein Teil der Zylinder kein optimal zündfähiges Gemisch während der Kaltlaufphase bekommt. Das kann zu ungleichnäßigem Motorlauf führen.
Ob das bei einem Silver Shadow so ist, oder eine optimal arbeitende Kaltstarteirichtung zu einem für alle Zylinder gut zündbarem Gemisch führt, weiß ich nicht. Wissen kann man das dann, wenn noch andere Silver Shadow Besitzer ihre momentanen Erfahrungen mit Kaltstarts hier schildern.
Einspritzanlagen spritzen den Kraftstoff im allgemeinen direkt vor dem Ventil ein, so dass viel weniger Kraftstoff an den Wänden kondensieren kann und führen zweitens über die Lambdaregelung sofort nach dem Anspringen zu einer innerhalb der "Gutlaufgrenzen" liegenden Gemischzusammensetzung.
Ich kann mir auch vorstellen, dass die Kaltstarteinrichtung des Silver Shadows ab Werk eher "knapp" regelt, damit die Abgasbelastung durch HC und CO möglichst niedrig ist.
Im konkreten Fall könnte man zwei Dinge versuchen:
1. Kontrollieren, ob die Startautomatik einwandfrei arbeitet.
2. Die Einstellung so zu verändern, dass das Gemisch geringfügig fetter ist, in der Hoffnung, dass die hin und wieder aussetzenden Zylinder ein niedrigere Aussetzerrate haben. Dieses erratische Aussetzen führt zu dem beanstandeten unruhigen Lauf in der Kaltstartphase.
3. Nch ein kleiner 'Trick', den ich demnächste versuchen werde. Ich habe mir 8 Platinzündkerzen gekauft, die eine um ca. 3 - 4 mm vorverlegte Funkenlage haben. Ich vermute (und hoffe) aufgrund guter Erfahrung bei einem Jaguar V12 Motor, dass dadurch die Zündaussetzerrate sinkt, weil der Funke weiter im Brennraum stattfindet und dadurch die Chance einer Entzündung der kleinen "Gemischwolke" steigt, die bei Standgas im Brennraum vorhanden ist.  So wie die Last etwas höher, und damit die Gemischwolke größer und die effektive Verdichtung höher ist, hat ein normaler Motor keinerlei Zündprobleme.
Ich habe von einem Fachmann für Zündanlagen der Automobilindustrie gehört, dass es durch die vorverlegte Funkenlage keine Gefahr von Glühzündungen bei hoher Last geben soll. Ob das wirklich so ist, weiß ich nicht, habe aber bei meinem 11,5: 1 verdichteten Jaguar-Motor in den letzten neun Jahren nichts negatives bemerkt. Allerdings sind die fünf Sinne eines Menschen kein gutes 'Glühzündungsdiagnose-werkzeug'.  Ich werde im späten Frühjahr berichten, wie der V8-Motor mit den Platinkerzen läuft, so weit ich das beurteilen kann.
Andreas die Lösung seines Problems und uns einen detaillierten Bericht darüber wünscht   Wolfgang Gatza

Offline Udinho

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Re: Starten nach etwas längerer Standzeit
« Antwort #10 am: Do.04.Feb 2021/ 00:39:00 »
Gebe ich mal meinen Senf kurz dazu:

1.   Funktioniert der Magnet, der die Starterklappe festhalten muß in dem Moment, wo der Anlasser erstmals losdreht? Das kannst Du prüfen, indem Du auf die Hebelei der Starterklappe zur Drehzahlanhebung schaust. Diese Hebelei – und damit die Starterklappe – muß still stehen und darf sich nicht bewegen. Ist der Magnet defekt oder nicht angeschlossen oder verstellt, hüpft die Starterklappe und läßt dabei zuviel Luft rein. Der Magnet muß sie fest zuhalten, wenn der Anlasser losdreht und der Motor zu saugen anfängt. Falls der Magnet nicht funktioniert, kann man beim Rechtslenker die Klappe auf der Hebelei zur Drehzahlanhebung des Kaltlaufs festhalten, also runterdrücken und dabei den Anlasser betätigen. Wenn der Motor losrennt, sofort die Hebelei/die Starterklappe loslassen, sonst erstickt der Motor.

2.    Wenn ich unseren Shadow abstelle, schalte ich schon beim noch warmen Motor für den nächsten Start die Starterklappe ein. Dazu gibt man im Motorraum am Gasgestänge etwas Gas (Motor ist aus), drückt die Stange für die Drehzahlanhebung des Kaltlaufs runter und läßt das Gasgestänge wieder los. Dadurch ist die Starterklappe frei, sich mit dem abkühlenden Motor langsam zu schließen. Vorteil beim Kaltstart: Hinter der Starterklappe steht fettes Gemisch sofort zum Ansaugen bereit, weil das aus den Schwimmerkammern verdunstende Benzin nicht entweicht, sondern sich hinter der Starterklappe sammelt und für ein fettes, sofort bereitstehendes Gemisch für das erste Ansaugen sorgt. So rennt der Motor – wenn er ordentlich, nicht perfekt eingestellt ist – mit dem ersten Anticken des Zündschlüssels los, auch nach zwei Wochen Standzeit.

Gruß - Udo
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Offline SRH4422

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Re: Starten nach etwas längerer Standzeit
« Antwort #11 am: Do.04.Feb 2021/ 08:19:44 »
Hi Udo!

Deinen unter 2. beschriebenen Trick werde ich mal probieren. Ich denke aber, dass er dafür eine gewisse Zeit braucht, bis man sich diese Routine beim Abstellen angewöhnt hat, oder? :-)

Viele Grüße

Michael
SRH4422 von 10/1968

Offline Udinho

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Re: Starten nach etwas längerer Standzeit
« Antwort #12 am: Do.04.Feb 2021/ 09:19:01 »
Hast Du Punkt 1 geprüft?

Punkt 2 muß nicht unbedingt gleich nach dem Abstellen des Autos erledigt werden. Kann man auch irgendwann später machen, indem man, wenn der Motor bereits kalt ist, das Gaspedal einmal tritt, dann schaltet sich die Startautomatik ein. Ab dann passiert es so, wie beschrieben: Verdunstendes Benzin bildet hinter der Starterklappe ein fettes Gemisch, das der Motor beim nächsten Startversuch sofort zur Verfügung hat.

Gruß - Udo
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Re: Starten nach etwas längerer Standzeit
« Antwort #13 am: Do.04.Feb 2021/ 09:58:08 »
Eigentlich völlig normal für Vergasermotoren. Nach längerer Standzeit muss man aus den vielfach beschriebenen Gründen etwas "orgeln" bis das Gemisch ankommt.
Bei meinem tritt dies nach Standzeiten von über drei Wochen auf. Ist halt so bei Oldtimern.

Bei alten Einspritzmotoren (Mercedes z.B.) passiert das nur, wenn der Kraftstoffdruckspeicher defekt ist.

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Offline SRH4422

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Re: Starten nach etwas längerer Standzeit
« Antwort #14 am: Do.04.Feb 2021/ 10:08:41 »
Hi Udo!

Ja, Nummer 1 funktionierte beim letzten Mal, als ich es kontrolliert habe. Ich bin ja auch mit dem Kaltstartverhalten meines Wagens zufrieden.

VG
SRH4422 von 10/1968